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    SPIELPLAN & KARTEN

    Die Orestie

    Bewertung und Kritik zu

    DIE ORESTIE
    nach Aischylos
    Regie: Thorleifur Örn Arnarsson 
    Premiere: 1. Oktober 2020 
    Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz, Berlin 

    Zum Inhalt: Die Orestie des Aischylos, bestehend aus den drei Teilen „Agamemnon“, „Choephoren“ und „Eumeniden“, ist die erste überlieferte Tragödientrilogie und entstand kurz nach politischen Umwälzungen in Athen hin zur weltgeschichtlich ersten demokratischen Staatsordnung. Agamemnon, Anführer des griechischen Heeres im Trojanischen Krieg, kehrt, nachdem er seine Tochter Iphigenie für die Unterstützung der Götter geopfert hat, nach langen Jahren nach Hause zurück und wird durch seine Gattin Klytaimestra ermordet. Dies sühnt ihr Sohn Orest und tötet seine Mutter. Dieser Kreislauf aus Mord und Rache führt ihn schließlich vor ein Bürgergericht und endet durch göttliches Eingreifen mit einem Freispruch.

    Mit: Sólveig Arnarsdóttir, Johanna Bantzer, Gabriel Cazes, Sarah Franke, Katja Gaudard, Sebastian Grünewald, Jan Jordan, Daniel Nerlich, Sarah Maria Sander, Sylvana Seddig, Sir Henry, Hubert Wild

    Regie: Thorleifur Örn Arnarsson
    Bühne: Ann-Christine Müller
    Kostüme: Mona Ulrich
    Musik: Gabriel Cazes
    Director of Photography: Voxi Bärenklau
    Künstlerische Mitarbeit: Egill Sæbjörnsson
    Sounddesign: Salka Valsdóttir
    Licht: Kevin Sock
    Live-Kamera: Miriam Kolesnyk / Nicolas Keil
    Dramaturgie: Ulf Frötzschner

    1.7 von 5 Sterne
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    Im Chaos untergehen
    4 Jahre her.
    Kritik
    ''Im Vordergrund sollen schon die Frauen stehen, die sonst in den Stücken eher hinter den Männern verschwinden. Eine ähnliche Idee hatte schon Lucia Bihler mit ihrem Frauen-Ensemble zur Iphigenie, die im Atridengeschlecht bekanntlich auch eine tragende Opferrolle spielt und hier von der sichtlich schwangeren Sylvana Seddig gespielt, ein Ei gebiert und es aufisst. Das Ei der Weisen hat Regisseur Arnarsson mit seinem Verschnitt der Tragödien-Trilogie mit Albees Ehehölle sicher nicht gefunden. Zumal das ganze mehr zu einem Stück über häusliche Gewalt zusammenschnurrt. Da helfen auch nicht die der Übersetzung von Peter Stein entliehenen Textbrocken von Aischylos über die schicksalhafte Verstrickung im Kreislauf der Gewalt: „Das ganze Geschlecht zahlt für die Sünden der Väter.“ „Mord um Mord, Schuld um Schuld.“ Große Sätze, die Behauptung bleiben. Zum „Tag der Gerechtigkeit“ von Klytaimnestra geht mit großem musikalischen Getöse, viel Halli Galli und Bühnengedrehe so ziemlich alles unter. Die Geburt der Demokratie aus dem Chaos der Tragödie erfolgt dann vor müde abhängendem Zombihaufen. Sarah Maria Sander spielt irgendwann mal ein wenig Chopin und singt „Mir fehlen die Worte“. Dem ist nichts hinzuzufügen.'' schreibt Stefan Bock am 2. Oktober 2020 auf KULTURA-EXTRA
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    1 von 1 Person(en) gefiel diese Kritik
    Scheitern am großen Gesellschaftsstoff
    4 Jahre her.
    Kritik
    ''Wie man das Demokratie-Happy-End der Orestie inszeniert, ist immer die große Frage. Michael Thalheimer hat in seiner Inszenierung damals nihilistisch mit dem Blutbad geendet und die Demokratie komplett weggelassen. Ersan Mondtag zeigte alle Figuren als Ratten – auch kein positives Menschenbild. Arnarsson nun reißt den dritten Teil in ungefähr drei Minuten herunter, allein Athene entscheidet über den Mörder, weil die Bürger nicht mitmachen und nur dumm gucken. Dieses abrupte Ende wirkt völlig aus der Luft gegriffen und schlicht angehängt. Mit seinem Fokus auf Albees Ehehölle möchte Arnarsson die Orestie auf den privaten Familienkampf herunterzoomen – doch das ist eben zu kurz gegriffen. Es ist schließlich ein hoch politisches Stück, das sich um Kriegstreiberei und Privatinteressen dreht, um Opfer, Rache und Bürgerbeteiligung. An diesem großen Gesellschaftsstoff scheitert Arnarsson (coronabedingt?) regelrecht.'' schreibt Barbara Behrendt auf rbbKultur
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    1 von 1 Person(en) gefiel diese Kritik
    Überfrachtet und mit platter Trump-Karikatur
    4 Jahre her.
    Kritik
    Was Arnarsson am besten kann, ist sicher die monumentale Oper im Stil seiner „Edda“-Inszenierung, mit der er 2018 in Hannover überregional auf sich aufmerksam machte. Mit großem Volksbühnen-Wumms dröhnt es stimmgewaltig nach knapp zwei Stunden aus allen Boxen und Rohren. Sir Henry, ein Urgestein des Hauses, haut in die Tasten. Dies scheint das Finale des Abends zu sein. Doch es folgt noch die für die gedankliche Kostruktion des Abends wichtigste Szene, die jedoch wie ein liebloser Nachklapp wirkt: Sebastian Grünewald, der George aus der Ehehölle, schlüpft plötzlich in die Rolle des Orest. Sein Monolog soll in den letzten Minuten der Inszenierung für die Klammer all der Einzelteile sorgen, die sich an diesem Abend nicht so recht zu einem Ganzen zusammenfügen. Der Abschluss ist leider symptomatisch für einen überfrachteten Abend, der so viele Fäden aufnimmt, sie aber sofort wieder fallenlässt und nicht schlüssig verbindet. Im Vorfeld betonten Arnarsson und sein Team, dass sie an dem antiken Stoff vor allem der Ursprung der Demokratie und des Rechtsstaats, der sich im Prozess gegen Orest zeigt, interessiere. Eine tiefere Auseinandersetzung mit diesen Themen gelingt dem Schauspieldirektor der Volksbühne jedoch nicht. Im Gegenteil: Dass in der allerletzten Szene, bevor das Licht erlischt, eine Donald Trump-Karikatur unmotiviert über die Bühne trippelt, ist nicht mehr als ein platter Gag, der dramaturgisch in keiner Weise eingebunden ist. Weiterlesen
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    1 von 1 Person(en) gefiel diese Kritik

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