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Julius Cäsar in Ägypten

Bewertung und Kritik zu

JULIUS CÄSAR IN ÄGYPTEN
von Georg Friedrich Händel
Regie: Peter Konwitschny 
Premiere: 31. Mai 2019 
Oper Halle 

Zum Inhalt: Cäsar kam, sah und siegte. Oder doch nicht? Die Oper beginnt mit einer Nacht-und-Nebel-Aktion: Cäsar landet an der Nilmündung, weil er sich mit seinem abtrünnigen Feldherrn, dem großen Pompejus wieder versöhnen will. Doch er kommt zu spät. Ägyptens ehrgeiziger König Ptolemäus hat dem römischen General voreilig den Kopf abschlagen lassen in der irrigen Hoffnung, damit in der kaiserlichen Gunst zu steigen. Er möchte alleiniger Stadthalter der Provinz werden und den Thron nicht länger mit seiner Schwester Cleopatra teilen. Als Julius Cäsar aus seiner Verachtung keinen Hehl macht, versucht Ptolemäus den Imperator zu ermorden. Die ganze „Operation Ägypten“ hätte Cäsar wahrscheinlich beim besten Willen nicht als Sieg verzeichnen können, wäre ihm nicht doch etwas gelungen, nämlich die Liebe der Königin zu erringen. Bei Händel hat Cleopatra nicht nur ein hübsches Näschen, sondern auch zwei der schönsten traurigen Koloratur-Arien der Welt: „Piangerò la sorte mia“ (Ich werde mein Schicksal beweinen) und „Se pietà di me non senti“ (Wenn du kein Mitleid mit mir hast). Die Musik erzählt eindrücklich von den Opfern, welche Kriegshandlungen und Machtpolitik fordern, gleichzeitig aber nimmt die Oper ihre eigenen Heroen auch satirisch auf’s Korn. Niemand konnte die Verflechtungen von Politik und Liebe, von Heldentum und Banalität besser in Töne umsetzen als Georg Friedrich Händel. Um den Humor und die Dramatik für ein großes Publikum aufzuschließen, hat sich das Inszenierungsteam entschlossen, die tragikomische Oper in deutscher Sprache aufzuführen.

Der Musikalische Leiter Michael Hofstetter hat sich als Händel- und Gluck-Spezialist einen Namen gemacht und wurde schon mehrfach vom Fachmagazin Opernwelt als „Dirigent des Jahres“ nominiert. Sein Schaffen ist auf zahlreichen Tonträgern dokumentiert. Die Händel-Interpretationen des Teams Konwitschny/Brade in Bad Lauchstädt und Halle waren in den 1980er Jahren bahnbrechend. Floridante, Rinaldo und Tamerlanerreichten schnell Kultstatus und internationales Lob. Dirigent, Regisseur und Bühnenbildner sind also nicht nur in Halle bestens bekannt. Als international renommierte Meister ihres Faches haben sie es sich zur Aufgabe gemacht, die charakterlich vielschichtigen Figuren auszuleuchten und dem Publikum diese schrägen Typen in all ihrer archaischen Sinnlichkeit und modernen Frechheit, in ihrem wahnwitzigen Egoismus und ihrer schier grenzenlosen Leidensfähigkeit nahezubringen.

Musikalische Leitung: Michael Hofstetter
Regie: Peter Konwitschny
Ausstattung: Helmut Brade
Dramaturgie: Bettina Bartz, Veit Güssow
Beleuchtung: Peter Erlenkötter
Studienleitung: Peter Schedding
Einstudierung: Katrin Wittrisch, Luigi Di Bella
Choreinstudierung: Markus Fischer

3.0 von 5 Sterne
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Händel-Festspiele 2019
5 Jahre her.
Kritik
''Konwitschny hatte nun aus der edlen, tragisch-trauernden Pompeo-Witwe Cornelia ein blondes Marylin-Monroe-Gift gemacht. Ihre wunderschönen Arien oder das berührende Lamento im Duett mit Sesto („Son nata a lagrimar“) waren hinter den Pyramiden verschwunden. Oder die facettenreiche Cleopatra, die mit ihren acht Arien die ganze Gefühlspalette abdecken soll - hier wirkte sie wie eine junge und zu Streichen aufgelegte Schülerin. Dabei muss sie bangen, leiden, lieben, siegen und verlieren; in der Inszenierung musste sie ständig im Bikini um die Papp-Palmen und Pyramiden rennen. Dabei hatte Vanessa Waldhart das ganz großartig gemacht! Sextus, eine Kastratenrolle, wurde durch das Kind Benjamin Schrade ersetzt, das ständig „Mutti“ rufend und Schwert fuchtelnd über die Bühne rannte (auch er war sehr gut). Im Verlauf des Abends war er zum mutigen Mörder und Rächer geworden und durfte deshalb im U-Boot mit nach Rom fahren. Das freute das Publikum, und selbst beim zehnten „Mutti“-Ruf gab es immer noch Lacher. Den genusssüchtigen, unberechenbaren, kaltblütigen und opportunistischen Ptolomeo, der nur ein paar Arien hat, mochte Händel wohl schon beim Komponieren nicht. Diese Figur war Konwitschny aber noch am besten gelungen inkl. der Harems-Szene mit der Marylin-Cornelia als Racheengel im Hintergrund. (...) Der Musikschriftsteller Charles Burney hat Händels Giulio Cesare in Egitto als „eine Oper, die Schönheit aller Art im Überfluss bietet“ bezeichnet. In Halle stand die Musik eindeutig nicht an erster Stelle. Darüber konnte auch das gelungene Duett von Cornelia und Cleopatra („Da uns das Glück belog, ist alle Hoffnung tot, sie kehrt nie mehr zurück“!!), schon vor geschlossenem Vorhang gesungen, nicht hinwegtrösten.  Der Trost kam tags darauf gleich zweimal: einmal bei der Verleihung des Händel-Preises der Stadt Halle an Prof. Dr. Silke Leopold mit Musikeinlagen durch die Sopranistin Margriet Buchberger und dem Ensemble Il Giratempo - und abends beim Festkonzert mit der großartigen Vivica Genaux im Duett mit Lawrence Zazzo, begleitet von der Lautten Compagney Berlin in der Händel-Halle!'' schreibt Christa Blenk am 3. Juni 2019 auf KULTURA-EXTRA
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