Bewertung und Kritik zu
EMIGRANTEN
von Sławomir Mrożek
Spielleitung: Kay Ramczyk
Premiere: 28. September 2021
Theater im Palais Berlin
Zum Inhalt: Was, wenn das Leben nur eine Dose Hundefutter ist? Und wir nur konserviertes Pressfleisch im Blech? Zwischen den Heizungsrohren im Keller öffnen zwei Männer diese Dose am Silvesterabend. Beide sind von zu Hause fort gegangen, um frei zu werden und finden sich nun zwischen Abwasserrohren wieder – ihre 2-Mann-WG und gleichzeitig eine Miniatur der Welt da draußen, die sie zu Außenseitern macht.
Während die gehobene Gesellschaft im Stockwerk über ihnen die Sektgläser klirren lässt, fechten die zwei Geflüchteten derselben Heimat einen Überlebenskampf aus: Wenn zwei nichts zu verlieren haben, riskieren sie alles und laufen dabei Gefahr, das einzige zu verlieren, was sie haben: Einander. Der Eine, ein arbeitsamer Familienvater, der sich Freiheit für sich und seine daheimgebliebene Familie durch das Anhäufen von Geld verspricht, das er als Gastarbeiter verdient.
Der Andere, ein vermeintlich politischer Flüchtling, der versucht sich über intellektuelle Überlegenheit einen Moment der Freiheit zu verschaffen, indem er sein Gegenüber als Forschungsobjekt für sein Studium des idealen Sklaven – des unfreien Menschen par excellence – benutzt.
Sie besaufen sich, sie machen sich lächerlich, sie kämpfen um ihre Anerkennung, sie wollen sich das nicht anmerken lassen, sie erinnern sich an gute alte Zeiten, die nur im Nachhinein gut sind oder es nie waren, das Jahr neigt sich dem Ende……………………………… 5,4,3,2…einer legt den Kopf in eine Schlinge.
Ob sich diese zuzieht…? Wie kann das neue Jahr für zwei beginnen, die fortgegangen sind und nirgendwo ankommen?
Spielleitung: Kay Ramczyk
Dramaturgie: Franziska vom Heede