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    SPIELPLAN & KARTEN

    Der Prozess

    Bewertung und Kritik zu

    DER PROZESS 
    von Franz Kafka
    Regie: Pınar Karabulut 
    Premiere: 30. November 2023 
    Schauspiel Köln

    Zum Inhalt: »Jemand mußte Josef K. verleumdet haben, denn ohne dass er etwas Böses getan hätte, wurde er eines Morgens verhaftet.« Franz Kafkas Figur Josef K. ist über diesen Umstand zutiefst verwirrt, darf aber zumindest ihr Leben so weiterleben, wie bisher. K. geht zur Arbeit, nun allerdings in dem Wissen, dass er ein Häftling ist; er trifft sich mit seiner Geliebten, im Hinterkopf die Ahnung, dass ein Prozess auf ihn zukommt, doch wie dieser ablaufen wird, bleibt K. ein Rätsel. Immer tiefer stürzt er sich in die Welt des Rechts und der Gerichtshof mitsamt seiner Diener und Angestellten halten mehr und mehr Einzug in seine Lebenswelt. Am Ende ereilt K. das Urteil und die Strafe wird vollstreckt. Ob Josef K. schuldig war und welcher Tat er sich schuldig machte, bleibt unerwähnt. Vielfach wurde Franz Kafkas dritter, unvollendeter und posthum erschienener Roman gedeutet: als biografisch, politisch visionär oder auch humoresk. Das surreale bürokratische Labyrinth, das die Hauptfigur mehr und mehr einholt und in welchem sich Josef K. verliert – und zwar ohne an den Anschuldigungen gegen ihn ernsthaft zu zweifeln − bieten Regisseurin Pınar Karabulut und ihrem Team viel Stoff, Fragen von Macht und Ohnmacht, Schuld und Unschuld auf den Grund zu gehen.

    Mit: Nicola Gründel, Yvon Jansen, Lola Klamroth, Bekim Latifi, Justus Maier und Sabine Waibel

    Regie: Pınar Karabulut
    Bühne: Michela Flück
    Kostüme: Teresa Vergho
    Musik: Daniel Murena
    Video: Susanne Steinmassl
    Videoassistenz: Amon Ritz
    Licht: Michael Frank
    Dramaturgie: Sarah Lorenz

    3.0 von 5 Sterne
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    Die Regelung des Richtigen
    7 Monate her.
    Kritik

    ''Die Aufführung beeindruckt mit starken Szenen, wenn Bekim Latifi sich hilflos an zwei Finger der eingangs erwähnten, übergroßen, beweglichen Hand klammert. Flugs wird er langsam und geräuschlos, mit einem Seilzug gesichert, in luftige Höhe gehoben. Über dem Geschehen schwebend, monologisiert er weiterhin, der Gesetzeshand buchstäblich ausgeliefert. Josef K. spricht rast- und haltlos über Funktionsweisen der Justiz und sucht ziellos und diffuse nach Sinn im irritierenden Geschehen. Er spricht in kryptischen Textflächen über menschliche Regelwerke.

    Gesetzliche Regelungen über Schuld und Unschuld erscheinen im Irrgarten der Bürokratie bis zum Ende unklar. Regisseurin Karabulut taucht den Klassiker in starke, poppig-bunte Bilder. Sie stellt Textblöcke Kafkas um, ordnet und montiert neu. Die beklemmende Dynamik des Geschehens wird durch wechselnde, albtraumhafte Szenerien und artifizielle Bewegungen der Figuren ausgedrückt. Anders als etwa in der Adaption der Vorlage vom Tschechischem Nationalballett berührt das Schicksal Josef K.s jedoch kaum, da eine fehlende Individualisierung der Figur wenig Identifikationspotenzial bietet. Es bleibt ein Fremdeln mit menschengemachten Regelwerken und falschen Normen einer Bürokratie atmosphärisch in Erinnerung; zumal 10 Jahre nach Franz Kafkas Tod mit der NS-Diktatur ein Unrechtssystem von bis dahin unvorstellbarer Grausamkeit sein Vernichtungswerk begann, dem auch die drei Schwestern Kafkas zum Opfer fielen.'' schreibt Ansgar Skoda am 12. Februar 2024 auf KULTURA-EXTRA

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