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Winterreise (Staatsballett Berlin)

Bewertung und Kritik zu

WINTERREISE 
Musik von Hans Zender nach Franz Schuberts Winterreise
Choreographie: Christian Spuck 
Premiere: 11. Mai 2025 
Staatsballett in der Staatsoper Unter der Linden Berlin 

Zum Inhalt: Franz Schuberts Winterreise, ein Zyklus aus 24 Liedern für Singstimme und Klavier auf Gedichte von Wilhelm Müller, ist im Herbst 1827, ein Jahr vor Schuberts Tod, entstanden. Der Zyklus gilt nicht nur als Höhepunkt in Schuberts Liedschaffen, sondern als Gipfel des deutschen Kunstlieds überhaupt. In 24 Momentaufnahmen fächert Schubert kaleidoskopartig die Stimmungslage eines verlorenen, verletzten und vereinsamten Charakters auf. Nur wenige Kunstwerke haben das Existentielle, das Zerrissene des Menschseins so erschütternd zum Ausdruck gebracht.

Der deutsche Komponist Hans Zender bearbeitete den Zyklus unter dem Titel: Schuberts Winterreise – eine komponierte Interpretation. Zenders Fassung für Tenor und kleines Orchester, die 1993 in Frankfurt uraufgeführt wurde, ist weit mehr als eine einfache Orchestrierung. Ebenso einfühlsam wie radikal legt sie das Verstörungspotential des Zyklus frei und nähert sich den Gedichten Wilhelm Müllers noch einmal auf eigene Weise. Zender stößt in die dunkelsten Regionen des Menschseins vor. Mit seiner Interpretation fördert er Emotionen zu Tage, die bei Schubert unter der Oberfläche pulsieren und deckt die unheimlichen Schichten in der Tiefe der Musik auf.

Ähnlich wie Hans Zender geht es Christian Spuck in seiner Inszenierung weniger darum, die äußerlichen Stationen des Reisenden zu bebildern, als sich vielmehr in ausgreifender Abstraktion mit dem Zyklus auseinanderzusetzen. In einer Mischung aus großen Ensembleszenen und einer Vielzahl intimer Solobilder unternimmt er eine Reise ins Innere des Menschen. Dabei erkundet er so zeitlose Themen wie Liebe, Sehnsucht, Entfremdung und Verlassenheit und ermöglicht mit den Mitteln des Tanzes eine neue Perspektive auf eines der großen Meisterwerke klassischer Musik.

2 Bewertungen

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Zu abstrakt, und doch (zu) schön
4 Monate her.
Kritik

''Das Atmosphärische gefiel sich in den Farben schwarz und grau, auch schneite es fast unaufhörlich. Das Bühnenbild von Rufus Didwiszus benötigte gerade mal einen granittönigen Einheitsraum mit neun herunter- und hinauffahrbaren Neonröhren, die mehr oder weniger Weißlicht ausstrahlten. Emma Ryotts Kostümdesign hatte in manchen Szenenbildern einen ziemlich abenteuerlichen Zuschnitt, beispielsweise die auf Stelzen gehenden Reisigträger kurz nach dem Beginn der Winterreise. Mein persönliches Lieblingsbild erfolgte beim 21. Lied ("Auf einen Totenacker..."); das ist die Szene, wo dem Wanderer der Eintritt in das kühle Wirtshaus verwehrt wird und er nicht in der Lage ist, die Phalanx von Wirtsfrauen in langen grauen Kleidern, die sich mit dem Rücken zu ihm aufstellten, zu durchbrechen... Ansonsten präsentierten sich die Tänzerinnen und Tänzer des Staatsballetts Berlin immer dann, wenn sie nicht (schwarz oder grau) kostümiert waren, oberkörperfrei und/ oder in hautfarbenen Stoffen. Allein das Schlussbild (!): eine körperästhetische Verheißung ersten Grades [s. Foto unten]; das hatte etwas von einem Michelangelo-Fresko. Betörend schön.

Der Tenor Matthew Newlin sang und gestaltete auf das Bewundernswerteste seinen weit über anderthalbstündigen Part. Wer in den vorderen Parkettreihen saß, konnte ihn, der etwas erhöht gegenüber dem Dirigenten (Dominic Limburg) stand, dabei beobachten, was und v.a. wie er Zenders Winterreise-Version zu interpretieren verstand - an und für sich ist es ja schon beim Schubert'schen Original eine kräftezehrende Herausforderung, so derart lange stimmlich durchzuhalten; beim Zender kommt dann allerdings erschwerend noch dazu, dass der Tenor zusätzlich gegen ein Orchester (Staatskapelle Berlin) ansingen musste.

Ich gebe unumwunden zu, dass ich kein Fan der Zender-Winterreise bin, zu verfremdet, zu aufgeblasen, zu wichtigtuerisch kommt sie mir vor; somit empfinde ich sie eigentlich als völlig überflüssig und hätte mir gewünscht, dass Spuck doch besser und auch "richtiger" auf Schubert pur zurückgegriffen hätte. Vielleicht wäre ihm dann "automatisch" aufgegangen, dass die Winterreise in der Tat zu einem echten Handlungsballett getaugt haben könnte; doch egal.

Alles und alle sah und sahen schön aus!!'' schreibt Andre Sokolowski am 12. Mai 2025 auf KULTURA-EXTRA

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Dissonantere Klänge, gleichförmig-glatte Choreographie
4 Monate her.
Kritik

Beim Stichwort „Winterreise“ denkt wohl jeder zuerst an die Vertonung von Franz Schubert. Kurz vor seinem frühen Tod entstand diese Adaption des Gedicht-Zyklus als eines der bekanntesten und bis heute meistgespielten Werke der Romantik.

Diesen Stoff griff auch Staatsballett-Intendant Christian Spuck auf, schon 2018 an seiner vorherigen Wirkungsstätte in Zürich und studierte ihn mit seiner Berliner Compagnie neu ein. Doch Spuck entschied sich nicht für den allzu gut abgehangenen Klassiker, sondern eine rauere Neufassung von Hans Zender, die 1993 uraufgeführt wurde. Zenders Interpretation spielt mit den Schubert-Motiven, lässt die romantische Musik aber in dissonant-atonale, postmoderne Klänge übergehen. Die Verzweiflung und Zerrissenheit des wandernden Protagonisten aus dem Gedicht-Zyklus von Wilhelm Müller wird so neu hörbar: eine überzeugende choreographische Entscheidung.

Der Tenor Thomas Blondelle (bei der Premiere am 11. Mai: Matthew Newlin) trägt meist vom Orchestergraben der Staatsoper aus die 24 Stationen der Winterreise vor, nur selten wandert er durch das tänzerische Ensemble auf der Bühne von Rufus Didwiszus. Unter rieselndem Kunstschnee und vom Krähen-Leitmotiv begleitet zeigt Spucks Ensemble eine elegische Choreographie, die aus vielen Gruppen-Szenen und wenigen Soli besteht.

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