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    Donezk

    Bewertung und Kritik zu

    DONEZK 
    eine dokumentarische Reise in den Donbas
     
    Regie: Andreas Merz
    Premiere: 4. Juli 2024  
    Theaterdiscounter Berlin

    Zum Inhalt: Im Sommer 2010 fieberten die Bewohner*innen von Donezk der Fußball EM im eigenen Land entgegen, Beyoncé gab ein Konzert in der Donbas-Arena, ein neuer Flughafen wurde gebaut und zwei Deutsche veranstalteten Straßentheater auf dem zentralen Lenin-Platz - über die sowjetische Vergangenheit des Donbas und das Verhältnis des Landes zu Deutschland.

    Heute, 14 Jahre später, befindet sich die Metropole im Osten der Ukraine bereits im zehnten Kriegsjahr. Separatisten und russische Soldaten haben die früher florierende und progressive Metropole in ein Heerlager verwandelt. Die einstigen Mitwirkenden der Straßentheaterinszenierung sind – wie viele andere Bewohner*innen der Stadt – nach Vertreibung und Flucht über ganz Europa verstreut. Was ist aus ihren Träumen geworden? Wie sehen sie ihre eigne Zukunft und die ihrer Stadt?

    Regie/Konzept Andreas Merz Text Kateryna Penkova Ausstattung Artem Mokrenets / Anna Gavryliuk Recherche/Video Den Kushnarov / Alexander Finkenwirth Videoschnitt Valeriya Treshchova Malerei Kateryna Goncharova Musikalische Leitung Zoriana Dybovska Sound Design Mykola Lebed Mit Kateryna Goncharova / Zoriana Dybovska / Alina Kostyukova / Valeriya Treshchova / Martin Schnippa Regieassistenz/Übersetzung Liza Mamon / Andrej Schenk Übertitelung Andrej Schenk Produktionsleitung Sina Kießling Pressearbeit Nora Gores Gefördert durch Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt Berlin / Fonds Darstellende Künste

    3.0 von 5 Sterne
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    Doku-Infotainment mit aktivistischem Appell
    2 Monate her.
    Kritik

    Um ein Reenactment der damaligen Straßentheater-Inszenierung geht es dem Team nicht, viel mehr um eine kritische Reflexion der enttäuschten Hoffnungen und Illusionen. Martin Schnippa, der als Alter ego des Regisseurs auf der Bühne steht, murmelt, dass ihm damals schon klar gewesen sei, dass sich der Traum von einem EU-Beitritt der Ukraine auf absehbare Zeit erfüllen werde.

    Auf die unbeschwerte Zeit folgten die Maidan-Proteste und der Stellungskrieg mit den Separatisten im Donbas, der 2014 begann und den Westen bald nicht mehr interessierte. Das damalige Team wurde in alle Winde zerstreut, erst recht nach der Voll-Invasion von 2024. Die Frauen sind nach Kiew oder Berlin geflüchtet, die Männer bereiten sich auf den Kriegseinsatz vor oder ihr Verbleib ist unbekannt, berichten uns die Spielerinnen.

    Das Team gibt sich alle Mühe, die bittere, nur allzu bekannte Geschichte vom Leid in der Ukraine durch Comic Relief aufzulockern. Das Frontaltheater-Graubrot wird durch Einsprengsel aus dem Din Quijote-Stoff, den „Schneewittchen“-Rückblicken einer Frau als angebliche Oligarchen-Gattin oder kleinen Gags des Regisseur-Alter egos aufgelockert, der sich im Trainingsoutfit hinknien muss und Schläge für schlechtes Übersetzen kassiert. Auch eine Mitmach-Szene aus dem Klischeebaukasten der Freien Szene wird dem Publikum an diesem schwülheißen Abend im TD (ehemals Theaterdiscounter) nicht erspart, aber ebenfalls sofort ironisch gebrochen.

    Der Infotainment-Abend endet mit einem mehrteiligen Panorama, das schon im Foyer zu sehen war, und nun hereingeschoben wird, und geht in den aktivistischen Appell einer Spielerin über: dringend sei die Ukraine auf Waffenlieferungen angewiesen, vor allem Drohnen fehlten, deshalb möge jeder im Publikum seinen finanziellen Beitrag leisten.

    In Berlin gab es bislang nur drei Vorstellungen des Freie Szene-Projekts „Donezk.UA“. Falls es weitere Vorstellungen geben sollte, wäre es interessant, wie das Publikum in den Regionen auf diesen Appell reagiert, in denen AfD oder BSW ihre Hochburgen haben und ganz andere Positionen zu dieser Streitfrage vertreten.

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