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    Volksbühne
    www.volksbuehne.berlin
    Rosa-Luxemburg-Platz - 
    10178 Berlin
    Telefon: 030 24065777
    SPIELPLAN & KARTEN

    Fantômas

    Bewertung und Kritik zu

    FANTÔMAS 
    von René Pollesch
    Premiere: 11. Oktober 2023 
    Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz, Berlin 

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    Zum Inhalt: Alle Beteiligten bei der Hinrichtung der Perrys haben gelacht: die Masse der Zuschauer, Frauen und Kinder, die Perrys unter dem Galgen und die Henker, denen es vor Lachen schwergefallen ist, die Schlinge ordnungsgemäß zuzuziehen. Einige in der Menge werden sich anfangs ein wenig geniert haben, aber mit der Zeit werden sie das Lachen nicht haben unterdrücken können, am wenigsten schließlich der junge Perry, der aus vollem Halse gelacht hat, als ihm der Strick um den Hals gelegt wurde, so dass die Umstehenden kaum seine letzten Worte verstehen konnten, die ungefähr heißen sollten: Ihr werdet noch große Wunder erleben – – – sie gingen im unartikulierten Gurgeln unter. Dies alles ist vielfach bezeugt und beschrieben worden. Es besteht nicht der geringste Anlass, daran zu zweifeln. Auch dass der junge Perry die ganze Zeit über – er war der letzte in der Reihe, die Mutter und der ältere Bruder sind vorher aufgehängt worden – durch Ansprachen an die Zuschauer und durch Zurufe an die bereits am Galgen Zappelnden die Menge unterhalten hat. Die Worte selbst sind in den späteren Schriften nicht übermittelt worden, nur andeutungsweise Sinn und Bedeutung, und wenn die Dämonen, wie manche glauben, sich einer besonderen Sprache bedienen, so findet sich diese in den Wortsammlungen für einen dezenten Gebrauch unserer Umgangssprache nicht verzeichnet.

    Mit: Kathrin Angerer, Campbell Caspary, Benny Claessens, Sonja Weißer, Martin Wuttke

    Text & Regie: René Pollesch
    Bühne: Leonard Neumann
    Kostüme: Tabea Braun
    Videokonzeption: Jan Speckenbach
    Kamera: Marlene Blumert, Jan Speckenbach
    Licht: Frank Novak
    Dramaturgie: Anna Heesen

    2.0 von 5 Sterne
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    Fantômas von René Pollesch
    1 Jahr her.
    Kritik

    Wer da nicht unweigerlich an Frank Castorf denkt, ist erst nach dessen langjähriger Intendanz an die Volksbühne geraten. Und dem zahlreich erschienenen, oft sehr jungen Publikum des Premierenabends scheint das zu gefallen. Aber wenn in einer Castorf-Inszenierung das Wort "Petersburg" fiel, dann konnte man sicher sein, dass das auch einen Sinn hatte und man nicht nur zum Vergnügen mit Hintergrundwissen zur russischen Geschichte bespaßt wurde. So wirkt das hier alles etwas willkürlich zusammengeschustert und im Anbetracht der jetzigen Situation mit Ukraine-Krieg und Hamas-Terror gelinde gesagt im Kontext etwas unglücklich nebulös platziert. Die Unsicherheit als Spielmotto. Und so flüchtet sich das recht spielfreudige Ensemble, wenn es nicht gerade die immer präsente Souffleuse Elisabeth Zumpe um Texthilfe anbetteln muss, ein ums andere Mal in den Slapstick.

    Das sind Momente, in denen man verzeihen möchte, dass man mit pausenloser zwei-dreiviertel Stunden Spieldauer nicht nur in einen zu lang geraten Pollesch sondern vor allem in einen viel zu kurzen Castorf geraten ist und applaudiert Martin Wuttke beim minutenlangen Aufzählen und Mimen von Gesichtsformen und Arten des Gangs, bei denen sich selbst die Mitspielenden kaum noch halten können. Dass es neben dem Ganzen auf Dauer leider etwas zähen Klamauks auch um übliche Pollesch-Themen der Repräsentation mit dem Spaß am Verkleiden, Maskentragen, der Sinnsuche oder dem Ausdruck von Gefühlen wie Liebe und Angst geht, wird nur in wenigen Spielszenen deutlich. Bereits in seinem Ingmar-Bergman-Verschnitt Mein Gott, Herr Pfarrer! hat Pollesch die ausgetretenen Pfade seines kurzweiligen und übertourigen Diskurs-Theaters zu Gunsten einer literaturlastigen Stückentwicklung verlassen. Man wird sich wohl daran gewöhnen müssen, dass der späte Pollesch dem Volksbühnen-Übervater Castorf immer ähnlicher zu werden scheint.

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    1 von 1 Person(en) gefiel diese Kritik
    Slapstick zwischen öden Text-Bruchstücken
    1 Jahr her.
    Kritik

    Für Frank Castorfs Maßstäbe sind knapp drei Stunden zwar immer noch Kurzstrecke. Aber Pollesch orientiert sich diesmal recht deutlich an seinem Vor-Vor-Vorgänger als Intendant am Rosa-Luxemburg-Platz. Das Publikum braucht nicht nur doppelt so viel Sitzfleisch wie üblich, er zitiert auch die elend langen Live-Video-Szenen von der Hinterbühne: Vor allem Martin Wuttke und Benny Claessens mäandern durch endlose Mono- und Dialoge, die aus den entlegenen Winkeln von Leonard Neumanns Bühne übertragen werden.

    Außerdem ließ sich Pollesch von Castorfs Vorliebe für russische Wälzer aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts anstecken: „Petersburg“ von Andrej Belyi wird in der Liste der Werke genannt, die diesen Abend inspirierten und von denen viele Zuschauer wohl das erste Mal hören. Dem russischen Symbolismus sei dieses Werk zuzuordnen, klärt Google auf.

    Besonders erhellend ist dieser Hinweis nicht, denn die Stränge, die Pollesch und sein Team munter verknäuelten und mixten, lassen sich kaum entwirren. Erkennbar ist noch, dass Kathrin Angerer und Benny Claessens als russische Agenten chargieren und ihre Figuren aus der Serie „The Americans“ (2013-2018), weitere Anspielungen gibt es auf „Irma Vep“ (2022) von Olivier Assayas und die „Fantômas“-Serie von Claude Chabrol/Luis Buñuel. Ganz oben steht Uwe Nettelbecks „Fantômas – Eine Sittengeschichte“, das im kleinen Verlag seiner Frau erschien und nur noch antiquarisch zu bekommen ist: der Gerichtsreporter der ZEIT hatte sich mit der Redaktion überworfen und verfasste anschließend materialreiche, assoziative Texte, die auch nur den wenigsten bekannt sein dürften.

    Die wesentlich populärere mehrteilige „Fantômas“-Kino-Reihe, in der Jean Marais als Gangster den trotteligen Inspektor (Luis de Funès) regelmäßig düpierte, taucht im Begleitmaterial nicht auf. Eine kleine Andeutung an den typischen de Funès- „Ja! Nein! Doch!“-Humor gibt es in der Szene, in der Kathrin Angerer mehrfach entrüstet abstreitet: „Ich hab nicht düster gekuckt!“ und ihr die Männer widersprechen.

    Diese Slapstick-Nummern sind kurze Inseln im öden Wortschwall. Den größten Applaus bekommt natürlich Martin Wuttke für eine mehrminütige Performance, in denen er die Wandlungsfähigkeit des „Fantômas“-Gesichts plastisch schildert. Symptomatisch für das Scheitern dieses zähen Abends ist allerdings, dass sie viel, viel kürzer ausfiel als noch in der Presse-Fassung des Stücktexts abgedruckt. Wuttke hangelte sich mit Hilfe der bewährten Souffleuse Elisabeth Zumpe durch eine gekürzte Version, die er vorzeitig abbrach.

    Dieser „Fantômas“ polarisiert sein Publikum: viele strebten zur Tür, die unter strafenden Blicken von Wuttke/Claessens laut krachend zufiel. Die eingefleischten Fans jubelten den Kabinettstückchen ihrer Lieblinge Angerer/Claessens/Wuttke zu, die von zwei Side-Kicks in Tabea Brauns Fantômas-Ganzkörper-Kostümen begleitet wurden.

    Weiterlesen: https://daskulturblog.com/2023/10/12/fantomas-volksbuehne-theater-kritik/

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