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Theater Bonn
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Fremd

Bewertung und Kritik zu

FREMD
von Michel Friedman
Regie: Emel Aydoğdu 
Premiere: 14. September 2024 
Theater Bonn 

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Zum Inhalt: FREMD erzählt die Geschichte eines Kindes. Es kommt in Frankreich als Sohn von Shoah-Überlebenden zur Welt. Die Familie ist staatenlos, heimatlos. Ein Leben in der Diaspora. In den Sechzigerjahren immigriert die Familie nach Deutschland. Ausgerechnet in das Land der Mörder, die fast die ganze Familie der Eltern ausgelöscht haben. Das Kind fühlt sich fremd. »Irgendwo im Nirgendwo lebe ich.« Wie soll man sich an diesem Ort ein Leben aufbauen? Wovon träumt man hier und wie schaut man an einem Ort in die Zukunft, wenn die Vergangenheit wie ein Schleier über allem liegt und die Gegenwart Ausgrenzung, Rassismus und Antisemitismus bedeutet? Die Familie hält zusammen. Vielleicht hält sie sich manchmal sogar zu fest. Das Kind fühlt sich ein Leben lang verantwortlich für die Eltern, bleibt Kind, auch als es schon längst erwachsen ist. Das Trauma lastet schwer auf der Familie, lässt sie nicht los. »Wenn ich Angst vor dem Fremden habe, wie viel Angst hat der Fremde vor mir. Und die Angst, die Angst ist mein Lebensgefährte.« Aber das Kind überlebt und versucht, weiter zu träumen.

Michel Friedman hat einen lyrischen, autobiographischen Text über das Gefühl des Fremdseins geschrieben. FREMD ist die Geschichte eines Menschen und beschreibt darüber hinaus exemplarisch viele andere Schicksale. Dieses Prosalanggedicht liest sich wie eine poetische Mahnung angesichts der politischen und gesellschaftlichen Geschehnisse der vergangenen Monate. Ein Plädoyer für eine komplexe, kritische Betrachtung der Gegenwart und der Erinnerungskultur, die Anerkennung von Differenzen und Haltungen und vor allem ein Plädoyer für die Menschlichkeit. »Wo ist der Gegenort der Fremde?«

Regie: Emel Aydoğdu
Ausstattung: Eva Lochner
Musikalische Leitung: Yotam Schlezinger
Licht: Ewa Górecki
Dramaturgie: Sarah Tzscheppan
Mit: Julia Kathinka Philippi, Jacob Z. Eckstein und Riccardo Ferreira sowie Yotam Schlezinger (Musik)

3.0 von 5 Sterne
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Generationenübergreifend heimatlos
4 Monate her.
Kritik

''Bilder einer Beengtheit und voller Lebenstraurigkeit bestimmen das Bühnenspiel. Die Eltern lehren ihr Kind in poetischer Sprache scheinbar unlösbare Aufgaben: „Lerne, nicht reduziert werden.“ Das Kind gewahrt selbst bei den Eltern jedoch einen „Stillstand, Rückstand und Lebensnotstand“.

Besonders beeindruckend ist ein Spannungsmoment in der Kinder-Elterndynamik, als das erwachsene Kind ein Stipendium in New York erhält. Julia Kathinka Philippi forciert nun mit ausdrucksstarker Musicalstimme in der Rolle des Kindes Frank Sinatras „New York, New York“, atmosphärisch begleitet vom Bühnenmusiker Yotam Schlezinger. Das Kind ruft aus: „Ich bin glücklich.“ Es ist überrascht, als sich die Eltern nicht mit ihm freuen. Sie wollen es nicht gehen lassen. Das Kind erklärt nachdenklich, es „bleibe freiwillig in diesem wir“.

Voller berührender Drehmomente innerhalb der Rollen und im Bühnenspiel bleiben Bilder einer Heimat- und Hoffnungslosigkeit über Generationen, in denen es für Fremdheitserfahrungen scheinbar keinen Gegenort gibt.'' schreibt Ansgar Skoda am 20. September 2024 auf KULTURA-EXTRA

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