Wenn die Klasse eines Musicals so
sehr an den Hauptdarsteller geknüpft wird, wie
dies bei Aladdin und Richard-Salvador Wolff
geschah, dann sind Enttäuschungen und Schatten
vorprogrammiert. Zumindest bekommt man das Gefühl,
etwas vorenthalten zu bekommen, wenn man mit Terry
Alfaro als Ersatz "Vorlieb" nehmen muss. Einen
direkten Vergleich habe ich nicht, nur über die
Ausschnitte, die auf YouTube zu sehen sind. Dabei
erscheint der gekrönte Star zwar etwas
charismatischer, aber der Zweifel bleibt, ob denn
er der doch eher blassen Rolle des Aladdin zu mehr
Ausstrahlung hätte verhelfen können. Die Show und
damit der ganze Abend gehört dem bezaubernden
"Dschinni", wobei ich hier (wiederum im Vergleich
mit dem YouTube-Ausschnitt) überaus gerne Vorlieb
mit dem Ersatz genommen habe, der hier durch
Tobias Weis brillant vertreten war. Die Rolle des
Dschinni verkörpert die KRAFT des Zauber(er)s
gepaart mit der Energie von Tanz, Bewegung, Farbe
und Gesang, von denen das gesamte Musical
dominiert wird. Die Romanze von Aladdin und Jasmin
geht zuweilen unter und Dschafars böses Treiben
bleibt vermeintlich. Das tut aber der
lebenslustigen Darbietung keinen Abbruch, wenn man
sich auf ein Varieté-Spektakel mit der geballten
Farben- und Tanzpracht a la Bollywood untermalt
mit Broadway-Ohrwürmern einlassen kann. Insofern
hat mir der Abend recht gut gefallen, der durch
zwei Highlights in Erinnerung bleibt: die
bühnentechnisch geniale Szene mit dem
Dschinni-Solo in der Höhle sowie das
beeindruckende Lichtermeer, in das Aladdin und
Jasmin auf dem fliegenden Teppich eintauchten.
Akustisch verwöhnt wird man im Stage Theater
Neue Flora leider nicht. Der Klang des Orchesters
bleibt weit hinter den Erwartungen zurück. Es
klingt gedrungen und wie aus der Konserve; so als
sei der Orchestergraben zu klein und ließe nur
einen Spalt in den Saal. Mit dem Gesang war es
zeitweise zu laut, so dass nicht jeder Text
verstanden werden konnte, was aber auch damit
zusammenhing, dass nicht jeder Sänger Deutsch als
Muttersprache hat. Auch sind die Broadway-Melodien
tatsächlich so dominant, dass ich keine Erinnerung
an orientalisch klingende Ohrwürmer habe -
Hollywood eben und doch nicht Bollywood.