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    Vaganten Bühne Berlin
    www.vaganten.de
    Kantstraße 12a - 10623 Berlin
    Telefon: 030 3124529
    SPIELPLAN & KARTEN

    Zeit der Kannibalen

    Bewertung und Kritik zu

    ZEIT DER KANNIBALEN
    von Johannes Naber
    Regie: Lars Georg Vogel
    Premiere: 2. Februar 2017
    Vaganten Bühne Berlin

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    Die WahrheitZum Inhalt: Die Unternehmensberater Öllers und Niederländer sind ein eingespieltes Team: Im Auftrag der ‚Company‘ sind sie auf dem gesamten Globus unterwegs, um die Gewinne ihrer Kunden zu maximieren. In den immer gleichen vollklimatisierten Räumen internationaler Hotelketten führen sie Gespräche über Outsourcing, Stellenabbau und entscheiden dabei in Sekunden über Millionenbeträge. Die realen Folgen ihrer Transaktionen wollen und müssen sie dort nicht sehen. Sie haben, so scheint es, alles bestens im Griff.
    Da werden sie mit dem Selbstmord eines Kollegen konfrontiert, der gerade die heiß begehrte Beförderung zum Teilhaber der Firma erhalten hat. Als kurz darauf die neue Kollegin Bianca März auftaucht, gerät ihre Komfortzone ins Wanken. Weshalb sind sie jetzt zu dritt? Wurde sie auf Öllers und Niederländer angesetzt? Und was passiert jenseits der Hoteltüren eigentlich wirklich?

    mit Björn Bonn, Johann Fohl, Senita Huskić, Hannah von Peinen, Joachim Villegas und Axel Strothmann

    Regie: Bettina Rehm
    Ausstattung: Lars Georg Vogel

    4.0 von 5 Sterne
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    Amüsantes Well-made-Play
    7 Jahre her.
    Kritik
    ''In der Vaganten Bühne an der Charlottenburger Kantstraße hält sich die Regisseurin sehr genau an den Text der Vorlage. Die Bühne von Lars Georg Vogel ist mit grünem Kunstrasen ausgelegt. Mit weißem Klebeband sind wie auf einem Spielfeld Linien markiert. Im Hintergrund steht eine Turnhallenbank. Man nimmt hier das Berater-Business sportlich. Nur eine seitlich platzierte Plastikmuschel mit Sandfüllung für den Wellness-Bereich erinnert noch an ein Hotelzimmer. (...)  Die Panik steigt, und endlich geht die Well-made-Inszenierung von Bettina Rehm richtig aus sich heraus. Das hätte man sich schon etwas eher gewünscht. Trotzdem ist es ein durchaus amüsanter Abend, den vor allem das spielfreudige Ensemble über die 90 Minuten ins fulminante Ziel trägt.'' schreibt Stefan Bock am 06.02.2017 auf KULTURA-EXTRA
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    Vom Film auf die Bühne
    7 Jahre her.
    Kritik

    Am Anfang stand ein erfolgreicher Spielfilm: „Zeit der Kannibalen“ von Johannes Naber wurde auf der 64. Biennale 2014 in Berlin uraufgeführt und bekam beim Deutschen Filmpreis 2015 die Auszeichnung  für das beste Drehbuch und eine Lola in Bronze. Das Drehbuch von Stefan Weigl hat Johannes Naber dann für die Bühne bearbeitet. Diese Version hatte jetzt in der Regie von Bettina Rehm an der Vaganten Bühne Berlin ihre Premiere. 

    Die Story ist eine punktuell recht bissige Satire auf das kapitalistische Wirtschaftssystem und die globalisierte Jagd nach dem materiellen Vorteil. Es gibt flott formulierte, streckenweise ausgesprochen geschliffene Dialoge, und wer die Verhältnisse in Wirtschaftsunternehmen aus eigener Anschauung kennt, dem werden manche Situationen geradezu vertraut vorkommen.

    Die Szene hat das stets gleiche Ambiente anonymisierter Zimmer internationaler Hotelketten, und da sich diese Behausungen überall in der Welt gleichen, kann man Ortswechsel auch ohne wesentliche Abwandlungen der Szene suggerieren. Dies ist der Lebensraum von Frank Öllers (Johann Fohl) und Kai Niederländer (Björn Bonn), zwei ebenso versierten wie erfolgreichen Wirtschaftsberatern, die rund um den Globus agieren, um die Geldanlagen ihrer Kunden wachsen und gedeihen zu lassen. Es sind zwei abgebrühte Strippenzieher, die gänzlich auf die Tricks und Schachzüge ihrer Aktivitäten konzentriert sind und alles Übrige in der Außenwelt nur durch ihre professionalisierte Brille wahrnehmen. Im Regelbetrieb läuft diese lukrative Routine ganz ohne überflüssige Geräusche ab, und das nächste Flugzeug wartet immer schon. Längst ist den beiden zur Gewohnheit geworden, welche Dienstleistungen sie von ihren Hotels erwarten, wie sie mit dem Personal umgehen und wie sie das Aus- und Einpacken ihrer Koffer immer weiter optimieren können. Natürlich haben hier naßforsche Macho-Sprüche und die üblichen Prahlereien sieggewohnter, omnipotenter Männlichkeit ziemlich ungehemmten Auslauf. Der Hotelpage (Amer Kassab) und das sanfte Zimmermädchen (Senita Huskič) sind hier nur nahezu stumme Diener und gegen ein Trinkgeld zu allen denkbaren Gefälligkeiten bereit. 

    Bis dann im Auftrag der zentralen „Company“ eine Frau namens Bianca März (Hannah von Peinen) zu dem Beraterduo stößt, die allerdings in Rollenverhalten und Habitus aus dem gleichen Holz geschnitzt ist wie die beiden Profitjongleure. Anfangs ist ihre Aufgabe nicht klar zu erkennen, und eine Weile hält sich auch der Verdacht, sie könnte von der perfiden Zentrale ausgesandt sein, das Tun und Treiben der beiden männlichen Berater zu beobachten und darüber nach oben zu berichten. Der Eiertanz der Mutmaßungen wird aber bald von einer viel dringlicheren Sorge abgelöst: die allmächtige „Company“ steht zum Verkauf. Über den Videoschirm meldet sich der neue Inhaber John Schernikau (Axel Strothmann) und kündigt dem gespannt lauschenden Trio an, sie bekämen jetzt neue Verträge und würden zu Teilhabern ernannt. Die überschäumende Freude über diese Beförderung hält allerdings nicht lange an. Auf einmal sind alle Kreditkarten gesperrt, und man kann noch nicht mal mehr einen Flug an den nächsten Einsatzort buchen. Der ganze Karrieresprung war eine Falle, und die einst so mächtige Firma ist in Wahrheit pleite. Zu allem Überfluss dröhnen von draussen die Maschinengewehrsalven eines Bürgerkriegskonflikts herein, und den auf einmal mattgesetzten Akteuren bleibt nur das bange Abwarten im Hotelzimmer, ihre Business-Metallkoffer als notdürftigen Schutz über die Köpfe gebreitet. 

    Die knappe, an wohlformulierten Seitenhieben reiche Handlung ist im doppelten Wortsinn ein Kammerspiel, das gut auf die kleine Bühne des Theaters passt und keine großen Szenenwechsel  erfordert. Es wird präzise gesprochen und mit vollem Körpereinsatz gespielt, und so kommen die skurrilen Facetten dieses Berufslebens bestens zur Geltung. Das Publikum weiss die Globalisierungsrevue durchaus zu schätzen und spendet am Schluss ausgiebigen, anerkennenden Applaus. 

    http://roedigeronline.de

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