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    Vaganten Bühne Berlin
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    Telefon: 030 3124529
    SPIELPLAN & KARTEN

    Der Untertan

    Bewertung und Kritik zu

    DER UNTERTAN
    von Heinrich Mann
    Regie: Lars Georg Vogel
    Premiere: 7. September 2017
    Vaganten Bühne Berlin

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    Der Untertanhttps://ir-de.amazon-adsystem.com/e/ir?t=aufderbuehne-21&l=li3&o=3&a=3596136407Zum Inhalt: Ob schon als schwächliches Kind, ob in der Burschenschaft, ob beim Militär, in der Wirtschaft oder als Sklave im Domina-Schlafzimmer seiner Frau: Diederich Heßling kennt nur eine Tugend, und die heißt Unterwerfung. Die Vaganten Bühne unternimmt mit der Bühnenadaption von "Der Untertan" eine theatralische Reise in die Seele der Deutschen, die bestimmt wird von der Leidenschaft für Ordnung, Anpassung und Duckmäusertum. Oben der Kaiser - er war schon zu seiner Zeit die Karikatur seiner selbst und passte genau zu seinem Volk - und unten der sich lustvoll der Macht des Stärkeren unterwerfende Papierfabrikant Diederich Heßling.

    mit Samira Julia Calder, Isabella Heller, Senita Huskic, Lawrence Jordan, Andreas Klopp, Joachim Villegas, Jörg Zuch

    Regie & Ausstattung: Lars Georg Vogel
    Regieassistenz: Alexander Schatte, Christopher Scheichen-Ost
    Technische Leitung: Benjamin Laber

    Dauer: 2h 30 min, eine Pause

    TRAILER

    4.0 von 5 Sterne
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    Psychogramm einer Vorahnung
    6 years ago
    Kritik

    Am Vorabend des Ersten Weltkriegs hat Heinrich Mann seinen Roman „Der Untertan“ publiziert. Das Kaiserreich war noch unmittelbar präsent, den Begriff „Nazis“ gab’s noch nicht, und welche fürchterlichen Gaben das Füllhorn der Geschichte für die nächsten Jahre bereithielt, war allenfalls visionären Propheten in Umrissen erkennbar. In dieser Situation hatte Heinrich Manns Roman den unschätzbaren Wert einer kühl analysierenden Prognose. Wolfgang Staudtes Filmversion von 1951 war ein fulminanter Versuch, die Romanversion in eine Folge einprägsamer Bilder zu übersetzen. 

    Lars Georg Vogel, der sowohl für die Bühnenversion des Romans wie auch für Regie und Ausstattung der Aufführung im kleinen Theater der „Vagantenbühne“ verantwortlich ist, greift entschlossen in die Kiste theatralischer Möglichkeiten und schlägt Kapital aus der unmittelbaren Nachbarschaft zum kaiserlichen Prachtbau des 1896 eröffneten „Theater des Westens“ und läßt dem Publikum vor Beginn der Aufführung Kopfhörer aushändigen, um die ersten Spielszenen im Hof hinter dem Theater gut verfolgen zu können. Hier ist der Antagonismus der Phrasen in einer Art Exposition zu verfolgen: der Kaiser verkündet Pathetisches aus einem höhergelegenen Fenster, Diederich Heßling gibt mit ersten hohltönenden Donnerworten seine politische Visitenkarte ab, und ein rebellischer linksgerichteter junger Arbeiter wird von Schüssen niedergestreckt. Danach wandern die Zuschauer ins hell erleuchtete Foyer vom „Theater des Westens“, hören erstmals von Lohengrin und König Heinrich als Figuren einer „deutschen Kunst“ und bewundern den Glanz der Kristall-Lüster. Sie verlassen diesen Ort zu den eingespielten Klängen des „Badenweiler Marsches“ über die seitliche „Kaisertreppe“ und gelangen erst dann in den Zuschauerraum der „Vagantenbühne“, um der eigentlichen Bühnenhandlung zu folgen. Diese „Hinführung“ im doppelten Wortsinn vermittelt bereits nützliche Impressionen vom zeittypischen Umfeld der Romanhandlung. Mobilität als Prinzip wird auch weiter kultiviert, als der zweite Teil nach der Pause erst auf einem Podest im Foyer startet, bevor die Zuschauer wieder ihre zuvor belegten Plätze im Saal einnehmen dürfen. 

    Nun schliessen sich Szenen aus dem Leben des Papierfabrikanten Diederich Heßling (Joachim Villegas) an, dessen markige kaisertreue Stärke eigentlich aus seiner Schwäche und Unterwürfigkeit resultiert. Die einzelnen Momentaufnahmen sind der Romanvorlage mit Geschick entnommen und gewinnen dadurch überzeugende Präsenz. Zwei Frauen kreuzen Heßlings Weg, die eher sanft romantische Agnes Göppel (Senita Huskić) und die praktische, dominante Guste Daimchen (Samira Julia Calder). Heßling dient sich empor, beim Militär wie in der kommunalen Hierarchie, wird Stadtverordneter und kann reichliche Aufträge für seine Papierfabrikation ergattern. Ein junger Mann mit Engelsflügeln (Lawrence Jordan) übernimmt die Rolle des Erzählers.

    Je mehr der Erfolg Heßling Recht zu geben scheint, desto mehr verfestigt sich seine rechtskonservative Haltung, die Sozialdemokraten, Juden und materiell Schwache gleichermaßen entschieden ablehnt. Jugendfreund Wolfgang Buck (Andreas Klopp) setzt gelegentlich abweichende Akzente. Die Elterngeneration in Gestalt von Agnes’ Vater Göppel und Bucks Vater, einem inzwischen angepaßten Alt-Revolutionär, ist bei Jörg Zuch in besten Händen. Auch das karikaturistische Element findet Eingang in die Szenenfolge: glänzend der Dialog zwischen Heßling und dem einflußreichen Strippenzieher Vater Buck, der seinen eigenen Vorteil mit dem Allgemeinwohl bemäntelt, oder die Verhandlung über Grundstücksfragen: Heßling in der Mitte, links der sich windende Bürgermeister, rechts ein verknöcherter Anwalt. Heßling drischt weiter seine rechtsdrapierten Phrasen und verfällt am Ende in des Führers rhetorische Diktion. Die Zuschauer werden entlassen mit einem sehr bedenkenswerten Satz: „Der würde nicht gelebt haben, der ausschließlich in der Gegenwart lebt.“ 

    Viel Beifall für die gelungene, bis in die Sprache sorgfältig erarbeitete Adaption eines berühmten, zeitkritischen Romans. 

    http://roedigeronline.de

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    4 von 5 Person(en) gefiel diese Kritik
    Windelvoll und mordsgefährlich
    6 years ago
    Kritik
    Zwischen Schwänen aus Wagners Lohengrin, dem Reichsadler und der Kaiserkrone führt die Inszenierung [i]Der Untertan[/i] an der [i]Vaganten Bühne Berlin[/i] ins Herz eines Deutschtums, das noch immer schlägt. Premiere war am 7. September 2017. Lars Georg Vogel hat den Romanstoff von Heinrich Mann für die Bühne bearbeitet.  [color=#111111]

    Diederich Heßling lernt früh, ein Untertan zu sein: Die Schläge vom Vater erduldet er gern – sie adeln ihn geradezu, denn es schlägt ihn ja der Mann, der sein größtes Vorbild ist. – Gleich nach dem Kaiser selbstverständlich. Diesem hängt Diederich windelvoll, dümmlich und mit infantiler Begeisterung an. Schließlich selbst erwachsen, gilt Diederich die Unterwerfung noch immer als größte Tugend: Er buckelt nach oben und tritt nach unten. Angst, Obrigkeitshörigkeit und Gier leiten ihn unter dem Deckmantel von christlicher Strebsamkeit, Disziplin und Männlichkeit. Im Klima der wilhelminischen Epoche gedeiht seine Mentalität bestens und Diederich Heßling kommt zu (lokal)politischem Einfluss und Macht. 

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    0 von 1 Person(en) gefiel diese Kritik
    Der kleine Diktator
    5 years ago
    Kritik
    ''Darsteller und Zuschauer ziehen gemeinsam zum Theater des Westens, dessen machtvolle Außenfassade bereits mit seiner repräsentativen Mischung aus Renaissance-, Jugendstil- und Empire-Elementen beeindruckt. Im erleuchteten Foyer sprechen Heßling und der Kaiser nun über die erhabene „deutsche Kunst“ und den Wohlklang der Opern Wagners. Die Zuschauer können sich an den Kristall-Lüstern im Saal ergötzen, bevor es zu der eingespielten Musik des Badenweiler Marsches über die seitliche Kaisertreppe wieder hinein in die Vagantenbühne geht. Hier beginnt nun im Theatersaal die eigentliche Bühnenhandlung.  Nun gebärt sich Diederich Heßling - jetzt ohne Brille und in kurzer Hose – erstaunlich authentisch als schwächliches Kind. Sein Vater, ein kleiner Papierfabrikant, straft ihn auch körperlich für kleine Vergehen. Dies stärkt jedoch Diederichs Liebe zum Vater und seine unterwürfige Gehorsamkeit nur. Diederich darf bald das fiktive Städtchen Netzig verlassen. Er wird vom Vater zum Studieren nach Berlin geschickt. Hier macht er zusammen mit den Kommilitonen die Kneipen unsicher, trinkt Bier und isst Bratwurst. Er entdeckt seine Liebe zum Kaiser. Als Doktor kehrt er zum väterlichen Betrieb zurück. Alsbald verbreitet er in Netzig mit missionarischem Eifer seinen Glauben an bedingungslose Deutschtümelei verbunden mit Kaisertreue. Mit großer Leidenschaft schätzt er die Ordnung und unterwirft sich zwanghaft der Macht des Stärkeren gemäß der Devise: Nach oben buckeln, nach unten treten. (...) Die Vorführung beeindruckt mit karikaturistischen Szenen, wenn Heßling etwa während der Verhandlungen um ein Grundstück mit seiner Obrigkeitstreue weniger unterwerfungswillige Gesprächspartner in Verlegenheit bringt oder auch zum Ende hin eine fanatische Rede hält, die bereits dem Tonfall Hitlers ähnelt. Für Bewegung ist auch zu Beginn des zweiten Teils nach der Pause gesorgt, der auf einem Podest im Theaterfoyer beginnt. Ein höchst gelungener und szenisch ausgefeilter Theaterparcours der besonderen Art.'' schreibt Ansgar Skoda am 10. Mai 2019 auf KULTURA-EXTRA
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