Bewertung und Kritik zu
JEDER STIRBT FÜR SICH ALLEIN
nach dem Roman von Hans Fallada
Regie: Sandra Strunz
Premiere: 22. März 2018
Theater Bonn - Kammerspiele
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Zum Inhalt: In seinem letzten Roman schildert Hans Fallada das Leben in Berlin im Jahr 1940 und damit das Leben einer Gesellschaft in moralischer Auszehrung, in der Argwohn, Spitzeltum und Angst jegliche soziale Beziehung bestimmen. In den Berliner Hinterhöfen machen Kleinkriminelle nach wie vor ihre illustren Geschäfte, lassen sich von arbeitsscheuen Weiberhelden oder übereifrigen Hausmeistern nicht irritieren, bis deren Faulheit sich als Dummheit erweist und in rückgratloses Denunziantentum umschlägt, das allen tödlich werden kann. In diesem sich zuspitzenden Klima erblüht die leise berührende Geschichte eines Ehepaares, das Hitler entschieden, aber fast lautlos den Krieg erklärt. Zwei, die zusammenhalten und einfach ihrem Gewissen folgen. Zwei gegen siebzig Millionen, zwei gegen Denunziation und Gleichgültigkeit. In aller Ruhe und mit faszinierender Schlichtheit schreibt das Arbeiterehepaar Otto und Anna Quangel nach Feierabend Postkarten gegen Hitler und verteilt diese heimlich in Berlin. Der ganze Gestapo-Apparat wird mobilisiert, Nachbarn und Kleinkriminelle angestiftet, alles Verdächtige zu melden, und dennoch gelingt es lange nicht, die Herkunft der provozierenden Karten herauszufinden. Doch auch die politische Strategie der Quangels geht nicht auf. Die meisten Postkarten werden sofort bei der Gestapo abgegeben und finden keine wirkliche Verbreitung in der Bevölkerung. Der Widerstand des Paares ist ein Akt der Verweigerung. Sie machen nicht mehr mit, tun, was sie tun müssen, ohne heroische Attitüde. Weniger ein politischer Akt als die Entscheidung, um keinen Preis alles mit sich geschehen zu lassen. Zwei Menschen, die beharrlich gegen den Strom der Mehrheit, gegen den Strom des Populismus schwimmen und das böse Ende visionär vorhersehen, dennoch aber in einer immer unmenschlicher werdenden Zeit näher und näher zusammenrücken, zufrieden und mit sich selbst im Reinen ganz einfach lieben können.
Regie führt Sandra Strunz, die mit HIOB und BUDDENBROOKS schon zwei äußerst erfolgreiche Produktionen in Bonn zeigte. Sie hat bereits am Schauspielhaus Hamburg, Schauspiel Frankfurt, Staatsschauspiel Dresden, Staatsschauspiel Stuttgart und an vielen anderen Bühnen gearbeitet. Außerdem ist sie als Dozentin für Regie an der Akademie für Darstellende Künste Ludwigsburg tätig.
Regie: Sandra Strunz
Bühne und Kostüme: Sabine Kohlstedt
Musik: Karsten Süßmilch, Rainer Süßmilch
Licht: Max Karbe
Dramaturgie: Viola Hasselberg
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