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Volksbühne
www.volksbuehne.berlin
Rosa-Luxemburg-Platz - 
10178 Berlin
Telefon: 030 24065777
SPIELPLAN & KARTEN

A Year without Summer

Bewertung und Kritik zu

A YEAR WITHOUT SUMMER 
Florentina Holzinger
Premiere: 21 Mai 2025 
Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz, Berlin 

Zum Inhalt: 1816 soll als Jahr ohne Sommer in die Geschichte eingehen, und Mary Shelley erschafft mit Frankenstein ein Genie, das die Natur zwingt, sich seinem Willen zu beugen und mit seinem aus Leichenteilen zusammengesetzten Monster in der Destruktion endet. In A Year without Summer entwirft Florentina Holzinger eine neue apokalyptische Vision des künstlichen Lebens: In dem Vorhaben die Natur zu bezwingen, wird der Körper zum Experimentierfeld, der sich immer radikaleren Witterungsverhältnissen unterworfen sieht.

A Year without Summer erzählt von der Verbesserung der Natur bis zur Perversion und ist ein Versuch, die Verheißung des ewigen Lebens gegen den sicheren Tod auszuspielen.

von und mit: Saioa Alvarez Ruiz, Liane Jil Apel, Andrea Baker, Bear Boy, Sofia Borges, Born In Flamez, Gibrana Cervantes, Renée Copraij, Beatrix "Trixie" Cordua, Sophie Duncan, Luz de Luna Duran, Blathin Eckhardt, Renée Eigendorff, Fibi Eyewalker, Florentina Holzinger, Sahel van K, Annina Machaz, Achan Malonda, MING, Xana Novais, Netti Nüganen, otay:onii, Costanza Pérez de Lara Bonatti, Sue Shay, Marion Strauß, Brigitte "Gitti" Ulm, Bärbel Warneke

Live-Musik: Sofia Borges, Born In Flamez, Gibrana Cervantes, Blathin Eckhardt, MING, otay:onii

Regie, Choreographie & Performance: Florentina Holzinger
Musikalische Leitung: Born In Flamez, Stefan Schneider
Komposition: Born In Flamez, Josephinex Ashley Hansis, Stefan Schneider
Bühne: Nikola Knežević
Kostüme: Christiane Hilmer
Licht: Kevin Sock
Videodesign & Robotics: Zoe Bassi
Dramaturgie: Fernando Belfiore, Leonie Hahn, Sara Ostertag, Felix Ritter, Michele Rizzo

2.5 von 5 Sterne
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Über die Perversion eines ewigen Lebens aus dem Labor
29 Tage her.
Kritik

„Pain first, heal later.“ Das könnte ein Motto des Abends sein, der dann gleich mit einer Sigmund-Freud-Parodie weiter macht. Der bekannte Psychoanalytiker hat feuchte Träume und untersucht den Unterleib einer der Performerinnen. Annina Machaz gibt wieder den peinlichen Mansplainer. Hier witzelt sie sich vom Penisneid bis zur Vagina dentata. Nicht weniger schmerzfrei geht es weiter mit einem Todesduell zwischen dem KZ-Arzt Josef Mengele (Saioa Alvarez Ruiz) und dem rassistischen französischer Naturforscher und Anatom Jean Georges Cuvier (Achan Malonda). Das wird durch das Auftreten der Performerinnen natürlich hart kontrastiert. Geschmacklich bleibt es dennoch fragwürdig, wie auch die abschließende Kot- und Kotzorgie, die Holzinger nun endgültig als Tochter im Geiste des Wiener Aktionismus zeigt. Günter Brus und Hermann Nitsch hätten ihre Freude, wenn sie noch leben würden. Aber was ist schon Schweinblut gegen echte Kunstkacke. Glitsch like Nitsch aus dem Uterus.

Schön sind die wenigen ruhigen Momente des Abends. Zum Schauer die Romantik liefert ein Ballett von Roboterhunden, die in einem Glaskasten gegen die Scheiben springen, bis sie herausgelassen ihren Schrecken verlieren. Der Ausflug in die Welt der Technologie ist damit aber schon erledigt. Körperaktion und Akrobatik drängen sich wieder in den Vordergrund. Ein ultimativer Facelift an ins Gesicht gepiercten Haken, Trampolin-Springen und Eislaufen. Von „Immortality“ bis „Eternity“ ist es aber nur ein kurzer Umschnitt. Die extra für die Show gecasteten älteren Performerinnen werden nun in Rollstühle gesetzt und Betten gelegt. Die jungen geben das Pflegepersonal, das sich redlich müht und windelt, bis die braune Brühe in hohen Bögen schießt. Kacke-Schüttbilder zu Elektrosounds. Ein Monsteroratorium der anderen Art mit Queens Klassiker Who wants to live forever. Dann schaut auch noch das bekannte Monster Frankensteins auf Stelzen vorbei, bis der langsam rieselnde Schnee die Szenerie bedeckt. Vor ein paar Tagen wurde hier an der Volksbühne noch Holzingers zum Theatertreffen eingeladener schräger Opern-Rausch Sancta gefeiert, nun ein relativ unfertiger Abend, der sein Thema nur in Ansätzen fasst, aber nicht wirklich zu Ende denkt.'' schreibt Stefan Bock am 23. Mai 2025 auf KULTURA-EXTRA

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2 von 2 Person(en) gefiel diese Kritik
Remix bekannter Holzinger-Versatzstücke
29 Tage her.
Kritik

Dichter Kunstnebel wabert durch die Volksbühne am Rosa Luxemburg-Platz: Florentina Holzinger evoziert in ihrer neuen Produktion „A Year without Summer“ die Atmosphäre des Jahres 1816. Der Ascheregen des indonesischen Vulkans Tambora verdunkelte den Himmel, Ernteausfälle sorgten für Hunger. Im selben Jahr schrieb die junge Mary Shelley ihren Frankenstein-Roman, den Klassiker der Grusel- und Gothic-Literatur.

Die Menschen suchten damals Halt, zogen sich in ihre Häuser zurück und kuschelten sich aneinander, führt eine Erzählerin aus. Das ist das Stichwort für eine sehr lange lesbische Gruppensex-Orgie. Nach und nach fallen alle Hüllen der Performerinnen der Holzinger-Truppe und der Seniorinnen, die eigens für dieses Projekt gecastet werden. Die Frauen küssen sich, reiben sich aneinander und verknäueln sich im Halbdunkel zu immer expliziteren Posen.

Formal ist „A Year wihout Summer“ ein Remix und Aufguss bekannter Holzinger-Versatzstücke, neu ist das Spiel mit dem Musical-Genre, das in mehreren Gesangsnummern von Ärztinnen und Krankenschwestern in weißen Kittel angetippt wird. Ein schönes Gimmick war der Einsatz von Robotern, die einsam über die Bühne kreiselten: eines der starken Bilder eines zerfasernden Abends.

Im Vergleich zu dramaturgisch ausgefeilteren und thematisch spannenderen Abenden wie „Ophelia´s got talent“ und „Sancta“ fällt „A Year without Summer“ deutlich ab. Tiefpunkt war die Sauerei, die das Team kurz vor Schluss anrichtete, als die Körperflüssigkeiten aus den Windeln der Senioren-Statistinnen rausspritzten.

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2 von 2 Person(en) gefiel diese Kritik

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