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Die Hugenotten

Bewertung und Kritik zu

DIE HUGE­NOTTEN 
von Giacomo Meyerbeer
Regie: Jossi Wieler und Sergio Morabito 
Premiere: 22. Januar 2023
Nationaltheater Mannheim 

Zum Inhalt: Die Bartholomäusnacht, ein von Katholiken in Paris und Umgebung angerichtetes Massaker an den protestantischen Hugenotten, war eine der gewaltsamsten Episoden der europäischen Religionskriege. 1832 entscheidet sich Giacomo Meyerbeer für dieses historische Setting als Kulisse seiner neuen Auftragsoper, die er gemeinsam mit dem Erfolgslibrettisten Eugène Scribe entwickelt. Dank Meyerbeers musikalisch-dramatischer Erfindungsgabe erwies sich das neue Stück als bahnbrechend für den weiteren Verlauf der Operngeschichte. Private und historische Handlung sind in der Oper eng miteinander verflochten:

Eine Romeo und Julia-Geschichte zwischen dem politisch engagierten Hugenotten Raoul und Valentine, der Tochter des Katholikenführers, entspinnt sich vor dem Hintergrund des politischen Machtkampfs am französischen Hof und mündet im Blutbad der Bartholomäusnacht. 1836 uraufgeführt, wurde die Oper zu einem der prominentesten Beispiele der Grand opéra mit berührender Lyrik der Einzelpartien und überwältigender Kraft der großen Chorszenen. Die gefeierte und bereits in Genf gezeigte Produktion des Regieduos Jossi Wieler und Sergio Morabito feiert nun ihre NTM-Premiere und wartet mit einer elektrisierenden und ebenso radikalen wie berührenden Interpretation des Stoffes auf.

Musikalische Leitung: Jānis Liepiņš
Regie: Jossi Wieler und Sergio Morabito
Bühne & Kostüme: Anna Viebrock
Chordirektor: Dani Juris
Licht: Nicole Berry
Choreografie: Altea Garrido
Dramaturgie: Sergio Morabito und Polina Sandler

5 von 5 Sterne
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Liebe im Schatten der Bartholomäusnacht
1 Jahr her.
Kritik

''Wenn ein Opernhaus seinem Chor Gelegenheit bieten möchte, seine Qualitäten zu demonstrieren, wird meist auf Nabucco zurückgegriffen. In Mannheim/ Ludwigshafen kann man sich davon überzeugen, dass Die Hugenotten, musikalisch wie szenisch, eine bedenkenswerte Alternative sind. So konzentriert sich auch die Regie auf den vergrößerten Chor, der fast die ganze Bühne füllt. Im ersten Akt ist es ein Männerchor, im zweiten ein Frauenchor, ehe er sich zu einem gemischten Chor steigert. Die Schauplätze sind, wie zu erwarten, unorthodox: ein Tennisclub, wie neulich im Berliner Iwanow (viel hat Tschechows „überflüssiger Mensch“ mit Frankreichs katholischer Aristokratie im 16. Jahrhundert ja eigentlich nicht gemeinsam, außer dass sie offenbar alle Tennis spielen), ein Filmatelier, Betstühle, für die Anna Viebrock eine Schwäche zu haben scheint. An einer Stelle – der einzigen, für die es ein paar Buhs gab – kratzen sich die Bühnenfiguren reihum und scheinen lästige Insekten zu verjagen. Hab’ ich das nicht schon mal irgendwo gesehen? Nicht immer überzeugen Wielers und/ oder Morabitos Einfälle. Ein Duell wird durch einen Boxkampf ersetzt, obwohl Degen in dieser Inszenierung durchaus zum Inventar zählen. Wo liegt der Gewinn?

Gleich zu Beginn und auch danach zitiert Meyerbeer das Kirchenlied "Ein feste Burg ist unser Gott", dessen Melodie Martin Luther zugeschrieben wird. So kann man die „Grand Opéra“ eines Juden und Freimaurers als Würdigung des Protestantismus und als Requiem für die Mordopfer unter den Protestanten hören. Damit mag Richard Wagner seine Probleme haben. Dem Team der aktuellen Inszenierung fiel dazu D.W. Griffith ein, in dessen legendärem Film Intolerance von 1916 die Bartholomäusnacht das Thema einer ganzen Episode abgibt. Dass die ein Jahr davor entstandene Birth of a Nation als krass rassistisch gilt – sei’s drum. Man entkommt ihm nicht, dem Rassismus, von Wagner über Griffith bis (bitte entsprechende Namen einsetzen).'' schreibt Thomas Rothschild am 23. Januar 2023 auf KULTURA-EXTRA

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