Bewertung und Kritik zu
DER ZERBROCHNE KRUG
von Heinrich von Kleist
Regie: Jens Groß
Premiere: 19. November 2021
Theater Bonn
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Zum Inhalt: In der Nacht ist in Eves Zimmer ein Krug zu Bruch gegangen. Mit den Überresten des ihr kostbaren Erbstücks steht Mutter Marthe am nächsten Morgen vor Richter Adam, um Eves Verlobten Ruprecht zu verklagen, den sie fälschlicherweise verdächtigt. Ruprecht wiederum ist voller Zorn auf Eve, weil er irrtümlich glaubt, einen Nebenbuhler bei ihr ertappt und in die Flucht geschlagen zu haben. Wer da wirklich Hals über Kopf aus dem Fenster flüchtete und dabei den Krug zu Boden riss, weiß Eve. Sie aber schweigt. Richter Adam, verräterisch derangiert, liegt wenig daran, Licht ins Dunkel zu bringen. Denn er selbst ist der Übeltäter, der Eve nachts in ihrem Haus bedrängt hat. Zu seinem Unglück ist Gerichtsrätin Walter angereist, um die Methoden der hiesigen Rechtsprechung auf ihre Korrektheit zu überprüfen. Auf diese Weise in arge Bedrängnis gebracht, muss Adam über sich selbst Gericht halten. Mit zweifelhaften Verhörmethoden setzt er auf der Flucht vor sich selbst alles daran, die Wahrheit zu vertuschen, die mitnichten eine Lappalie ist. Denn schnell wird klar: Marthes Klage um das zertrümmerte Gefäß ist nur Anlass. Adams Vergehen hat weit mehr zerstört – Liebe, Familie, Unschuld, Staatsräson und das Vertrauen in eine gerechte Ordnung sind beschädigt; eine ganze Welt liegt hier in Scherben.
Was als Komödie voller Sprachwitz beginnt, eröffnet bald den Blick auf menschliche Abgründe und einen lügnerischen Vertreter der Justiz. Kleists Lustspiel, das 1808 uraufgeführt wurde, spiegelt Machthaber unserer Zeiten, die ebenso geschickt wie manipulativ und schamlos ihre Wertungsspielräume ausnutzen und deren Machtmissbrauch von der jeweiligen Gesellschaft mitgetragen wird.
Inszenierung: Jens Groß
Bühne und Kostüme: Tom Musch
Licht: Boris Kahnert
Dramaturgie: Male Günther