Bewertung und Kritik zu
ANTIGONE. EIN REQUIEM
von Thomas Köck nach Sophokles
Regie: Marie Bues
Premiere: 26. Oktober 2019
Schauspiel Hannover
Zum Inhalt: Wenige Figuren der Antike rufen heute noch so viel Empathie und Fassungslosigkeit zugleich hervor wie Antigone. Im Kampf gegen König Kreon überschreitet sie – um ihrer Moral gerecht zu werden – das Gesetz: Sie besteht darauf, ihren Bruder Polyneikes zu beerdigen. Er und sein Bruder Eteokles haben sich im Kampf um die Thronfolge der Stadt Theben abgeschlachtet, Polyneikes auf der Seite der Feinde Thebens. König Kreon verbietet jedoch denen, die sich gegen die Stadt erhoben haben, das Begräbnis. Antigone aber begräbt den Körper ihres Bruders und lässt dabei seine Taten genauso wie die Konsequenzen ihrer eigenen außer Acht.
Der 2018 mit dem Mülheimer Dramatikerpreis ausgezeichnete Autor Thomas Köck wird diesen Mythos in einem Auftragswerk für das Schauspiel Hannover einer Revision unterziehen. Dabei nimmt er die Frage nach den Lücken unserer sozialen Wahrnehmung in den Blick, wenn wir handeln als gäbe es keine Alternativen.
Nicht das Prinzip Verwandtschaft steht bei Köck im Zentrum, sondern die beunruhigende Grenze innerhalb jeder Gemeinschaft, die der Umgang mit den Toten aufzeigt: Wer erhält das Recht, begraben und betrauert zu werden?
Mit Sabrina Ceesay, Bernhard Conrad, Alrun Hofert, Stefan Kolosko, Lucia Kotikova, Kaspar Locher, Mark Tumba
Regie: Marie Bues
Bühne und Kostüme: Pia Maria Mackert
Musik und Video: Kat Kaufmann
Leitung Chor: Stefan Kolosko
Dramaturgie: Mazlum Nergiz
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