Bewertung und Kritik zu
FRAUEN VOR FLUSSLANDSCHAFT
nach dem Roman von Heinrich Böll
Regie: Jens Groß
Premiere: 7. Juni 2024
Theater Bonn
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Zum Inhalt: Sie stehen für die Bonner Republik, stehen daneben, wenn ihre Männer Politik machen, stehen auf den Terrassen ihrer Bad Godesberger Villen und schauen auf die Flusslandschaft des Rheins, in dem irgendwo der Nibelungenschatz versteckt ist. Gold und Kronen, von rollenden Kieseln zerbeult, wie Karnevalsorden, daneben ein Naziemblem, schnell ins Wasser geworfen, als die amerikanischen Panzer anrückten. Denen, die zu viel wissen und zu viel reden, werden die Erinnerungen »korrigiert« in einem Luxussanatorium.
In seinem letzten Roman »Frauen vor Flusslandschaft«, erschienen kurz vor seinem Tod 1985, summiert Heinrich Böll als streitbarer Demokrat sein politisches Lebenswerk, das wie kein anderes verwoben ist mit der Gründung und Entwicklung der Bundesrepublik Deutschland in ihren ersten vierzig Jahren. Bölls Blick fokussiert dabei nicht die Männer und Macher, sondern die Frauen an ihrer Seite und im Hintergrund. Ihnen, den Beobachtenden, Kombinierenden, Schweigenden und zum Schweigen Verurteilten, gibt er eine Stimme. Ihre Haltungen – des Unbehagens, der Verweigerung, des Widerstands – bestimmen die Haltung des Romans und erzählen die Geschichte einer unabgeschlossenen Vergangenheit, deren Erinnerung immer auch eine Erinnerung an die Gegenwart ist. Ihre Frage nach dem »Wohin?« ist die Frage nach einer Alternative zum Ist-Zustand. Basis hierfür ist das Vermögen, nicht zu vergessen. Dieses Vermögen ebnet den Weg zur Solidarisierung und birgt ein Element der Verheißung, in der sich Veränderung anbahnt.
Regie: Jens Groß
Musik: Malakoff Kowalski
Klavier und Komposition: Clemens Bigge
Bühne: Tom Musch
Kostüme: Philipp Basener
Licht: Jorge Delgadillo
Dramaturgie: Nadja Groß