Bewertung und Kritik zu
IN DER STRAFKOLONIE
von Philip Glass
Regie: Angelika Zacek
Premiere: 8. März 2020
Deutsches Theater Göttingen
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Zum Inhalt: Ein Verurteilter soll getötet werden. Ausführendes Organ ist ein Offizier, der die traditionelle Hinrichtungspraxis nicht infrage stellt. Der neue Kommandeur der Strafkolonie hat angeordnet, dass ein Besucher der Exekution als Zeuge beiwohnt. Der Offizier beschreibt dem Besucher die Funktionsweise des Hinrichtungsapparats minutiös – Idee, Konstruktion und schließlich die Methode. Diese Methode ist die grausamste und inhumanste, die man sich vorstellen kann. Gleichermaßen leidenschaftlich wie sachlich erläutert der Offizier sämtliche Details. Er ist überzeugt davon, dass die Maschine den Verurteilten verwandelt; wenn er die Verwerflichkeit seines Vergehens einsieht, bereut er dieses. Während er seine Hinrichtung erwartet, kennt der Delinquent jedoch weder sein Urteil noch die Art der Bestrafung. Der Besucher ist zunehmend entsetzt über das, was er sieht, jedoch nicht imstande, einzugreifen.
1914 geschrieben, fasziniert Franz Kafkas (1883-1924) Erzählung bis heute durch ihre enorme Deutungsvielfalt – historisch, biografisch, literarisch, juristisch, philosophisch, religiös ... Philip Glass‘ (*1937) kongeniale Vertonung für zwei Sänger und ein Instrumentalensemble von fünf Streichern schafft mit den für ihn charakteristischen Repetitionen eine ganz eigene musikalische Atmosphäre: Die minimalistischen Klänge bohren sich ins Fleisch wie die Nadeln des Hinrichtungsapparats.