Bewertung und Kritik zu
MEDEA 38 / STIMMEN
von Doğan Akhanli
Regie: Nuran David Calis
Premiere: 9. September 2022
Theater Bonn
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Zum Inhalt: Medea. Kaum ein Name erzeugt gleichzeitig so viel Faszination und Schrecken. Kein antiker Stoff hat über die Jahrhunderte hinweg zu so vielen Deutungen und Bearbeitungen Anlass gegeben wie der Medea-Mythos. Christa Wolfs 1996 veröffentlichter Roman MEDEA.STIMMEN entstand als radikale Korrektur des gängigen Medea-Bildes. Hier wird die Frau zum Opfer von männlicher Macht und Fremdenhass umgedeutet.
Diese Medea folgt Jason nicht aus Liebe nach Korinth, sie muss vor dem maroden Regierungssystem in Kolchis fliehen. Weil sich die Geflüchtete nicht total assimilieren will und dem dunklen Regierungsgeheimnis auf die Spur kommt, wird Medea erst verleumdet, dann verfolgt. Dabei verkörpert Medea das Ideal einer humanen Gesellschaft. Die Könige von Kolchis und Korinth regieren dagegen nur noch aufgrund von Freveltaten. Die Bewohner von Korinth belügen sich selbst und verdrängen die unbewältigte Vergangenheit. Opportunismus, Mangel an Zivilcourage und Fremdenhass bestimmen ihr Verhalten. Medea machen sie zum Sündenbock.
Inszenierung: Nuran David Calis
Musik: Vivan Bhatti
Bühne: Anne Ehrlich
Kostüme: Anna Sünkel
Video: Nuran David Calis
Licht: Thomas Tarnogorski, Boris Kahnert
Dramaturgie: Nadja Groß