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    Haus der Berliner Festspiele
    www.berlinerfestspiele.de
    Schaperstraße 24 - 10719 Berlin
    Telefon: 030 254 89-0

    SPIELPLAN & KARTEN

    Dies ist keine Botschaft

    Bewertung und Kritik zu

    DIES IST KEINE BOTSCHAFT (MADE IN TAIWAN) 
    Stefan Kaegi (Rimini Protokoll)
     
    Premiere: 24. Januar 2024
    Haus der Berliner Festspiele 

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    Zum Inhalt: Dieses Stück ist ein Versuch, die Errichtung einer unmöglichen Botschaft zu simulieren. Wie stellen wir uns ein Territorium vor, das offiziell nicht als Staat anerkannt werden darf, auf der Bühne aber dennoch bei jeder Aufführung lebendig wird?

    Mit Chiayo Kuo, Debby (Szu-Ya) Wang, David (Chien-Kuo) Wu

    Stefan Kaegi (Rimini Protokoll) – Konzept und Regie
    Szu-Ni Wen – Dramaturgie and Regieassistenz
    Dominic Huber – Bühne
    Mikko Gaestel – Video
    Polina Lapkovskaja (Pollyester), Debby Szu-Ya Wang, Heiko Tubbesing – Musik
    Yinru Lo – Forschung
    Philip Lin – Videodreh
    Caroline Barneaud – Co-Dramaturgie
    Kim Crofts – Regieassistenz
    Matthieu Stephan – Bühnenbildassistenz (Praktikum)
    Tristan Pannatier (Théâtre Vidy-Lausanne) – Produktion Europa
    Mu Chin (National Theater & Concert Hall Taipei) – Produktion Taiwan

    3.5 von 5 Sterne
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    Unterschiedliche Perspektiven – mehrdimensionales Erzählen
    8 Monate her.
    Kritik

    ''Die drei Expertinnen und Experten tragen den Abend mit ihren persönlichen Geschichten, wenn sie ihre Reisepässe in die Kamera halten, wenn sie sich Kindheits- und Familien-Fotos zeigen, wenn sie ihre unterschiedlichen Perspektiven auf die Geschichte Taiwans deutlich machen. Hier wird auch immer wieder ein Generationenkonflikt sichtbar: der Diplomat David Wu und die Aktivistin Chiayo Kuo halten Protest-Schilder hoch, wenn sie die Erzählungen des oder der jeweils anderen nicht teilen – etwa zur Frage der Unabhängigkeit Taiwans. Das alles ist abwechslungsreich und spielerisch inszeniert, Fakten und Anekdoten fließen in einem mehrdimensionalen Erzählen ineinander.

    Das ist alles wahrlich nicht neu. Seit der Gründung verfolgt Rimini Protokoll mit all den Bühnenstücken, szenischen Installationen, Hörspielen und Stadtspaziergängen, mit all den Expertinnen und Experten, die zu den unterschiedlichsten Themen zu Wort kommen im Prinzip immer ein Ziel: neue Perspektiven auf unsere Wirklichkeit, unsere Realität zu ermöglichen und damit auch Umdeutungen möglich zu machen. Das gelingt hier wieder hervorragend und könnte gut die nächste Einladung zum Berliner Theatertreffen bringen.'' schreibt Frank Schmid auf rbbKultur

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    Facettenreiches Spiel mit Agit-Prop und Tabus
    8 Monate her.
    Kritik

    An dem neuen Rimini Protokoll-Abend, der mit 105 Minuten doch etwas kürzer als angekündigt ausfiel, ist vor allem die formale Herangehensweise interessant. Nach privaten Anekdoten der drei „Experten des Alltags“, die zum Einstieg mit Erklärbär-Frontal-Theater-Passagen garniert werden, scheint „Dies ist keine Botschaft (Made in Taiwan)“ in Richtung Agit-Prop-Theater abzubiegen. Das Trio gibt sich wild entschlossen, den Tabubruch zu wagen und das Haus der Berliner Festspiele, wenige Kilometer vom Regierungsviertel entfernt, zur Botschaft Taiwans zu erklären. Triumphierend enthüllen sie eine Plakette, diskutieren über Flagge und Hymne des neuen Staates und erklären, wie das bei den Olympischen Spielen gehandhabt wird, wo Taiwan den großen Nachbarn zuletzt im Badminton schlug.

    Als dann Zuschauer*innen in der ersten Reihe von der Live-Kamera eingeblendet und als vermeintliche Außenministerin Annalena Baerbock oder Konzernchefs von VW und Biontech begrüßt werden, droht der Dokutheater-Abend läppisch zu werden. Doch natürlich ist diese Passage nur ein Spiel mit Klischees von Agit-Prop- und Mitmachtheater.

    „Dies ist keine Botschaft“ nimmt souverän die Kurve und steigt in eine facettenreichere Betrachtung des Taiwan-Konflikts ein. Die Meinungsunterschiede und Risse im Trio werden deutlich: Wie ist der Staatsgründer und Maos Widersacher im Bürgerkrieg Chiang Kai-shek, der Taiwan bis zu seinem Tod nationalistisch und autoritär führte, aus heutiger Sicht zu beurteilen? Mit stumm hochgehaltenen „I Disagree“-Schildern dokumentieren sie die abweichende Meinung, während der/die andere spricht. Hier wird auch ein Generationenkonflikt markiert. Am stärksten hält sich die Firmenerbin und Musikerin zurück, sie begründet dies mit der Angst vor Konsequenzen für sich und ihre Familie (der global agierende Konzern wird hier nicht explizit angesprochen, ist aber sicher nicht nur mitgemeint) und vergleicht ihre unbequeme Situation mit Taiwans Lage an der Reibungsstelle tektonischer Platten, die oft zu Erdbeben führen.

    Einigkeit herrscht beim Trio, dass man behutsam vorgehen sollte: sanfte Bewegungen wie beim TaiChi sollen schleichende Verbesserungen bringen, ohne den Apparat der VR China so zu provozieren, dass der befürchtete militärische Konflikt ausbricht. Dies hätte für die politische und ökonomische Lage weltweit verheerende Konsequenzen.

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