Bewertung und Kritik zu
DER KAISER VON KALIFORNIEN
von Alexander Eisenach
Premiere: 27. August 2020
Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz, Berlin
Zum Inhalt: Kalifornien, Golden State. Die Geschichte eines Rausches, von Abenteurern, von falscher Freude, dem Traum vom Westen. 1848 wurde in Neu-Helvetien, der Privatkolonie des Schweizers Johann August Suter nördlich von San Francisco, ein Goldnugget entdeckt. Daraufhin strömten zehntausende Glücksuchende nach Kalifornien. Doch Glück findet hier niemand. Im Gegenteil: Der Goldrausch markiert die endgültige Abkehr vom Freiheitsbegriff des Menschen und die Unterwerfung unter das Regime des Kapitals. Goldrausch und Goldfieber bezeichnen präzise jene Zustände, in denen das wahnhafte Individuum die Verantwortung für sein persönliches Schicksal und Glück an eine Ideologie überantwortet, die auf gegenseitiger Ausbeutung und dem Roulettespiel des Marktes beruht. Suters Neu-Helvetien wird ebenso wie das spätkapitalistische Gemeinwesen unserer Gesellschaften dem Boden gleich gemacht. Doch die Glücksversprechen in deren Namen der geistige und gesellschaftliche Kahlschlag vollzogen wurde, lösen sich nicht ein. Katerstimmung macht sich breit unter den Goldberauschten. In dieser Situation geht es um nicht weniger als die Wiedereroberung unseres Lebens als selbstbestimmte Subjekte. Es geht um einen kollektiven Glücksbegriffs, der einem Ideologiegemisch aus Wachstum, Konsum und Markt die Stirn bieten kann.
Mit: Sólveig Arnarsdóttir, Johanna Bantzer, Manolo Bertling, Sarah Franke, Katja Gaudard, Sebastian Grünewald, Jella Haase, Robert Kuchenbuch, Daniel Nerlich, Emma Rönnebeck sowie Sven Michelson, Niklas Kraft (Musiker)
Regie: Alexander Eisenach
Bühne: Daniel Wollenzin
Kostüme: Lena Schmid, Pia Dederichs
Licht: Johannes Zotz
Video und Live-Kamera: Oliver Rossol
Dramaturgie: Hannah Schünemann