Kritik
Der Dirk! Ist viel präsent, wenn auch nicht optisch. Aber der letzte Raucher, in Gestalt von Johannes Hallervorden, muss sich intensiv mit seinem Gastgeber auseinander setzen. Dieser hat ihn nämlich auf dem Balkon ausgesperrt, die Partygesellschaft ist weitergezogen, um die Häuser, und hat ihn dort vergessen, bestenfalls … Und so bleibt ihm nichts weiter übrig, als die (kalte) Nacht ohne größere Blessuren über die Runden zu bringen, sich seine Zigaretten dabei natürlich gut einzuteilen.
Der letzte Raucher, aus der Feder von Mark Kuntz und und in der Bühnenfassung von Kai-Uwe Holsten ist die jüngste Premiere im Schlosspark Theater. Sie findet nicht im großen Saal sondern in der Champagnerhalle statt. Eine gute Entscheidung, kann dieser Raum doch eine viel intimere Atmosphäre schaffen, die dieser Inszenierung sehr zugute kommt. Der Zuschauer könnte fast den Eindruck bekommen, er selbst würde ganz persönlich angesprochen sein, Johannes Hallervorden steckt voll und ganz in seiner Rolle, wenn er in den ca. 11 Szenen mit viel Energie die unterschiedlichsten Themen rund um´s Rauchen anschneidet. Schön das Zwiegespräch mit einem Automaten oder auch der Telefonsex mit Hilfe von Zigaretten. Dem runden Abend tut auch eine technische Störung keinen Abbruch, auch diese meistert Hallervorden sympathisch und souverän.
Und die Zuschauer hängen an seinen Lippen, dies tatsächlich für eineinhalb Stunden. Was nicht immer einfach sein muss, auch für den Betrachter kann so eine One-Man-Show anstrengend sein. Die weit größere Leistung liegt aber unbenommen bei Hallervorden, er präsentiert den vielen Text mit sehr viel Souveränität und Humor; Lampenfieber oder gar Unsicherheit sind ihm nicht anzumerken, ebenso keine Textpatzer, kaum mal ein kleiner Versprecher. An dieser Stelle läge nahe, Vergleiche mit seinem Vater anzustellen, dem er in mehrfacher Hinsicht, z.B. stimmlich unbedingt ähnlich ist, und der dieses Haus leitet, in Sachen Souveränität und Humor wirklich ein alter Hase ist. Aber das braucht es nicht, Johannes Hallervorden beweist mit diesem Stück unabhängig davon ein gutes Stück Schauspielkunst, hat sich sehr gesteigert, zieht man Vergleiche mit seiner Darbietung in Harold und Maude vor zwei Jahren an diesem Haus.
Anteil daran mag auch die Regisseurin haben; Irene Christ, die man am Schlosspark Theater als Schauspielerin kennt, hat einen guten Job gemacht, trägt das Stück doch die Handschrift vieler interessanter und witziger Regie-Ideen, außerdem scheint die Chemie zwischen ihr und ihrem erst 20-jährigen Schützling unbedingt zu stimmen, was ihren Umgang miteinander am Schluss deutlich macht. Beide zeigen sich gerührt über den langen Applaus, aber das beruht auf Gegenseitigkeit, Johannes Hallervorden hat mit seinem Spiel berührt. Könnte sein, dass die Champagnerhalle schnell zu klein werden wird ...