Kritik
sie kommt vom wege ab, und auch irgendwie in der staatsoper. aktuell ist es nicht mehr sonya yoncheva sondern die auch dunkelhaarige aylin perez, die violetta erstrahlen lassen will trotz der deprimierenden leidensgeschichte. mainstream-romantiker verdi überträgt dumas kameliendame in sein werk und dieter dorn wiederum inszeniert die beliebte oper als kompatibles drama mit bunten kitschwallungen. der chor ist üppig ausgestattet und trägt hinreißende, auch exzentrische entwürfe, die frau sofort ordern will. violetta muss barfuß bleiben und trägt ein schwarzes unterkleid, über das sie in edlen momenten ein unaufgeregt silbernes streift. die zeit ist ein praller leinensack, aus dem der sand rieselt. der zeitsack ist voluminös drapiert auf einem paravent, hinter dem sich transparent die boten des todes räkeln. hierfür hat der inszenator körper gecastet und in seltsam halbdurchsichtige hautfarbene all-over-bodies gesteckt. die toten seelen folgen violetta leise und verlassen sie wieder um zurückzukehren. aylin perez ist sinnlich, aber stimmlich nicht immer so samtig, wie man es sich wünscht. ich hatte sonya yoncheva in der leinwandübertragung von „la traviata“ aus der met opera in new york erlebt und war hingerissen. und bin es immer noch und somit hatte es die aktuell liebliche violetta nicht so leicht ditt frollainwunder zu begeistern. die herren des abends, also lover alfredo und dessen dominanter vater, umkreisen der herzdame drohendes schicksal und können es doch nicht verhindern. der junge tenor abdellah lasri ist ein eher knuffiger alfredo. so recht symbiotisch konnte die verbindung zu vollweib violetta nicht werden. immer wieder reiht sich der farbenprächtige chor um die beiden und kommentiert diskutierend die entwicklung der geschichte. violettas leiden zieht sich aber. dorn lässt sie laaaaangsam sterben.