Bewertung und Kritik zu
ENDSIEG
von Elfriede Jelinek
Regie: Falk Richter
Premiere: 6. Dezember 2024
Deutsches Schauspielhaus Hamburg
Zum Inhalt: Die Krise der Demokratie sitzt tief. Ratlosigkeit breitet sich aus. Umso wichtiger ein Text, den Elfriede Jelinek kaum zwei Wochen nach dem erneuten Wahlsieg Donald Trumps in den USA auf ihrer Homepage veröffentlicht: »Endsieg«, ein düsteres Nachspiel zu »Am Königsweg«, ihr Stück zur US-Wahl vor acht Jahren.
Mit der Macht der Intelligenz demontiert sie auch hier die populistische Rhetorik des „neuen alten Königs“ und konterkariert das Kampfgebrüll der rechten Rotten mit einem von ihr selbst so genannten „Gedicht“. War im früheren Stück noch Fassungslosigkeit spürbar, dass jemand wie Trump tatsächlich die Wahl gewinnen konnte, ist die aktuelle Bilanz bedenklich. Der Triumph der neuen Rechten ist durchschlagend: Die Abgehängten aus »Am Königsweg« werden in »Endsieg« zum „Volk“, eine entfesselte Menge, die ihren Anführer gerade wegen seiner gewaltbereiten, menschen- und demokratieverachtenden Absichten liebt und bewundert. Mit bösem Spott zeigt Jelinek die geradezu kultische Verehrung des „neuen alten Königs“ als göttlich auserwählter Erlöser. Auch die übermächtigen Schatten hinter dem König, seine politischen und ökonomischen Seilschaften, nimmt sie ins Visier. Vollends ernüchternd der Blick auf Versuche, sich gegen diese Bewegung zu stemmen: „Ich sage, es gibt nichts mehr, es gibt nichts anderes mehr, das Andere existiert nicht mehr, da gibt's nichts zu schauen, nur den Einen gibt es noch“, konstatiert die blinde Seherin und beschreibt damit den fatalen Zerfall jeder Opposition.
Regie: Falk Richter
Bühne und Kostüm: Nina Wetzel
Musik: Matthias Grübel
Video: Sébastien Dupouey, Michel Auder
Licht: Annette ter Meulen
Dramaturgie: Rita Thiele