Bewertung und Kritik zu
CHINCHILLA ARSCHLOCH, WASWAS
von Rimini Protokoll
Regie: Helgard Haug
Premiere: 5. Juni 2019
Hebbel am Ufer (HAU2), Berlin
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Eingeladen zum 57. Berliner Theatertreffen (2020)
Zum Inhalt: „Keine Absicht - nur Tourette", schickt Christian Hempel eilig voraus, wenn er sich unter Leuten bewegt. Seine Schimpftiraden und seine motorischen Ausbrüche sind nicht steuerbar. Sie sind Reaktionen auf die Welt, in der er sich bewegt. Das Tourette-Syndrom sucht die Öffentlichkeit, es will Konfrontation und Aufsehen erregen.
Mit Tourette Theater zu machen, scheint auf den ersten Blick unmöglich: Kein Text ist sicher, keine Bewegung wiederholbar. Die Bühnentechnik muss in Sicherheit gebracht, spezielle Hotelzimmer gebucht werden. Was nicht Tourette-kompatibel ist, wird geändert. Und diese Änderungen bilden ein Material, formen irgendwann einen Text, einen Anfang und einen Schluss.
In Chinchilla Arschloch, waswas wird Hempel das erste Mal eine Theaterbühne betreten, zusammen mit dem Musiker und Altenpfleger Benjamin Jürgens und dem Politiker Bijan Kaffenberger. Auch sie haben Tourette. Gemeinsam mit der Musikerin Barbara Morgenstern werden sie das Theater auf die Probe stellen: Wieviel Absichtslosigkeit hält das Theater aus? Wieviel Schutz kann es bieten, ist die Bühne doch für das Gegenteil geschaffen: Präzision, Wiederholbarkeit, Kontrolle, Weltgeschichte, Spektakel? Und nach dem Applaus wird vielleicht klar: Dieses Stück handelt nicht von Tourette. Es handelt vom Publikum, vom Theater und der Angst vor dem Kontrollverlust.
Mit: Christian Hempel, Benjamin Jürgens, Bijan Kaffenberger, Barbara Morgenstern, Stefan Schliephake und Sven Lüders