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Früchte des Zorns

Bewertung und Kritik zu

FRÜCHTE DES ZORNS 
nach dem Roman von John Steinbeck
Regie: Rafael Sanchez 
Premiere: 6. Januar 2022 
Schauspiel Köln

Zum Inhalt: Vom Tellerwäscher zum Millionär. So lautet die Versprechung, die in den USA zur Geisteshaltung geworden ist. Doch besonders in Krisenzeiten offenbaren sich Löcher im Narrativ des sozialen Aufstiegs. Als das Corona-Virus die USA erreichte, waren es erneut die sozial Schwachen, die an den Folgen der Krise litten. Millionen Menschen verloren ihren Job und die Wirtschaftsdepression war kaum zu stoppen. Die meisten, die dem Virus erlagen, kamen aus zumeist strukturell benachteiligten afroamerikanischen Communities. Das Gerede vom »großartigsten Land der Menschheitsgeschichte« entlarvte sich in der Krise als Mythos.

Die Dekonstruktion des amerikanischen Traums steht im Mittelpunkt des mit dem Pulitzerpreis gekrönten Romans FRÜCHTE DES ZORNS. John Steinbeck erzählt darin die Geschichte der Farmerfamilie Joad aus Oklahoma, die nach Jahren der Dürre ihr altes Leben aufgibt und sich auf die Reise entlang der Route 66 macht. Ihr Ziel: Kalifornien. Doch der Californian Dream rückt in immer weitere Ferne, als die Migrierenden im Westen bloß auf Schwindler*innen, Ausbeutung und Ausgrenzung stoßen. Ein Stoff der Stunde, der die Zusammenhänge zwischen Wirtschaftskrise, Migrationsbewegung und Klimawandel aufdeckt.

Regie: Rafael Sanchez
Bühne: Thomas Dreißigacker
Kostüme: Maria Roers
Komposition, musikalische Einrichtung und Live-Musik: Pablo Giw
Licht: Michael Frank
Dramaturgie: Stawrula Panagiotaki
Live-Kamera: Nora Daniels

4.0 von 5 Sterne
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Unland der begrenzten Möglichkeiten
2 Jahre her.
Kritik
''Die Inszenierung skizziert viele Details um Arbeitsmigranten der damaligen Zeit, wie notdürftige staatliche Camps, grausame Arbeits- und Gewerkschaftskämpfe und ausbeuterische Arbeitsverträge. Dem Werk des späteren Literaturnobelpreisträgers John Steinbeck liegen eigene journalistische Recherchen in einem selbst begleiteten Flüchtlingstreck zugrunde. In Szenen spiegelt sich die Entwicklung der Figuren von anfänglicher Zuversicht und Euphorie zu Enttäuschung und Mutlosigkeit. Das System zwingt die Farmer des mittleren Westens zur Aufgabe ihrer eigentlich noch neuen Heimat. Der Schweizer Regisseur Rafael Sanchez zeigt die Hoffnung seiner Figuren auf ein besseres Leben in eindrücklichen Bildern. Stationen der Vorführung sind die Not auf dem beschwerlichen Weg mit allerlei Anfeindungen, denen die Figuren begegnen. Und, am Ziel angekommen, erwartete die Okies die brutale Macht eines Systems, bestehend aus Unternehmerwillkür, Polizeigewalt und der Arroganz der Menschen, die nur wenige Jahrzehnte zuvor selbst in diese Region migriert sind. Die Fiktion eines Landes der unbegrenzten Möglichkeiten wird in der Kölner Vorführung in bis heute gültiger Weise entlarvt. Die Vorführung zeigt Szenen der Verzweiflung, etwa wenn die anfangs noch ausgelassene und abenteuerlustige schwangere Rose (Kristin Steffen) später auf ihrer Pritsche sichtlich verwirrt händeweise Kalk isst. Auch heute noch erscheinen viele Themen überraschend aktuell. So porträtiert das 2021 mit drei Oscars prämierte Drama Nomadland (2020) die prekäre Situation obdachloser Arbeitsnomaden in den USA. Ferner erscheinen die Klimakatastrophe als Fluchtursache, Fremdenfeindlichkeit und eine Privilegiertheit weniger Reicher bei vielen, in Armut lebenden Menschen sehr jetzig. Die energiegeladene und dichte Vorführung bereichert schlussendlich weiterhin durch erfrischende musikalische Akzentsetzungen von Jazzmusiker Pablo Giw.'' schreibt Ansgar Skoda am 16. Februar 2022 auf KULTURA-EXTRA
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