Kritik
''Die absolute Abräumerin der Aufführung war die litauische Sopranistin Vida Miknevičiūtė (Sieglinde); vorgestern beim Rheingold, wo sie als Freia eingesprungen war, störte ich mich noch an dem vehemten Zittern ihrer Stimme - gestern hielt sie's irgendwie im Zaum, sodass es mich dann plötzlich nicht mehr störte; und sofort dachte ich an Gundula Jannowitz (die noch viel hörbarer als unsere Vida in der Stimme zitterte), ja und ich war und bin ein echter Fan von ihr. Vidas Sieglinde: umwerfend, sensationell!!
Die Fricka Claudia Mahnkes war - vergleicht man sie zu der von vorgestern - ungleich gerissener, auch stimmlich schlug sie noch viel besser durch als wie im Rheingold. Mika Kares ist ein raumfüllender Hunding, singt und spielt geradezu gewalttätig! Der Siegmund Robert Watsons erntete zum Schluss viel Buhs; ich hatte/ habe hierfür null Verständnis. Und Michael Volle sang bis kurz vorm Anschlag, machte aber heldenhaftermaßen fast an keiner Stelle seiner Mordspartie irgendwie schlapp.
Die Staatskapelle Berlin ist klanglich kaum wiederzuerkennen - sie war zwar schon immer erste Sahne, aber unter Christian Thielemann, der sie zu ungewöhnlich neuen oder (besser:) anderweitigen "Räuschen" und v.a. absoluter Transparenz und Klarheit antreibt und ver-führt, macht sie tatsächlich einen weiteren enormen Qualitätssprung! Thielemanns Tempi sind extrem breit, und er neigt an wenigen aber strikt ausgewählten Stellen zu extraordinären Gefühlsausbrüchen, die sich allerdings dann immer wieder schneller als man denkt in bedeutend schlichter geratenes Schlecht- oder Schönwetter verwandeln. Viel bisher Ungehörtes, Neuland für die Ohren.'' schreibt
Andre Sokolowski am 4. Oktober 2022 auf
KULTURA-EXTRA