Bewertung und Kritik zu
DIE FLEISCH
Vier Rituale mit der Oper Ayamé von Kosaku Yamada
Regie: Fabian Gerhardt
Premiere: 23. Februar 2019
Neuköllner Oper, Berlin
Zum Inhalt: 1931 schreibt der japanische Komponist Kósçak(»Kosaku«) Yamada – der zuvor u. a. in Berlin studiert hatte – für Paris den Operneinakter Ayamé. Als »Opéra choréographique« untertitelt, ist das zwischen Debussy, Richard Strauss und japanischen Klängen oszillierende Werk alles andere als eine Ballettmusik, sondern das kammerspielartige Drama des Mädchens Ayamé, das als Prostituierte arbeiten muss, um die Schulden des verstorbenen Vaters zu tilgen und die Ehre der Familie wiederherzustellen. Als alle Versuche ihres Bräutigams scheitern, sie aus dem Bordell zu befreien, bleibt dem jungen Paar nur ein anderer – traditionell japanischer – Ausweg.
Wir folgen der Frage Ayamés, wem unser Körper gehört. Zu Beginn wird Ayamé auf den Tokaido geschickt, den großen Handelsweg, an dessen Ziel das Bordell liegt. Scheinbar nur eine weitere Männerphantasie der Operngeschichte. Doch Ayamé widersetzt sich und begehrt auf, fordert Selbstbestimmung über ihren Körper und über ihr Schicksal. Wie weit können wir heute, fast 90 Jahre später, über unseren Körper selbst bestimmen, der längst zu einer Ware geworden ist, deren Wert wir permanent versuchen zu optimieren?
Mit Yuri Mizobuchi, Daniel Arnaldos, Remo Tobiaz
Musikalische Einrichtung und Leitung: Markus Syperek
Konzept: Vincent Stefan
Inszenierung: Fabian Gerhardt
Bühne: Sabrina Rossetto
Kostüm: Rebekka Dornhege Reyes
Videos: Florian Japp
Dramaturgie: Bernhard Glocksin
Tasteninstrumente: Markus Syperek
Violoncello: Lorraine Buzea
Saxophone: Ruth Velten/Silke Eberhard