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Volksbühne
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Rosa-Luxemburg-Platz - 
10178 Berlin
Telefon: 030 24065777
SPIELPLAN & KARTEN

Weiße Witwe

Bewertung und Kritik zu

WEISSE WITWE 
von Kurdwin Ayub
Premiere: 14. Februar 2025 
Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz, Berlin 

Zum Inhalt: Ein Erotikabenteuer, in das man sich hineinversetzen kann: Während Königin Aliah im Jahr 2666 über den islamischen Staat Europa regiert, befriedigt sie ihre Lust jede Nacht mit einem frischen weißen Mann. Am nächsten Morgen tötet sie jeden dieser Männer, weil sie alle nerven. In ganz Europa verstecken sich die verängstigten Männer vor den Rittern der Königin. Eines Tages wird ihr ein Teppich aus den deutschsprachigen Gebieten geschenkt. Es rollt ein weißer alter Mann heraus. Er meldet sich freiwillig, die Nacht mit der Königin zu verbringen, um seine Rasse zu retten. Wie einst Scheherazade erzählt er eine Geschichte: Die Weiße Witwe lebt im Jahre 2004 und ist so verliebt in den Islam, dass sie die beste Anhängerin sein möchte und alle Ungläubigen tötet. Aliah findet sich selbst wieder in der Weißen Witwe. Lustvoll mordend tanzt sie sich durch das Abenteuer dieser erotisierenden Erzählung, bis der alte weiße Mann zu müde ist. Er möchte die Geschichte in der nächsten Nacht fortsetzen, aber wird er bis dahin überleben?

Mit: addeN, Samirah Breuer, Inga Busch, Benny Claessens, Georg Friedrich, Zarah Kofler

Tanzchor: motion*s Tanz- und Bewegungsstudio
Text & Regie: Kurdwin Ayub
Bühne & Kostüme: Nina von Mechow
Choreographie: Camilla Schielin
Licht: Denise Potratz
Dramaturgie: Leonie Hahn, Anna Heesen

2.0 von 5 Sterne
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Filmregisseurin Kurdwin Ayub versucht sich mit selbst geschriebener Zukunftsfarce an der Berliner Volksbühne
4 Monate her.
Kritik

''Es geht dazu recht orientalisch zu auf der von Nina von Mechow gestalteten Bühne mit Rundbögen und Zinnen sowie einem Lotterbett mit Kissen und Wasserpfeife davor. Der Sound ist eine Art Oriental-Elektropop zu dem schwarz gekleidete Tänzer*innen mit Masken auftreten. Ein wenig Lack-und Ledererotik mit Sklaven an Hundeleinen ist auch dabei. Die Regisseurin, die auch den Text des Stücks zu verantworten hat, lässt kein Klischee aus. Ein knalliges „Erotikabenteuer“ mit einer im schönsten Hip-Hop-Jargon fluchenden Königin. Tausendundeine Nacht unter anderen Vorzeichen. Scheherazade als alter weißer Mann mit Bart und Kaftan, der zur Rettung seines Geschlechts der gelangweilten Königin das Märchen der titelgebenden Weißen Witwe erzählt. Die Geschichte der zum Islam konvertierten Britin Samantha Lewthwaite, eine der meistgesuchten islamistischen Terrorverdächtigen und Witwe eines der Bombenattentäter vom 7. Juli 2005 in der Londoner U-Bahn.

Letztendlich schafft er es Aliahs Tochter Cezaria (Samirah Breuer), die das Treiben ihrer Mutter missbilligt, zum Aufruhr anzustacheln. Der Kopf der Königin landet auf einer Stange, aber um die junge Machthaberin zu verunsichern, streuen der Alte und der Eunuch ein paar Zweifel in Form von weißen Vorurteilen über Muslime. Orientalische Erotik oder Kopftuch. Der klischierte Blick des Westens und seine Doppelmoral von links bis rechts sollen hier gnadenlos auf die Schippe genommen werden. Was allerdings zunehmend im klamaukigen Bühnenchaos endet. Zum Schluss stehen da zwei Stangen mit Köpfen an der Rampe, und der weiße Mann ist wieder Herr der Lage. Eine recht krude Story, die textlich mager so nicht wirklich rüberkommt, das mehrheitlich junge Publikum aber zu begeistern vermag. Nicht immer läuft ein Regieausflug vom Film auf die Bühne gut. Sicher hat auch Florentina Holzinger, die in Ayubs Film Mond eine Hauptrolle spielt, die Regisseurin zu diesem Ausflug an die Volksbühne überredet. Ob das reicht, diese künstlerische Beziehung auch unter Matthias Lilienthal vorsetzen zu können, wird sich noch erweisen müssen. Im März kehrt mit Christoph Marthaler ein weiterer alter Bekannter an die Volksbühne zurück. Aber ob Lilienthal diesen Spagat zwischen alten und jungen Volksbühnenfans überhaupt will, darüber lässt sich im Moment nur spekulieren.'' schreibt Stefan Bock am 18. Februar 2025 auf KULTURA-EXTRA

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1 von 1 Person(en) gefiel diese Kritik
Enttäuschende feministische Fantasy-Farce
4 Monate her.
Kritik

Mit Spannung wurde das Theater-Debüt der kurdisch-österreichischen Regisseurin erwartet. Mit ihrem Debütfilm „Sonne“ trumpfte sie vor drei Jahren auf der Berlinale auf, im vergangenen Jahr legte sie „Mond“ mit Florentina Holzinger.

Für ihren Theater-Erstling suchte sie sich gleich ein besonders schwer zu bespielendes Haus aus: die trichterförmig ansteigenden Ränge der Volksbühne am Rosa Luxemburg-Platz erfordern schon einiges an Wumms und ließen manchen Shooting-Star schrumpfen, wenn die performative Kraft fehlte.

So leider auch an diesem Abend bei der inhaltlich zu wirren feministischen Farce über eine islamische, sexpositive Märchen-Königin aus 1001 Nacht, die jede Nacht männliches Frischfleisch braucht, das sie nach dem Akt von der Riesen-Spinne, die sich regelmäßig auf die Bühne herabsenkt, auffressen lässt.

Diese Spinne und auch der Tanzchor SC Motion*s, der sich mit Anspielungen auf orientalische und SM-Ästhetik immer wieder zu kleinen Intermezzi oder Background-Untermalung meldet, verleihen Kurdwin Ayubs wenigstens ein paar Schauwerte. Aus der vielversprechenden Grundidee hätte ein mit Gender-Konventionen und Islam-Projektionen spielendes, satirisches Fantasy-Spektakel hätte werden können.

Die Rapperin addeN in ihrem sehr knappen Outfit (Kostüme: Nina von Mechow), das den male gaze in bewusster Ironie sehr stark bedient, wirkt in der Hauptrolle als Königin Aliah/Weiße Witwe überfordert und ist oft schwer zu verstehen. Ebenso wie sie bleiben auch Gast-Star Georg Friedrich als sprichwörtlicher „Alter weißer Mann“ und Benny Claesens als die Vorgänge kommentierender Eunuch reine Stereotype. Dem knapp 100 Minuten kurzen Abend fehlen jedoch Tempo und Stringenz.

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