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SPIELPLAN & KARTEN

You came, you saw – Ein No Escape Room

Bewertung und Kritik zu

YOU CAME, YOU SAW – EIN NO ESCAPE ROOM 
von Ayşe Güvendiren
Premiere: 14. Juni 2025 
Staatsschauspiel Dresden - Kleines Haus

Zum Inhalt: „Ich möchte ein Spiel spielen“ – mit diesen Worten eröffnet Jigsaw seinen Opfern das „Spiel“ in der Horrorthriller Filmreihe SAW. Die „Spielteilnehmenden“ sind seiner Meinung nach Menschen, die das Leben, das sie führen, nicht wertzuschätzen wissen oder moralisch inkorrekt gehandelt haben. Daher müssen sie, um rehabilitiert zu werden, „um ihr Leben spielen“. Dieses Spiel hält sich nicht an Regeln, es erhebt die Regellosigkeit zum Prinzip.
Die Regisseurin Ayşe Güvendiren spielt es auf ihre Weise.'Ausgehend von Recherchen und Interviews mit Betroffenen und Opfern rechter Gewalt untersucht sie, wie staatliche Behörden und Instanzen bei der Ermittlung gegen rassistisch motivierte Verbrechen versagen. Denn die Ermittlungen selbst sind durchzogen von Ressentiments und richten sich meist gegen das Umfeld der Opfer selbst:
Nürnberg: Nach einem Anschlag des NSU betreibt die bayerische Polizei ein halbes Jahr lang einen Imbiss um „ethnisch bedingte Geschäftspraktiken“ im Umfeld der Opfer zu beobachten.
Köln: Anstatt den Hinweisen durch Zeugenaussagen nach einem Anschlag nachzugehen, verdächtigt die Polizei die Angehörigen des Viertels und kontaktiert einen Hellseher, um eine „Sichtung durch außersinnliche Wahrnehmung“ vorzunehmen.
Kassel: Ein Gericht spricht einen mutmaßlichen rechtsextremen Täter (selbst ein V-Mann) nach einem Anschlag in einem Internetcafé frei, ohne erdrückendes Beweismaterial zuzulassen.
Diese und weitere Fälle zeigen, wie institutioneller Rassismus umfassende Ermittlungs- und Aufklärungsarbeit verhindert und am Ende nur die Täter schützt. Für die Betroffenen beginnt mit den polizeilichen Verhören, Verdächtigungen und Beschattungen ein „Anschlag nach dem Anschlag“. Wehrlos sehen sie sich dieser staatlich organisierten Tortur gegenüber, aus der es kein Entrinnen gibt.

Die Regisseurin Ayşe Güvendiren beschäftigt sich in ihren Projekten immer wieder mit der Frage, wie Opfer rechter und rassistischer Gewalt in unserer Gesellschaft zu Wort kommen. Wie kann ihre Realität hör- und erfahrbar gemacht werden?

Regie: Ayşe Güvendiren
Bühne: Theresa Scheitzenhammer
Kostüme: Melina Poppe
Musik und Sounddesign: Torsten Knoll
Video: Cana Bilir-Meier und Tizian Stromp Zargari
Lichtdesign: Olivia Walter
Dramaturgie: Kerstin Behrens und Tassilo Pyko
Mit: Philipp Grimm, Philipp Lux, Sarah Schmidt und Lukas Vogelsang

2.5 von 5 Sterne
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Dokutheater mit dramaturgischem Horrorfilm-Kniff
20 Tage her.
Kritik

Eine Crux des politisch engagierten Dokumentartheaters ist es, dass die fleißig gesammelten Rechercheergebnisse oft staubtrocken präsentiert werden und nur den harten Kern der ohnehin schon  Überzeugten erreicht.

Ayşe Güvendiren, 2021 für eine Arbeit an der Otto Falckenberg Schule beim Körber Studio Junge Regie ausgezeichnet, überlegte sich einen dramaturgischen Kniff: „You came, you saw – ein No Escape Room“ erzählt wie viele andere Abende von der Kontinuität rechten Terrors von Mölln über Solingen, die NSU-Mord-Serie, das Attentat vom Münchner OEZ bis nach Hanau. Gerahmt werden die Szenen von Horrorclown Jigsaw, der das Publikum wie im amerikanischen Genre-Franchise „Saw“ direkt anspricht. Die Episoden werden durch Schwarzblenden getrennt, in denen das bedeutungsschwere Leitmotiv dröhnt und die Erzähler-Stimme einen Kurzauftritt hat.

Die Anspielungen auf das Horror-Genre sind ein ungewöhnlicher, dramaturgischer Kniff, die verhindern, dass der zweistündige Abend in den üblichen Frontal-Geschichtsunterricht abgleitet. Zielgerichtet lenken sie das Interesse auf den wahren Horror: die Stimmen der Angehörigen aus dem Off, die beklagen, wie die Ermittlungsbehörden versagten. Ein besonderer Tiefpunkt ist, dass die NSU-Morde bekanntlich lange Zeit als „Dönermorde“ im kriminellen Migranten-Milieu fehlgedeutet wurden.

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Wiedergutmachungstheater
1 Monat her.
Kritik

''Leider ist die völlige Ahnungslosigkeit der Autorin und Regisseurin (Ayşe Güvendiren) in puncto Polizeiarbeit und Krisenmanagement in vielen Fällen die Basis der anklagenden Inszenierung. Da werden Dinge nebeneinandergestellt, die von bewusster Vertuschung (Kassel, Hanau) bis zum Im-Dunkeln-tappen der Ermittler (Nürnberg, Köln) reichen. Ja, wenn es kein offensichtliches Motiv gibt, dann ermittelt die Polizei eben in alle Richtungen, und dazu gehören nun auch mal mögliche Strukturen der organisierten Kriminalität. Es ist wohlfeil und einfach heute zu behaupten, man hätte bei den ersten NSU-Morden eindeutig die Nazi-Szene als Täter erkennen können, wahr wird es dadurch dennoch nicht.

Vom generell schwierigen Grundansatz der Inszenierung abgesehen, ist aber auch die Theatralik des Abends äußerst niveaulos. Philipp Grimm, Philipp Lux, Sarah Schmidt und Lukas Vogelsang als Darstellende sind sowas von unterfordert, sie haben nichts zu spielen, nur aufzusagen. Und gefühlt die halbe Zeit der Aufführung nimmt eine bedeutungshubernde Musik (Torsten Knoll) ein, die von einigen Lichtspielen (Olivia Walter) ergänzt wird. Alberne Kostüme (Melina Poppe) runden das Bild ab.

Das Publikum wird hier mit der Keule des Mitgefühls in Geiselhaft genommen, um sich anderthalb Stunden eine unausgegorene Anklage gegen den Staat und wen-auch-immer anzuschauen. Gut Gemeintes ist selten gut, was leider hier erneut bewiesen wurde.'' schreibt Sandro Zimmermann am 16. Juni 2025 auf KULTURA-EXTRA

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