Bewertung und Kritik zu
BOMB
von Maya Arad Yasur
Regie: Lily Sykes
Premiere: 8. Februar 2020
Schauspiel Köln
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Zum Inhalt: »Da draußen ist Krieg«, heißt es in Maya Arad Yasurs neuestem Stück. Und dieser Krieg könnte überall auf der Welt stattfinden, »denn die Welt ist ein riesiges Stück Arsch mit blutigen Kriegshämorrhoidenanfällen«.
Eine Gruppe Besucher*innen steht auf der Biennale in Venedig – vielleicht auch in Valencia oder in Chile – und betrachtet die Ikarus-Performance einer jungen Künstlerin, die viele Fragen aufwirft. Aus den Fragen entwickeln die Sprecher*innen drei Erzählstränge, verortet zwischen Schlamm, Blut und Terroranschlägen. Da ist Eatherly, ein Kampfpilot, den das Betreten des Flugzeugs in einen Zustand sexueller Erregung versetzt. Er ist der Gott der Maschine, bis er eine Bombe über einer Schule abwerfen soll. Da ist der kleine Junge, der mit der Kamera seines verstorbenen Vaters Fotos vom Kriegsgeschehen macht. Da ist Naomi, deren Vater Panzerfahrer ist. Bevor er in den Dienst zog, waren sie noch im Dolphinarium; jetzt reißt sie sich immerzu die Haare aus.
Welche Verantwortung hat Kunst im Kontext von Krieg? Wer darf ihr Inhalt, wer ihr Absender und wer ihr*e Rezipient*in sein? Diese Fragen greift die in Israel geborene Autorin in BOMB auf und besticht erneut durch ihre polyphone Erzählweise. Aus der Gruppe der Sprecher*innen heraus wird die Geschichte gemeinsam kreiert, sich gegenseitig korrigiert, die Wortfetzen neu zusammengesetzt. Manchmal sind es nur wenige Sekunden oder Minuten, in denen die Figuren miteinander in Berührung kommen, bevor wir wieder in ihre individuellen Schicksale hineingesogen werden. An ausgewählten Punkten lässt sie die drei Erzählstränge zusammenlaufen. Über eine Sache scheint Einigkeit in der Gruppe zu herrschen: »Etwas ist abgefuckt an diesem Krieg, ja. Und niemand ist sich überhaupt sicher, worum dieser ganze Krieg geht.«
Mit: Nikolaus Benda, Campbell Caspary, Laura Friedmann, Justus Maier, Birgit Walter, Ines Marie Westernströer, den Kindern Ida Marie Fayl / Ruth Grubenbecher sowie den Musikern Ioan Hamza und David Schwarz
Regie: Lily Sykes
Bühne: Eva Veronica Born
Kostüme: Jelena Miletić
Licht: Jürgen Kapitein
Dramaturgie: Lea Goebel