Kritik
martin woelffer hat schon mit der produktion „im sommer wohnt er unten“ eine filmvorlage mit verspielter regie kombiniert, dazu ein paar ohrwürmer aus dem off als musikbogen gespannt und stephan fernau für ein atmosphärisches bühnenbild engagiert. der film „wir sind die neuen“ mit heiner lauterbach als macho eddie, gisela schneeberger als immer noch unabhängige anne (biologin im dienst der schleiereule) und michael wittenborn (nicht ganz so bekannt) als jovialer jurist johannes war ein amüsanter und wichtiger beitrag zum thema generationen und deren (un)mögliche konflikte miteinander. eddie, anne und johannes entschließen sich auch auf den brettern der komödie am kurfürstendamm aus kostengründen wieder in eine gemeinsame wg zu ziehen. die alt-hippies rasseln schon im hausflur mit katharina, barbara und thorsten zusammen, studenten 2017, mit strapazierten nerven und enormem erfolgsdruck. woelffer hat winfried glatzeder als eddie besetzt und der interpretiert die schroffe vorlage von lauterbach mit etwas mehr geschmeidigkeit. mimik-kauz heinrich schafmeister ist die optimale besetzung für den juristen, als johannes kann er humorvoll spötteln und vor sich hinmenscheln (und sporteln). tv-dame claudia rieschel ist der ursprünglichen anne sehr ähnlich und gibt sie etwas ernster. die drei funktionieren ab der ersten lustigen minute als sympathie kassierender freundestrupp. stephan fernau begeistert erneut mit seinem kompakten bühnenbild. wohnung 1 der kommune und wohnung 2 der studenten eine etage tiefer verschachteln sich schlau auf einer ebene und zwei etagen. mal agieren die oldies, mal die youngster, in der kulisse ist parallel platz für alle, die regie ist im fluss. generationenguckkasten für die amüsierten zuschauer, denn an diesem abend prallen die generationen immer wieder zusammen, mal schnoddrig, mal herzig.
die überstressten superstudenten mit den ewigen laptops kapitulieren irgendwann vor den überlebensfrohen supersenioren und so kann man sich doch noch annähern und auffangen und ein lied zur gitarre singen. das ist rührend wie in der filmvorlage, des zuschauers herz geht auf und die botschaft kommt an. besonders lustig: die aufgekratzte oldie-wg durchzecht die nacht und flippt zu „born to be wild“ aus, im bewusstsein, dass die als bieder verpönten studenten das gar nicht lustig finden werden und auch kaum ein müdes auge zukriegen. die schlafuntoten rächen sich prompt in den frühen morgenstunden mit rammsteins „(hier kommt) die sonne“. (da fallen die oldies glatt geläutert aus dem partykoma!). die regie ist so sprühend, dass sich die lebhaften szenen in einem seniorenflotten tempo aneinanderreihen und eddies bedrohliche krankheit nur kurz angerissen wird. mit unter zwei stunden netto hätte sich das stück ruhig noch etwas mehr zeit geben können, um die tiefe zu schärfen. dass „wir sind die neuen“ ein publikumsliebling wird, ist absolut anzunehmen. woelffer hat erneut auf ein erfolgsrezept gesetzt und das ensemble in alt und jung traumsicher besetzt.