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    Ein Volksbürger

    Bewertung und Kritik zu

    EIN VOLKSBÜRGER 
    von NICO AND THE NAVIGATORS
    Premiere: 27. September 2024 
    Radialsystem V - Berlin - Haus der Bundespressekonferenz

    Zum Inhalt: Mit der politischen Farce „Ein Volksbürger“ inszenieren NICO AND THE NAVIGATORS ein Stück, das auf den Recherchen des Verfassungsblog-Teams um Maximilian Steinbeis basiert. Die Uraufführung mit Fabian Hinrichs in der Hauptrolle findet am 27. September im Haus der Bundespressekonferenz statt. Zum Jubiläum des vor 75 Jahren gegründeten Vereins der Hauptstadtjournalist*innen öffnet die Bundespressekonferenz ihr Haus damit erstmals für eine künstlerische Intervention.

    Das Stück zeigt den rasanten Aufstieg eines populistischen Ministerpräsidenten in einem deutschen Freistaat und die daraus resultierende Bedrohung für die Demokratie. In einer Folge von Pressekonferenzen erzählt „Ein Volksbürger“ die Karriere eines politischen Shooting-Stars. Das eigenmächtige Handeln dieses Politikers fordert die Bundesregierung heraus und erzwingt schließlich einen Showdown. Am Ende bleibt nur der Artikel 37 des Grundgesetzes, der als „Bundeszwang“ drastische Maßnahmen vorsieht und der bislang noch nie zur Anwendung kam.

    Im Wahljahr 2024, das innerhalb der Europäischen Union bereits für einen Rechtsruck gesorgt hat und bei den Landtagswahlen in Brandenburg, Sachsen und Thüringen dramatische Zugewinne der AfD erwarten lässt, ist „Ein Volksbürger“ eine Versuchsanordnung mit enormer politischer Brisanz. Fabian Hinrichs zeigt die Hauptfigur in der Regie von Nicola Hümpel als charismatischen Verführer, der das politische System mit Charme und Intelligenz aushebelt. Von dieser Figur geht eine gefährliche Faszination aus, die ihre Gegenspieler zu drastischen Maßnahmen zwingt.

    3.0 von 5 Sterne
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    Interessantes Gedankenexperiment mit hölzernen Dialogen
    6 Tage her.
    Kritik

    Selten sind Theaterproduktionen mit ihren langen Konzeptions-und Probevorläufen so nah am aktuellen Tagesgeschehen wie „Ein Volksbürger“ der Freie Szene-Compagnie Nico and the Navigators. 

    In diesem Stück geht es um den fiktiven Populisten Dominik Arndt, der mit seiner „Demokratischen Allianz“ die absolute Mehrheit im Freistaat gewinnt und breitem, schmierigem, selbstgefälligem Grinsen zur Pressekonferenz radelt. Er gibt sich im Interview mit Ex-ZDF-Hauptstadtstudio-Chef Theo Koll als Versöhner und Zentrist, spießt all die Alltagsprobleme auf, die jeder von uns kennt: die schleppende Digitalisierung, die Funklöcher im Netz und die Papierflut der Ämter, wenn man überhaupt einen Termin ergattert. Doch hinter der lächelnden Fassade setzt er einen Kurswechsel in der Migrationspolitik um. Eine engagierte Journalistin (Morgane Ferru) stellt mehrfach Nachfragen, da sie hinter einer bedenklichen Häufung vermeintlicher Einzelfälle ein Muster entdeckt hat, wie die populistische Regierung Standards schleift.

    Im Lauf eines Jahres tritt Arndt alias Hinrichs immer wieder vor die Pressekonferenz und lässt alle Kritik wie Teflon an sich abprallen, teilweise sekundiert von einem hemdsärmeligen Landrat, der die Integrations-Nöte vor Ort schildert (gespielt von Stefan Merki aus dem Ensemble der Münchner Kammerspiele, wohin diese Vorstellung auch live gestreamt wurde). Verwaltungsgerichtsurteile ignoriert er und macht sich einen Spaß daraus, die Vorsitzende der Pressekonferenz (Klara Pfeiffer) und die sich hinter Floskeln verschanzende, hilflos um Geduld werbende Sprecherin der Bundesregierung (Annedore Kleist) feixend vorzuführen.

    Eine Lehre dieses Gedankenexperiments ist, wie hilf- und ratlos das Establishment wirkt, wenn sich Populisten grinsend über gewohnte Spielregeln hinwegsetzen. So interessant und diskussionswürdig das hier entwickelte Szenario ist, hat der Theaterabend doch eine entscheidende Schwäche: in den knapp zwei Stunden wiederholt sich zu oft ein hölzernes Frage- und Antwortspiel, gespickt mit juristischen Paragraphen. Der Volksbühnenstar Hinrichs darf als rhetorisch überlegener Volkstribun glänzen, die von Schauspieler*innen gespielten, im Publikum verteilten Journalist*innen sind meist nur Stichwortgeber. Ihren Fragen fehlt die Doppelbödigkeit und Raffinesse ausgebuffter BPK-Veteranen, die ihre Köder auslegen, in denen sich auch ein Medienprofi vom Schlage Dominik Arndts verfangen könnte.

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