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4. Akt, 2. Auftritt
Halisca, Phanostrata und Lampadiscus
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(Haliska tritt suchend auf der anderen Seite der Bühne auf, und wird von den Anderen eine Weile beobachtet.)
HALISCA:
Wenn Götter mir nicht
Helfen, bin ich hin; ich weiß nicht, wo ich Hülfe mir erbitte.
Also hat in schweres Elend meine Thorheit mich gestürzt;
Und ich fürchte, fürchte sehr, sie prallt auf meinem Rücken ab,
Wenn's die Herrin inne wird, wie unbedachtsam ich gewesen.
In den Händen hielt ich hier das Kästchen, vor dem Haus empfing' ich's;
Jezt ist's fort; wo's hingekommen, weiß ich nicht; ich muß es, glaub' ich,
Hier herum verloren haben.
(zu den Zuschauern) Meine Herrn hier auf den Bänken!
Sagt mir doch, wenn's Einer sah, wer's aufgehoben, oder wer es
Weggetragen, ob er hierhin, oder dorthin seinen Weg nahm. –
Doch werd' ich denn klüger mit Fragen, mit Bitten?
Ich red' in den Wind. Denn die Männer frohlocken
Bei'm Unglück der Frauen. Jezt will ich doch forschen,
Ob nicht eine Spur hier von menschlichen Tritten
Sich zeigt. Denn wenn Niemand, seitdem ich hineinging,
Vorbeikam, so müßte das Kästchen hier liegen. –
Was? Hier? – 's ist verloren!
Ja, jezt ist es aus! O ich elende Thörin!
'S ist hin; ich bin auch hin,
Verloren mit dem Verlor'nen! Doch ich will noch weiter suchen.
Im Busen zittert mir die Angst, und auf der Stirne bebt die Furcht.
Ueberall treibt es mich ohne Rast hin und her.
Darin sind wir Menschen doch jämmerlich elend.
Wer es sei, der es fand, der ist jezt hocherfreut,
Da es ihm doch zu nichts nüzen kann, so wie mir.
Indeß was verweil' ich mich selbst mit dem Plaudern?
Haliska, sieh nur auf die Erde,
Schau hier und schau dort um,
Mit den Augen wittre listig, einem Zeichendeuter gleich!