Zum Inhalt: Der Voyeur ist von üblem Beigeschmack behaftet. Der Grenzgänger will sich Zugang zu Fremdem, Intimem verschaffen, daran teilhaben und unerkannt bleiben. Auf den, der sich im Verborgenen seiner Schaulust hingibt, schaut man herab. Wer als solcher ertappt wird, erfährt gesellschaftliche Ächtung. Doch ACHTUNG: Statt Kontaktbeschränkung endlich in Blickkontakt treten, mal wieder ungestört und aus sicherer Entfernung, versteht sich, ein Auge auf jemanden werfen oder haben. Die Fenster zum Hof stehen weit offen und liefern unverhoffte Einsichten, teils verstiegene wie verstörende Ansichten. Erdgeschoss und 1. Stock in direkter Nachbarschaft und doch birgt jede Wohnzelle, von der Abendsonne ausgeleuchtet, bei genauer Betrachtung ein Bild der Vereinzelung. Wer beäugt hier wen? Wer entzieht sich und bleibt im Innern zurück? Die Fassade bietet auch die Chance zur Selbstinszenierung, denn man lebte lange unter Verschluss – Zeit, um Luft zu holen und ...
Mit: Johanna Bantzer, Sarah Franke, Katja Gaudard, Jella Haase, Jan Jordan, Amal Keller, Paula Kober, Vanessa Loibl, Emma Rönnebeck, Teresa Schergaut, Sylvana Seddig, Sir Henry
Konzept und künstlerische Realisierung: Lucia Bihler, Johanna Bantzer, Sarah Franke, Emma Rönnebeck Dramaturgie: Degna Martens Ausstattung: Ann-Christin Müller, Mayan Tuulia Frank Kostüme: Eleonore Carrière, Nina Lopac Produktionsleitung: Rolf Krieg Regieassistenz: Constanze Schüddekopf
''Das immerlustige Einzel- und Gruppengeplapper hatte was von Buchstabensuppe oder Scrabbeln mit Soße. Am besten noch dieser Prolog-Ausraster, wo dann die Performerin sich über all die derzeit üblichen Abstands- und Hygieneregeln - jede(r) fügt denselbigen meist noch ein individuelles i-Tüpfelchen zu - voller Emphase ausließ.
Danach inflationierte es heterogen. Hundkater mit grillglutverbranntem Schwanz, Geranienkasten hinter Stacheldraht wegen herumscheißenden Katzen, eine CD mit dich umschlingenden Liedern, schwarzäugige Susannen, Liebe & Faschismus usf. Das Schöne des Events war, dass man die Theaterleute live aus Fleisch und Blut so vor sich hatte. Endlich wieder!!'' schreibt Andre Sokolowski am 25. Juni 2020 auf KULTURA-EXTRA
Mit einer Persiflage auf das manchmal undurchdringliche, oft widersprüchliche Konvolut der Corona-Hygieneregeln begrüßte eine Spielerin ihr Publikum. Während sie sich in einem Monolog über FFP2-Masken und Toilettenbesuche verhedderte, erschien in den Fenstern des Salons nach und nach ein weiblicher Chor, der Passagen aus „[i]In your face, frühsommerlichneonationalistischer Depressionszusammenhang![/i]“ von Gerhild Steinbuch und Thomas Köck vortrug. Einige scharfzüngige und scharfsinnige Beobachtungen über Viren, Martin Sellner und seine Identitäre Bewegung oder Alexander Gauland aus der „Hochrisikogruppe“ eröffneten und beendeten dieses sommerliche Chorprojekt.
Doch trotz dieser Klammer zerfiel der Rest in kleinteiliges Stückwerk: hier eine Slapstick-Nummer von Film-Star und Neu-Ensemble-Mitglied Jella Haase, die hysterische Schreie ausstieß und mit einem Staubsauger hantierte, dort ein Klavier-Part von Volksbühnen-Urgestein Sir Henry, der mit tiefschwarz geschminkten Augen einige Randbemerkungen beisteuerte.
Das Wichtigste an dem Abend, der mit geringem Vorlauf vorbereitet werden musste, war, dass endlich wieder vor Publikum gespielt werden konnte, so dass dramaturgische Holprigkeiten und lose Fäden der Nummernrevue weniger ins Gewicht fallen.
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