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Haus der Berliner Festspiele
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SPIELPLAN & KARTEN

The Great Yes, The Great No

Premiere: 7.7.2024, LUMA Arles, Festival Aix-en-Provence

Berlin-Premiere: 16.10.2025, Haus der Berliner Festspiele, Performing Arts Season

Aus der wahren Begebenheit einer historischen Seereise von Marseille in Richtung Martinique entwickelt der südafrikanische Künstler William Kentridge mit „The Great Yes, The Great No“ ein faszinierendes Gesamtkunstwerk, das Theaterstück, Oratorium und Kammeroper zugleich ist. Die Arbeit ist von der antirationalen und erfindungsreichen Dynamik des Surrealismus inspiriert und offenbart die fremdartige Schönheit des Unerwarteten, des Unkonventionellen und des oft Übersehenen.

1941 legt das Schiff „Capitaine Paul Lemerle“ von Marseille ab und nimmt Kurs auf Martinique. Seine Passagiere sind auf der Flucht vor Krieg und Verfolgung: An Bord befinden sich unter anderem die Schriftstellerin Anna Seghers, der Anthropologe Claude Lévi-Strauss und André Breton, Vordenker des Surrealismus. In „The Great Yes, The Great No“ fiktionalisiert William Kentridge diese historische Reise: Kapitän Charon, in der griechischen Mythologie Fährmann der Toten, lädt zahlreiche weitere Figuren aus Vergangenheit und Zukunft auf dieses ganz besondere Schiff, darunter den Psychiater und politischen Denker Frantz Fanon, die Malerin Frida Kahlo sowie Aimé Césaire und die Schwestern Paulette und Jeanne Nardal, Pionierinnen der französischen Négritude-Bewegung. Die symbolische Kraft und Vielschichtigkeit einer Meeresüberquerung eint alle Reisenden; gemeinsam begeben sie sich in eine neue Welt.

Wie so oft nähert sich William Kentridge dem Stoff mit unterschiedlichen künstlerischen Mitteln an: Aus Film, Zeichnung, Schauspiel, Originalmusik und Gesang, Tanz und Literatur entsteht die bildgewaltige und facettenreiche Erzählung einer ganz besonderen Seereise. Die unterschiedlichen Charaktere werden durch originelle Porträtmasken aus Pappe sichtbar gemacht und projizierte Filmaufnahmen eines Miniaturschiffsmodells bilden den Hintergrund des Geschehens. Historische und literarische Epochen überlagern sich, Josephine Baker tanzt mit Joséphine Bonaparte und ein beeindruckender, siebenköpfiger Chor steht mit seinem Gesang für alle Frauen, die nach Sturm und Krieg die Scherben wieder auflesen müssen. In acht verschiedenen Sprachen nehmen Darsteller*innen, Sänger*innen, Tänzer*innen und Musiker*innen in diesem ganz neuartigen Bühnenwerk das Publikum mit auf ihre Reise.

Die bildnerischen Werke von William Kentridge, die in zahlreichen Museen und Galerien weltweit gezeigt wurden, entstehen ebenso wie seine großen Opernproduktionen zumeist in partizipatorischen Prozessen und haben oft einen historischen oder politischen Hintergrund. Bei den Berliner Festspielen war Kentridge zuletzt im Jahr 2016 mit der Ausstellung „NO IT IS!“ und der Installation „More Sweetly Play the Dance“ zu Gast. Ebenfalls 2016 gründete er in Johannesburg das Centre for the Less Good Idea (Zentrum für die weniger gute Idee), einen Ort für experimentelle, kollaborative und disziplinübergreifende Kunstpraxis. Hier entstand in einem umfänglichen Workshop- und Probenprozess auch „The Great Yes, The Great No“ in Zusammenarbeit mit Chor-Komponist und Co-Regisseur Nhlanhla Mahlangu und Co-Regisseur Phala Ookeditse Phala.

Künstlerisches Team

William KentridgeKonzept, Regie
Nhlanhla Mahlangu, Phala O. Phala, Luc de WitCo-Regie
Nhlanhla MahlanguChor-Komponist
Greta GoirisKostümdesign
Sabine Theunissen – Bühnenbild
Tlale MakheneMusikalische Leitung
Mwenya KabweDramaturgie
Urs Schönebaum, Elena GuiLichtdesign
Žana Marović, Janus Fouché, Joshua TrapplerProjektion (Schnitt & Mischung)
Duško Marović SASCKamera
Kim GunningVideosteuerung
Gavan EckhartSounddesign

Darsteller*innen

Xolisile Bongwana, Hamilton Dhlamini, William Harding, Tony Miyambo,Nancy Nkusi, Neil McCarthy

Chor

Anathi Conjwa, Asanda Hanabe, Zandile Hlatshwayo, Khokho Madlala, Nokuthula Magubane, Mapule Moloi, Nomathamsanqa Ngoma

Tänzer*innen

Thulani Chauke, Teresa Phuti Mojela
 

Musiker*innen

Marika Hughes (Violoncello),Liam Robinson (Akkordeon, Banjo), Tlale Makhene (Perkussion),Dana Lyn (Klavier)

Die Chor-Musik wurde gemeinsam mit Anathi Conjwa, Asanda Hanabe, Zandile Hlatshwayo, Khokho Madlala, Nokuthula Magubane, Mapule Moloi und Nomathamsanqa Ngoma komponiert, mit zusätzlichen Solo-Gesangsarrangements von Xolisile Bongwana. 

Die instrumentale Musik für „The Great Yes, The Great No“ wurde von Nathan Koci, Tlale Makhene, Thandi Ntuli und Marika Hughes arrangiert. 

Das Libretto von „The Great Yes, The Great No“ enthält kurze Auszüge aus den Schriften von Bertolt Brecht, André Breton, Aimé Césaire, Suzanne Césaire, Léon-Gontran Damas, Frantz Fanon und anderen.

 

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Überfrachtetes kulturwissenschaftliches Puzzle mit tollen Sängerinnen
1 Monat her.
Kritik

Als Stichwortgeber verbindet Charon (Hamilton Dhlamini), der Fährmann in den Hades aus der griechischen Mythologie, die übertitelten Schnipsel. Vor aufwändigen Animationen, die Europäer als bornierte Typen mit Köpfen aus Kaffeekannen und Wählscheiben-Telefonen abkanzeln, feiern die historischen Figuren die Négritude-Bewegung. Die Bewegung ist kreisförmig, Fragment reiht sich an Fragment: ein Puzzle für Literatur- und Kulturwissenschaftler, die ihre Freude daran haben können, die Versatzstücke ihren jeweiligen Autoren zuzuordnen.

Herzstück dieser internationalen Festival-Produktion, die im Sommer 2024 in Aix-en-Provénce Premiere hatte, im Burgtheater bei ImPulsTanz gastierte, als Koproduktion im Juni 2025 ein zentrales Event der Ruhrfeststpiele Recklinghausen war und an diesem Wochenende die dritte „Performing Arts Season“ der Berliner Festspiele eröffnete, ist der siebenköpfige Frauenchor. In ihren afrikanischen Heimatsprachen isiZulu, isiXhosa, Setsawana, siSwati und Xitsonga sind sie immer wieder Inseln der Hoffnung in dem Meer aus Schnipseln. Sie verkörpern die Überlebenden dieser Flucht, ihre Stimmen zur Komposition von Co-Regisseur Nhlanhla Mahlangu sind das Highlight dieses „The Great Yes, The Great No“-Abends.

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