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Die liebe Habgier – ein wiederkehrendes Thema, im richtigen Leben, aber auch auf der Theaterbühne. Derzeit nimmt sich das Schlosspark Theater dieser nicht so angenehmen Eigenschaft an, verpackt in seine jüngste Inszenierung Mosca und Volpone. Nach einer Grundlage von Ben Jonson aus dem Jahr 1607 hat Stefan Zweig das Stück mit dem ursprünglichen Titel Volpone 1926 sprachlich bearbeitet, Geschichte und Figuren verändert und ihr ein neues Ende verpasst. Nun hat Thomas Schendel nochmal nachgearbeitet und die Regie übernommen. Die Merkmale der
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Commedia dell’arte aber sind geblieben, und in diesem Sinne ist das Stück auch inszeniert, die Namen der Figuren sind übrigens dem Tierreich entliehen, nicht zufällig bedeutet Volpone Fuchs.
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Der Beginn ist furios, alle Protagonisten stehen der Größe nach aufgereiht auf der Bühne, Dieter Hallervorden als späterer Mosca kündigt in einem Prolog das Theater an, dann erst werden Bühnenteile, Requisiten und Schauspieler auf die Bühne geschafft. Allen voran Mario Ramos in Gestalt des verschlagenen Volpone, der durch seinen Diener Mosca das Gerücht verbreiten lässt, er liege im Sterben. Dies mit einer Energie, die alles andere als dem Tode nahe daher kommt. Mit der Folge, dass sich jede Menge alter Freunde einfinden, um sich mit kostbaren Geschenken die Gunst des vermeintlichen Schwerkranken und damit sein Erbe zu sichern. Mosca zieht die Fäden herrlich durchtrieben, mit fast jugendlicher Energie, zum Beispiel wenn er die junge Colomba (Anja Gräfenstein) vom Beischlaf mit seinem Herrn mit den Worten zu überzeugen versucht, sie wäre doch keine Seife, würde „davon“ nicht kleiner werden. Franziska Troegner agiert als nicht mehr ganz junge Kurtisane, die Volpone noch zu ehelichen hofft, Karsten Kramer als Kaufmann Corvino und Ehegatte von Colomba, Oliver Nitsche mimt den windigen Notar Voltore, Georg Tryphon den Richter Tafano und Thomas Schendel hat sich die Rolle des Pfandleihers Corbaccio überlassen. Es fällt nicht schwer, den Schauspielern ihre erbschleicherischen und anderen Eigenschaften abzunehmen, auch die Kostüme sind gelungen, unterstützen sie doch die Charaktereigenschaften der einzelnen Figuren treffend und mit gutem Humor.
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Mosca bringt die Erbschleicher jedenfalls auf Spur, in Gestalt erfrischender Dialoge, die auf den Punkt gespielt werden. Auf kleine Ausreißer in den Slang unserer Gegenwartssprache hätte dabei gut und gern verzichtet werden können, die klangvolle Originalsprache wäre sich genug gewesen. Ebenfalls überrascht der sehr wenig kritische Umgang mit Frauen, die nur als billige Sexobjekte präsentiert werden, was sich in zotigen Witzen und unangenehmen Gesten überdeutlich niederschlägt, von großen Teilen des Publikums auch noch gustiert. Vor dem Hintergrund der neuerlichen Bearbeitung durch Thomas Schendel hätte man sich diesbezüglich eine zeitgemäßere Fassung mit mehr Feingefühl diesem Thema gegenüber wünschen können, natürlich ohne das historische Original außer acht lassen zu müssen.
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Dafür sind die eingebauten Kampfszenen in Slow Motion sehr ansehnlich und auch die Habgier wird physisch interessant deutlich gemacht.
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Es kommt dann, wie es kommen muss, die Situation läuft aus dem Ruder und Volpones Sohn Leone (Jonathan Kutzner) klagt alle an, erwirkt eine Gerichtsverhandlung. Mosca brennt vom vielen Lügen die Zunge und schließlich
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trickst er alle aus. Am Ende macht er – oder ist es schon Dieter Hallervorden persönlich – das Stück mit einem Epilog rund und es wird noch alles gut. Für das Publikum auch, es gibt begeisterten Beifall.