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Die Hundekot-Attacke

Bewertung und Kritik zu

DIE HUNDEKOT-ATTACKE 
Eine Koproduktion mit Wunderbaum
Regie: Walter Bart 
Premiere: 27. Oktober 2023 
Theaterhaus Jena

Eingeladen zum 61. Berliner Theatertreffen (2024) 

Zum Inhalt: In der thüringischen Provinz sucht ein Kollektiv von Schauspielenden ein Thema für eine Vorstellung, die überregional möglichst viel Aufmerksamkeit bekommen soll. Da das schon eine Herausforderung ist, beschließen sie die »Hundekot-Attacke« eines Choreografen auf eine Kritikerin als Grundlage zu nehmen: Eine wahre Begebenheit, die einige Wochen durch die Medien ging und als Angriff gegen die Pressefreiheit und gegen die demokratische Kultur gewertet wurde. Während der Proben bekommen sie Angst, selber personae non gratae zu werden und geraten in einen Streit, der das Kollektiv zu sprengen droht.

Mit: Pina Bergemann, Nikita Buldyrski, Henrike Commichau, Linde Dercon, Leon Pfannenmüller, Anna K. Seidel & ein Dackel

Regie, Text: Walter Bart (Wunderbaum)
Bühne: Maarten van Otterdijk
Kostüm: Carolin Pflüger
Dramaturgie, Text: Hannah Baumann
Choreografie: Edoardo Cino
Video: Veit Mernitz
Regieassistenz: Nanine Maria Kok

3.0 von 5 Sterne
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Unterhaltsame Stückentwicklung zu Hypes und blinden Flecken des Betriebs
11 Monate her.
Kritik

„Die Hundekot-Attacke“ ist eine unterhaltsame Auseinandersetzung mit den Hypes und blinden Flecken des Betriebs. Das Bühnenbild ist auf Mikroständer vor einer Großleinwand eingedampft, angeblich sei der Abend gescheitert. Man habe sich entschlossen, immerhin den Mailverkehr der vergangenen Monate vorzulesen. In diesen Mails sprechen sich die Ensemble-Mitglieder mit ihren echten Namen an und auch die kollektive Arbeitsweise am Theaterhaus Jena, wo in den vergangenen sieben Jahren ein interessanter Hybrid aus Stadttheater und Freier Szene erprobt wurde, ist real. Diese Mail-Korrespondenz hat es aber natürlich nie gegeben, sie ist im sechswöchigen Stückentwicklungs- und Probenprozess entstanden. Genüsslich sticheln die Spieler*innen gegeneinander, demonstrieren typische Gruppendynamiken und raufen sich zusammen. Vor allem dient der Text aber dazu, Fragen an den Betrieb humorvoll zu verpacken: Wie können sich Künstler gegen Kritik wehren, ohne einen derartigen Regelbruch wie Goecke zu begehen? Nach welchen Mechanismen arbeitet die Theaterkritik, was erregt ihre Aufmerksamkeit? Welche strukturellen Mechanismen wie fehlende Budgets für Reisekosten verhindern, dass die sogenannte Provinz wahrgenommen wird?

Dies alles und noch einiges mehr verhandeln die Jenaer Spieler*innen in „Die Hundekot-Attacke“ und zeigen dem Betrieb einen Stinkefinger mit Küsschen, wie Marlene Drexler in ihrer Nachtkritik so schön schrieb. Aber auch dafür bekam sie nur die üblichen., selbstausbeuterischen 100 €, wie das Theaterpublikum erfährt.

Immerhin sind Wunderbaum und das Theaterhaus Jena zum Ende ihrer siebenjährigen Reise mit ihrer Meta-Komödie endlich dort angekommen, wo sie hin wollten: auf den großen Festivals wie dem Heidelberger Stückemarkt und dem Berliner Theatertreffen, dem Zentrum der sich selbst bespiegelnden Theaterblase.

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