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    Volksbühne
    www.volksbuehne.berlin
    Rosa-Luxemburg-Platz - 
    10178 Berlin
    Telefon: 030 24065777
    SPIELPLAN & KARTEN

    EXTINCTION

    Bewertung und Kritik zu

    EXTINCTION 
    Mit Texten von Thomas Bernhard, Arthur Schnitzler und Hugo von Hofmannsthal
    Regie: Julien Gosselin 
    Premiere: 2. Juni 2023 (Théâtre Jean-Claude Carrière, Montpellier) 
    Berlin-Premiere: 7. September 2023  
    Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz, Berlin 

    eventimTICKETS ONLINE KAUFEN 

    Zum Inhalt: Der brodelnde künstlerische und intellektuelle Furor im Wien des beginnenden 20. Jahrhunderts bildet in EXTINCTION von Julien Gosselin den Ausgangspunkt, die „fröhliche Apokalypse“, wie der Autor Hermann Broch die Zeit der europäischen Unbekümmertheit vor dem Krieg bezeichnete, buchstäblich umzusetzen. Ausgehend von Arthur Schnitzlers Theaterstück Die Komödie der Verführung und den Novellen Traumnovelle und Fräulein Else, dem Fragment Boxeraufstand, sowie einem der literarischen Schlüsseltexte der Moderne, Hofmannsthals Brief des Lord Chandos, sowie titelgebend Thomas Bernhards letztem Roman Auslöschung konfrontiert EXTINCTION die Noblesse der Wiener Elite ihr Streben nach Schönheit und Ideal, mit der blanken Brutalität von Trieb und Tod.
    In einer Kollision aus Party, Konzert, Live-Film und Sprechtheater durchleuchtet das dreiteilige Literaturstück von Julien Gosselin Nihilismus und Zerstörung und sucht darin nach den Spuren einer verschütteten Revolte und der Möglichkeit, das Projekt der Moderne neu zu erfinden. Es wendet sich dem in die Katastrophe schlitternden österreichisch-ungarischen Reich vor Ausbruch des ersten Weltkriegs zu. Die scheinbare Unbeschwertheit, die gesellschaftlichen Debatten und die unterschwelligen Konflikte, die Arthur Schnitzler zum Ausdruck bringt, machen schließlich Thomas Bernhards radikalem Hass und Desillusionierung Platz.

    Mit: Guillaume Bachelé, Joseph Drouet, Denis Eyriey, Carine Goron, Zarah Kofler, Rosa Lembeck, Victoria Quesnel, Marie Rosa Tietjen, Maxence Vandevelde, Max von Mechow

    Regie: Julien Gosselin
    Bühne: Lisetta Buccellato
    Kostüme: Caroline Tavernier
    Musik: Guillaume Bachelé, Maxence Vandevelde
    Sounddesign: Julien Feryn
    Videodesign: Jérémie Bernaert, Pïerre Martin Oriol
    Videoschnitt: David Dubost, Phillipe Suss, Felicitas Sonvilla
    Videoscript: Elsa Revcolevschi, Julia Gostynski
    Kamera: Richard Klemm, Gian Suhner, Jérémie Bernaert, Baudouin Rencurel
    Licht: Nicolas Joubert, Kevin Sock
    Dramaturgie: Eddy d´Aranjo, Johanna Höhmann

    3.0 von 5 Sterne
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    Zerfällt in drei nicht überzeugende Teile
    1 Jahr her.
    Kritik

    In drei völlig unterschiedliche Teile fällt die zweite Volksbühnen-Regiearbeit von Julien Gosselin auseinander. Den Auftakt macht eine 40minütige Techno-Party, darauf folgt ein 2,5 Stunden quälend langer Live-Theater-Film, der in Schwarz-Weiß-Bildern auf die große Leinwand projiziert und mit Untertiteln versehen wird, während unten das bilinguale Ensemble (aus Spieler*innen von Gosselins französischer Compagnie „Si vous pouviez lécher mon cœur“, die er 2009 gründete, Volksbühnen-Ensemble-Mitgliedern und dem hauseigenen P14-Nachwuchs) von der Live-Kamera verfolgt über die Hinterbühne wuselt. 

    Es wird geschmachtet, endlos parliert und dem Untergang des 1. Weltkriegs entgegentaumelt. Die Texte sind nicht mehr so geschickt verzahnt wie in Gosselins Volksbühnen-Debüt „Sturm und Drang“, die Motive sind nur angerissen und erschöpfen sich in melodramatischem Weltuntergangs-Einheitsbrei. Allzu plakativ geht die elegisch vor sich hindämmernde Salongesellschaft mit lautem Donnerknall zu Grunde, in einer kurzen Einlage vor der zweiten Pause geht ein Schuhplattler-Tanz in eine Splatter-Orgie über. Das haben viele Gäste der Berliner Premiere (davor lief das Stück schon in Montpellier, bei den Wiener Festwochen und in Avignon) nicht mehr miterlebt, da die zähe Live-Film-Produktion von häufigem Türenklappern begleitet wurde.

    Nach der zweiten Pause gehört die leere Bühne Rosa Lembeck: sie sitzt allein auf einem Stuhl und trägt Auszüge aus Thomas Bernhards Roman „Auslöschung“ vor. Die Vorlage wird leicht adaptiert: aus Bernhards männlichem Alter ego wird eine junge Frau, die nach dem Tod ihrer Eltern aus der Freiheit Roms in die beklemmende Enge von Wolfsegg zurückgerufen wird. Diesen langen, knapp einstündigen Schlussmonolog würde man eher auf die Studiobühne im 3. Stock als ins Große Haus vermuten, am besten lässt er sich auf einem der 50 Plastikstühle verfolgen, die auf die Bühne gestellt wurden. Ungewöhnlich ist auch der weinerliche Tonfall, der nicht recht zu Bernhards Wut-Suada passt, in der er über Österreich, alte und neue Nazis, den Katholizismus und die Eltern-Generation ätzt.

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    1 von 1 Person(en) gefiel diese Kritik
    Apokalyptisch, aber froh (immerhin)
    1 Jahr her.
    Kritik

    ''Zentrales Highlight war der über zweieinhalbstündige Mittelteil, in dem der Gosselin die seiner Meinung nach vorzüglich ausschlachtbaren Schnitzler-Texte zu 'nem stimmigen und alles in allem gut funktionierenden Ganzen auseinander- und wieder zusammenschnitzelte. Herauskam quasi ein ganz neues Stück, in dem es unterschiedlich starke und, was ihre jeweiligen zwischenmenschlichen Ergebnissen anging, katastrophale Beziehungskisten nachzuempfinden und (für uns und mich als Publikum) voyeuristisch nachzuverfolgen galt. Dabei taten sich ungeheuerliche Abgründe auf, aber es wurde zwischendurch auch gut gegessen und nicht minder gut gevögelt, also alles das, was unser aller Leben - auch noch heute - diverst durchzupulsen vermag. Ja und man wollte nachgerade gar nicht festlegen, wer von den hochgrandiosen Großakteurinnen und Großakteuren - Rosa Lembeck trat ja erst, wie schon erwähnt, am Schluss des Abends in Aktion - dann eigentlich der/ die schauspielernd Beste war; ich nenne sie jetzt einfach mal der Reihe nach: Guillaume Bachelé (als Felkenir), Joseph Drouet (als Nemeth), Denis Eyriey (als Florestan), Carine Goron (als Albertine), Zarah Kofler (als Else), Victoria Quesnel (als Aurelie), Marie Rosa Tietjen (als ?), Maxence Vandevelde (als Nachtigall) und Max von Mechow (als ?)

    Das apokalyptisch Fröhliche an sich erreichte - kurz nachdem sich alle, wie bei Lars von Trier in dessem Melancholia-Film, der kosmisch herannahenden Katastrophe durch immerwährendes Nach-oben-in-den-Himmel-Gucken voll bewusst wurden - seinen völlig abgefahrenen Höhepunkt, als sich die versammelte Mannschaft Jahrzehnte später bei einem stimmungsmäßig ausufernden Dirndl- und Lederhosengeburtstag zusammenfand und einen aus ihrer Runde zur Veropferung bestimmte, worauf dann die Goron (als die einstmalige Albertine) mit 'nem Riesenbeil den Eyriey (als den einstmaligen Florestan) zerhacken tat und sie und alle andern Mitfeiernden theaterblutbesudelt-fröhlich übrig blieben und das Alles als Privat-Splatter auf ihre Handys abspeicherten... Und das machte schon, auf jeden Fall für mich, den apocalyptisch-fröhlichsten Sinn dieses doch ziemlich strapaziösen Großtheaters, und allein für diese metaphorische Idee: 5 K.'' schreibt Andre Sokolowski am 8. September 2023 auf KULTURA-EXTRA

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