[color=#1d1d1d] Auf der Bühne herrscht unverkennbar Sommer, auch wenn er sich anfangs nur hinter einem Gazevorhang erahnen lässt. Eine malerische Meeresbucht auf Fototapete, ein paar Strandhausmöbel und vor dem halbdurchsichtigen Vorhang lässt uns die 17-jährige Cécile (Josephin Busch) wissen, was für ein schönes Gefühl es sei, traurig zu sein. Und sie erklärt uns die Figuren der Geschichte, bevor sie ihren Vater Raymond (Uwe Bohm) bittet, "den Tag gemeinsam zu riechen" – und sie sich einen langen Kuss auf den Mund geben.
[color=#1d1d1d] Begeitend lauscht man „Bonjour tristesse“, von Elsa (Anneke Schwabe) melancholisch in´s Mikro gehaucht, kurze Zeit später pellt sie sich verbrannte Haut von der Schulter und dann wird auch schon mehr als deutlich [color=#1d1d1d] , wie sorglos man in den Tag hinein lebt, was auch die Beziehungen zueinander einschließt. Céciles [color=#1d1d1d] Vater wechselt selbige alle sechs Monate. Nur die zu seiner Tochter steht nicht in Frage, die beiden sind ein eingespieltes Team, mit inzestuösen Anwandlungen. Sie verbringen ihren Urlaub an der Côte d’Azur und Elsa, gerade mitten drin im Sechsmonatszeitraum, darf auch dabei sein. [color=#1d1d1d]
Baden im Meer, Abende in Strandcafés,
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Geld spielt keine Rolle, was die Sorglosigkeit einfacher macht bzw. überhaupt erst möglich und das einzige, was Cécile will, ist zu lernen, sich zu amüsieren.
[color=#1d1d1d]Dann jedoch bricht Anne (Anika Mauer) aus Paris ein in diese Idylle, im Gegensatz zu allen anderen ist sie bodenständig und nimmt sich auch des Lebens von Vater und Tochter an, was Cécile zunehmend weniger gefällt, "sie wird uns unsere sorglose Wärme nehmen". Dabei meint Anne es gut mit ihr, versucht, Ehrgeiz bei Cécile zu entfachen, sie aus ihrer Lethargie zu holen, bis sie sich dann allerdings zu mütterlich-übergreifenden Maßnahmen hinreißen lässt. Und sie hat die Absicht, Raymond zu heiraten.
Cécile fürchtet um ihren sorglosen Lebensstil, schmiedet eine Intrige, die Anne am Ende zurück nach Paris fahren lässt, auf dem Weg dahin kommt sie um´s Leben, es bleibt offen, ob durch Unfall oder Suizid. [color=#1d1d1d]
Cécile resümiert, sie habe wegen ihrer Machenschaften ihre Unschuld und damit ihre jugendliche Unbeschwertheit verloren, "Bonjour, tristesse".
Nach der weltberühmten Romanvorlage von Françoise Sagan h [color=#000000]
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Ulrich Waller, künstlerischer Leiter des Hamburger St. Pauli Theaters,
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den
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Roman für die Bühne adaptiert
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und diese Fassung 2015 bei den Ruhrfestspielen uraufgeführt. Nun ist die Insz
enierung im Renaissance Theater zu Gast.
Und es ist interessant, wie Regisseurin Dania Hohmann den Stoff inszeniert. Man könnte den Eindruck gewinnen, die Figuren agieren hölzern miteinander, stehen nicht wirklich in Beziehung, auch wenn Körperlichkeiten eine große Rolle spielen. Vor allem Cécile, die oft aus der Erzählperspektive zum Publikum spricht, führt uns in schnellen Szenenwechseln durch die Handlung, kommentiert sie und erscheint dadurch umso mehr von den anderen abgewandt. Am Ende aber macht die manchmal blutleere Art der Kommunikation nur die innere Leere der Protagonisten deutlich, sie können gar nicht wirklich miteinander agieren, interessieren sie sich doch vor allem für ihr eigenes Seelenleben.
[color=#000000] Das Nichterwachsenwerdenwollen oder -können macht diesen Stoff zeitlos, Figuren wie Cécile oder auch ihren Vater wird es immer geben. Auch wenn der nur in drei Wochen niedergeschriebene Roman von der damalig selbst erst 18-jährigen Françoise Sagan seinerzeit gegen alle Konventionen der französischen katholischen Gesellschaft verstieß und einen Skandal auslöste. Drei Monate später erhielt Sagan allerdings schon den „Prix des Critique“.
Ach so, man könnte den Eindruck gewinnen, es stehen nur vier Personen auf der Bühne. Tatsächlich ist da aber noch Cyril (Metin Turan), der Liebhaber von Cécile. Die Beziehung ist harmlos, kommt ebenfalls ohne jede Leidenschaft aus, er wird in Céciles Plan, Anne abzuservieren, Mittel zum Zweck und so ist er auch inszeniert.
[color=#1d1d1d] Abgesehen von den überzeugend agierenden Darstellern bietet das Stück viel für´s Auge, alles ist im Stil der 50er gehalten, die Kostüme unglaublich chic, französisch eben, es wird viel geraucht ...