Seite 2 von 7
3. Aufzug, 2. Szene
Hermione, Leontes und ein Beamter.
Buch kaufen
HERMIONE:
Da, was ich sagen will, nichts andres ist,
Als dem, des man mich anklagt, widersprechen,
Und mir kein ander Zeugnis steht zur Seite,
Als was ich selbst mir gebe, frommt mir kaum
Zu rufen: »Frei von Schuld!«: da hier für Lüge
Gilt meine Lauterkeit, wird, was ich sage,
Auch also heißen. Doch – wenn Himmelsmächte
Sehn unser menschlich Tun (sie schaun herab),
Dann zweifl' ich nicht, die Unschuld macht erröten
Die falsche Klag', und Tyrannei erbebt
Vor der Geduld. – Mein Fürst, Ihr wißt am besten,
Scheint Ihr auch jetzt am wenigsten zu wissen:
So rein und treu war mein vergangnes Leben,
Wie ich jetzt elend bin, und das ist mehr,
Als die Geschichte und Erdichtung, noch
Das Schauspiel kennt, die Menge zu bezaubern.
Denn schaut mich an, –
Genossin königlichen Betts, der halb
Der Thron gehörte, eines Königs Tochter,
Die Mutter eines edeln Prinzen, – steh' ich
Und sprech' und schwatze hier für Ehr' und Leben,
Vor jedem, der es hören will. Mein Leben,
Es drückt mich wie mein Gram, gern miss' ich beide;
Doch Ehr', ein Erbteil ist sie für die Meinen,
Sie nur verdient mein Wort. Ich mahn' Euch, Herr,
Fragt Eu'r Bewußtsein, eh' Polyxenes
An Euern Hof kam, wie Ihr mich geliebt,
Und wie ich es verdient; seit er gekommen,
Mit welch unziemlichem Entgegentreten
Verging ich mich, daß man mich also deutet;
Wenn's nur ein Haar breit war jenseit der Ehre,
Sei's Tat, sei's Wille nur, im Weg des Unrechts,
So werde Stein das Herz jedweden Hörers,
Und ekel sei mein Grab dem nächsten Blutsfreund!