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Theater Magdeburg
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SPIELPLAN & KARTEN

Onkel Werner

Bewertung und Kritik zu

ONKEL WERNER 
von Jan Friedrich
nach Anton Tschechow
Premiere: 21. September 2024 
Theater Magdeburg

Berliner Autor:innentheatertage (2025) 
11. & 12. Juni 2025 (Deutsches Theater Berlin)

Zum Inhalt: In der Pension Werner irgendwo in der (ost-)deutschen Provinz bleiben die Gäste aus. Werner hat also viel Zeit und Wut. Gegen sein verpatztes Leben kommt nicht mal der Alkohol an. Zu allem Überfluss hat sich seine Ex-Schwägerin bei ihm einquartiert. Ihre Karriere als Politikerin ist zu Ende, dafür tyrannisiert sie jetzt hier alle. Aber Werner lässt sich von solchen Leuten nicht länger das Hirn vernebeln. Auch nicht von Michael, dem Notfallsanitäter, der ehrenamtlich Bäume pflanzt, notorisch überlastet und genauso unglücklich ist. Es geht ohnehin alles den Bach runter, davon ist Werner überzeugt.

Gut hundert Jahre nach Anton Tschechows Onkel Wanja schaut Jan Friedrich in seiner Überschreibung in unsere Gegenwart und sucht nach den Triebfedern unseres Handelns oder Nichthandelns. Was macht uns zu dem, was wir sind? Und wo kommt er her, der ungeheuerliche Rechtsruck in unserer Gesellschaft?

Regie: Jan Friedrich
Bühne, Kostüm: Max Schwidlinski
Musik: Nicki Frenking
Dramaturgie: Katrin Enders

2 Bewertungen

3.5 von 5 Sterne
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Onkel Werner von Jan Friedrich
3 Monate her.
Kritik

''Die Frauen haben es schon bei Tschechow nicht leicht. Hier müssen sie sich einem Haufen von Männerklischees aus dem Ossi-Lehrbuch erwehren, ohne allerdings selbst wirklich punkten zu können. Friedrich kann sich nicht von der Vorlage lösen und lässt den Tschechowplot als Ost-Farce durchspielen, bei der die arme Sonja noch am meisten an ihrer nicht erfüllten Liebe zu Michael zu leiden hat, sich Alexandra als weiblicher Tyrann im Seidenpyjama aufspielt und Elena einen Vaterkomplex (Ex-Offizier) verarbeiten muss. Das ist alles hervorragend gespielt, aber auch hier stößt die Schablonenhaftigkeit des Stückpersonals auf. Natürlich sind schon bei Tschechow die Figuren oft Schablonen für verschiedene Menschentypen, das macht seine Stücke ja auch so zeitlos und anschlussfähig für die Gegenwart. Die bricht bei Friedrich allerdings mit doch ziemlich konstruierten Ideen durch. So will Alexandra die Pension verkaufen und das Geld in Kryptowährung anlegen. Hierauf zückt Werner nicht etwa wie bei Tschechow die Pistole, sondern droht Alexandra im AfD-Sprech: … „wir werden dich jagen, und wir werden dich kriegen. Und sehr bald, wenn die richtigen Leute am Drücker sind, dann wird hier endgültig aufgeräumt.“

Es ist ja nicht so, dass es diese Typen im Osten nicht gibt. Eine Erklärung für deren Erstarken kann Friedrich mit seinem klischeehaften Text aber auch nicht liefern. Die reine Darstellung eines allgemeinen Gefühls der Unzufriedenheit und Anschlussfähigkeit an populistische Sprüche im Mantel einer Tschechow-Komödie über die Realitätsverweigerung auf dem vor sich hin dümpelnden Lande kann da nicht wirklich überzeugen. Das Lachen soll einem im Halse stecken bleiben, aber im Grunde käut der Plot in seiner Übertreibung nur altbekannte Muster wieder. Alexandra verlässt die Szene mit den Worten: „Kriegt euren Arsch hoch, verdammte Scheiße und begreift, wo ihr seid und was ihr habt! Begreift eure scheiß Privilegien.“ Das ist eine Ansage. Am Ende geht es genauso weiter wie immer. Nichts hat sich geändert. Die Frage wäre nun, was eine echte Änderung bringen könnte.'' schreibt Stefan Bock am 13. Juni 2025 auf KULTURA-EXTRA

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Satirisch-bissige Abrechnung mit ostdeutschen Befindlichkeiten
3 Monate her.
Kritik

Die Stimmung lethargisch, die Lage trist: wie bei Anton Tschechow sitzen Abgehängte und Desillusionierte irgendwo in der Provinz. Allerdings nicht im Russland zur letzten Jahrhundertwende, sondern im Osten der Gegenwart. 

Jan Friedrichs Versuch, aus dem Tschechow-Klassiker eine bissig-satirische Abrechnung mit den ostdeutschen Befindlichkeiten zu machen, funktioniert vor allem in der ersten Hälfte erstaunlich gut. Typische Argumentationsmuster und Verhaltensweisen werden extrem überzeichnet. Deutlich sind der Textfassung Frust und Verzweiflung über die Wahlergebnisse anzumerken. Gallig und nur manchmal zu holzschnittartig werden die Prototypen des kaputten Ost-Diskurses vorgeführt.

Wenn sich die Figuren in ihren Beziehungskrisen verheddern, kommt die Klassiker-Überschreibung nah an Boulevard und Volksstück. Interessanter wird es, wenn der Stücktext wieder am politischen Zündstoff andockt und ganz zum Schluss den Bogen zurück zu Tschechows Melancholie schlägt: zwischen „Jetzt wird wieder alles wie früher“, redet sich Werner ein. Doch Sonja weiß, dass es zuende ist: „Ich hab keine Kraft mehr.“

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