Kritik
''In der aktuellen Inszenierung von Dmitri Tcherniakov war dann auch, nicht bloß für ihn, geraumes Potenzial an Fröhlichsein & Singen zu bemerken; insbesondere im letzten Akt schien sich das endlos ansingende Traumpaar - er und Anja Kampe (als Brünnhilde) - an die ähnlich wie im Tristan, wo es schon mal an der kniffligsten der kniffligen Emotionalstellen beim Einverleiben seines Liebestranks ausladend lustig zugegangen war, vollzogene Nichtunterdrückung seines Lachkrampfs zu erinnern. Es sah aus, als wollten beide, wenn sie schon mal wegen Christian Thielemann, der ihrem endlos scheinenden Duett eine grandiose Zeitlupe von unvorstellbar breiter Dauer vorschrieb und verpasste, gegen diese Art von Zumutung ironisch rebellieren, und da hatte sie der Regisseur natürlich klimbimartig gut geführt. (...)
Eine kabarettistische Sternstunde lieferten sich Michael Volle (Wanderer) & Anna Kissjudit (Erda) - er hat mit ihr ein Tête-à-Tête zum Thema Wissen und Wissensdurst; sie schlürft ihren Earl Grey, er hört ihr zu, und dann geht er ihr fast an die Gurgel, weil er nicht das von ihr erfährt, was er von ihr erfahren wollte; nur Stress im Institut! Absolut sehenswert und fast noch eine Steigerung zu der vergleichbaren Castorf-Siegfried-Szene, wo Erda ihrem Ex (also Wotan) ganz nebenbei noch einen bläst; das war schon unvergesslich.
Alles in allem: Die Staatskapelle Berlin spielt fett und breit und klingt dabei trotz allem traumhaft schön. Auch Johannes Martin Kränzle (Alberich) und Stephan Rügamer (Mime) steuerten von ihrer Seite nicht nur Stimmliches, sondern auch hochvorzüglich Schauspielerndes bei. Ungebändigte, hysterische Begeisterung.'' schreibt
Andre Sokolowski am 7. Oktober 2022 auf
KULTURA-EXTRA