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Haus der Berliner Festspiele
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Schaperstraße 24 - 10719 Berlin
Telefon: 030 254 89-0

SPIELPLAN & KARTEN

Bark of Millions

Bewertung und Kritik zu

BARK OF MILLIONS 
Taylor Mac & Matt Ray
 
Regie: Taylor Mac 
Premiere: 20. Oktober 2023 (Sydney Opera House)
Europa-Premiere: 9. Oktober 2024
Haus der Berliner Festspiele 

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Zum Inhalt: 55 Songs für 55 Jahre queerer Geschichte: Taylor Mac, Matt Ray und ein Ensemble aus 20 Künstler*innen singen in dieser vierstündigen, opulenten Konzertshow voller Emotionen einen Song für jedes Jahr seit der ersten queeren Pride Parade im Jahr 1970. Ein Fest der Erinnerung und der Gemeinschaft, „a rock opera meditation on queerness“.

Nach ihrem Gastspiel mit der Pop-Odyssee „A 24-Decade History of Popular Music“ (2019) kehren Taylor Mac, Matt Ray und ihre künstlerische Community zurück ins Festspielhaus. Ihre neue, von den Berliner Festspielen mitbeauftragte Show „Bark of Millions“ ist zu gleichen Teilen mitreißende Rockoper und Betrachtung des Menschseins aus einer queeren Perspektive. In bunt schillernden Fantasiekostümen von Machine Dazzle singt, spielt und tanzt ein Ensemble aus 20 Künstler*innen insgesamt 55 Songs – einen für jedes Jahr seit der ersten Pride Parade in New York 1970. Dabei geht es in dieser vierstündigen Feier queerer Kunst und Geschichte auch darum, diese revolutionäre Bewegung wach und lebendig zu halten. Taylor Mac ließ sich für die Songtexte von wichtigen Vorläufer*innen und Zeitgenoss*innen der queeren Geschichte inspirieren. Die Komposition der Songs und die musikalische Leitung verantwortet Macs langjähriger künstlerischer Partner Matt Ray. Co-Regie führten Mac, Niegel Smith und Faye Driscoll, die zusätzlich die Choreografie entwickelte. Nach Stationen im Opernhaus von Sydney, in der Brooklyn Academy of Music und der Zellerbach Hall in Berkeley erlebt diese „rock opera meditation on queerness“ nun ihre Europapremiere im Haus der Berliner Festspiele. „Queere Kunst“, sagt Taylor Mac im Interview zu dieser Arbeit, „will nicht immer in der kleinen Black Box stattfinden. Sie will Raum zum Atmen haben. Ein wichtiger Teil unseres Aktivismus ist die Eroberung der großen Bühnen.“

Die Arbeiten von Taylor Mac (Pronomen: judy) zeichnen sich durch ihre collagenhafte Struktur und ihr gemeinschaftsbildendes Moment aus. Mac studierte an der American Academy of Dramatic Arts, schrieb und inszenierte zahlreiche Stücke und Revuen und wurde mehrfach ausgezeichnet, u. a. mit dem International Ibsen Award, mit zwei Obie Awards und zwei Bessie Awards. Zudem wurde judy für den Tony Award nominiert und war Finalist*in beim Pulitzer Prize. Für „A 24-Decade History of Popular Music“ erhielten Taylor Mac und Matt Ray 2017 gemeinsam den Kennedy Prize for Drama Inspired by American History. Komponist, Pianist, Sänger und musikalischer Leiter Matt Ray arbeitet bereits seit vielen Jahren mit Taylor Mac. Er komponierte und gestaltete musikalische Abende, z. B. „Matt Ray Plays Hoagy Carmichael featuring Kat Edmonson“, und trat u. a. in der Carnegie Hall, am Lincoln Center und in der Hollywood Bowl auf. Faye Driscoll ist eine der wichtigen zeitgenössischen Choreografinnen New Yorks, ihre Arbeiten waren regelmäßig beim Festival Tanz im August zu sehen.

Taylor Mac – Text, Konzept, Regie
Matt Ray – Musik und Musikalische Leitung
Niegel Smith – Co-Regie
Faye Driscoll – Co-Regie und Choreografie
Machine Dazzle – Kostüme
John Torres – Licht
Brendan Aanes – Ton
Matthew Buttrey – Art Direction
Oscar Escobedo & Zach Blumner – Requisiten
Jeremy Lydic – Produktionsleitung
Rachel Katwan – Geschäftsführung
Florent Trioux – Company Manager
Jason Kaiser – Inspizienz
Pomegranate Arts & Nature’s Darlings – Produktion
Linda Brumbach & Alisa E. Regas – Creative and Executive Producers

3.0 von 5 Sterne
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Tolle Kostüme und Songs, aber nur 50 % der Entertainerqualitäten
3 Monate her.
Kritik

Auch fünf Jahre später schwärmen viele, die dabei waren, von diesem legendären Event: vier lange Abende nahm Drag-Queen Taylor Mac das Publikum im Haus der Berliner Festspiele mit auf eine Reise durch die US-amerikanische Geschichte aus queerer Perspektive: ein mal albernes, mal trauriges, insgesamt episches und mitreißendes Event war diese „A  24-Decade History of Popular Music“.

Doch Taylor Mac unterläuft die Erwartungen diesmal ganz bewusst und ruft nur 50 % seiner Entertainerqualitäten ab. Sicher: in opulenten, schillernden Kostüme schwelgt auch „Bark of Millions“ und musikalisch ist diese Tour de Force durch eine Stilvielfalt von italienischer Oper über Soul bis Rap beeindruckend und makellos. Aber die letzte Show von Taylor Mac lebte davon, dass er mit bissig-ironischen Kommentaren zwischen den Songs überleitete, Hintergründe aufzeigte und mit witzigen Anekdoten unterhielt, von denen man möglichst nichts verpassen wollte.

Ganz anders diesmal: die Sitznachbarin schaute im 10 Minuten-Takt auf ihr Smartphone und verschwand, als noch nicht mal die Hälfte der Show erreicht war. Wie beim Vorgänger-Event lud Taylor Mac auch diesmal dazu ein, dass jeder kommen und gehen könne, wie er/sie es für richtig halte. Das Ergebnis war ernüchternd: damals blieb die Stimmung im Saal konzentriert, auch wenn hier und da jemand zur Bar oder Toilette huschte. Die Atmosphäre ähnelte diesmal einem Taubenschlag oder einer Bahnhofs-Halle. Im Mittelteil der Show, als sich weiter Song an Song reihte, herrschte in den Foyers ein gewaltiger Trubel. Viele Grüppchen tranken Wein, unterhielten sich mit dem Rücken zu den aufgestellten Bildschirmen, die das Konzert live nach draußen übertrugen.

Erst nach den Songs über den schwulen japanischen Schriftsteller Yukio Mishima, der als nationalistischer Aktivist einen Putsch-Versuch startete, und die lesbische Sportlerin Violette Morris, die mit der Gestapo im besetzten Frankreich zusammenarbeitete, schnappt sich Taylor Mac das Mikro und ordnet diese Songs über „bad queers“ ein. Endlich gibt es auch mal eine kleine Anekdote, nämlich die Geschichte über das queerfeindliche Mobbing von Dragqueens in einer New Yorker Bar mit Piroggen, die aber auch schon Teil des Programms von 2019 war, wie Taylor Mac ehrlicherweise lächelnd anfügt.

So bleibt dieses vierstündige Konzert über weite Strecken hinter der vierten Wand, ausgerechnet bei Taylor Mac, der es wie kaum ein anderer Performer versteht, eine Beziehung zu seinem Publikum aufzubauen, auf die Stimmung im Saal einzugehen und ein Gemeinschaftserlebnis zu stiften.

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