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Haus der Berliner Festspiele
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SPIELPLAN & KARTEN

Grand Finale

Bewertung und Kritik zu

GRAND FINALE
Hofesh Shechter Company
 
Choreografie: Hofesh Shechter 
Berlin-Premiere: 5. Oktober 2018  
Haus der Berliner Festspiele

Zum Inhalt: Hofesh Shechter gehört zu den aufregendsten Künstlern der zeitgenössischen Tanzszene. Seine energetischen, kraftvollen Choreografien lassen in Kombination mit seinen selbst komponierten, die Lautstärke von Rockkonzerten erreichenden Soundwelten Universen von roher Gewalt und gleichzeitig zarter Schönheit entstehen. Für „Grand Finale“ arbeitet er erstmals mit dem Ausstatter Tom Scutt zusammen und verwendet zusätzlich zu seiner eigenen Musik Werke von Franz Lehár und Piotr Tschaikowski.
Mit neun Tänzer*innen und sechs Musiker*innen entwirft der Choreograf und Komponist eine beklemmende, faszinierende und dennoch nicht hoffnungsfreie Vision einer Welt im freien Fall. Bei den Berliner Festspielen war er mit seiner 2008 gegründeten Hofesh Shechter Company bereits mehrmals zu Gast, u. a. 2012 mit „Political Mother: The Choreographer‘s Cut“, 2014 mit „Sun“ und 2015 mit „barbarians“.

Mit Chien-ming Chang, Frédéric Despierre, Rachel Fallon, Mickaël Frappat, Yeji Kim, Kim Kohlmann, Erion Kruja, Attila Ronai, Hannah Shepherd
Musiker*innen James Adams, Chris Allan, Rebekah Allan, Liam Howarth, Sabio Janiak, Desmond Neysmith

Choreografie & Musik: Hofesh Shechter
Bühne & Kostüme: Tom Scutt
Licht: Tom Visser
Musikalische Mitarbeit: Nell Catchpole, Yaron Engler

TRAILER

4.0 von 5 Sterne
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Tanz auf dem Vulkan
6 Jahre her.
Kritik
Tanz auf dem Vulkan In erdfarbenen Hosen und Hemden, Frauen und Männer gleich gekleidet, üben sie den Schulterschluss. Im bewährten Schunkelrythmus suchen sie das Vertraute. Sie vergewissern sich ihrer gemeinsamen Basis in traditionellen Tanzschritten, die jedoch Sekunden später schon zur Abgrenzung gegen die vermeintlich Fremden genutzt werden können. Dann werden Mauern hoch gezogen, die trennen, die begrenzen. Dazu bilden die fahrbaren Wandteile ganz nach Bedarf die entsprechenden unüberbrückbaren Trennlinien. Die Fäuste werden dann in die Luft gestreckt, die Aggressionen kochen hoch und münden in Rangeleien. Immer wieder gehen einige zu Boden. Diese Tötungen gehen lautlos von statten. Meist wird dazu einer von hinten umarmt und sinkt leblos hinab. Dann wird er zu Spielmaterial für die anderen . Wie Puppen werden dann die Frauen hin und her geschleudert, ihre Glieder ganz nach Bedarf gesteuert und ihre Körper als willenlose Tanzpartnerinnen genutzt. Wie schnell Stimmungen kippen können, führen die Tänzer und Tänzerinnen in "Grand Finale" vor. Berechenbar ist hier nichts mehr. Das wirkt beängstigend und sorgt für durchgreifende Verunsicherung. Da braucht es immer wieder die Rückversicherung in den vermeintlich stabilen Gemeinsamkeiten. Wie traditionelle Brauchtumspflege in Nationalismus und Fremdenfeindlichkeit umschlagen kann, deutet Hofesh Shechter damit an. Doch die Feinde befinden sich nicht außerhalb der Gemeinschaft sondern in den eigenen Reihen. Gelernt wird hier nichts aus den erlebten Erfahrungen. Sofort wieder aufstehen und weitermachen ist die Devise. Bloß keine Schwäche zeigen. In einer stetigen Wiederholungsschleife tanzen sie einfach weiter. Nach der Pause wird das Tempo noch höher. Feiern bis zum Abwinken scheint nun das Motto zu sein. Zu zuckenden Beats tanzen die Menschen bis zum bitteren Ende. Die Kleidung ist in der Gegenwart angekommen. Keine Konfrontation mit den Realitäten sondern Ablenkung durch Events ist hier angesagt. Das Live-Salonorchester auf der Bühne mutet dazu an wie die Band auf der Titanic, die noch spielt, wenn das Wasser schon bis zum Halse steht. Hofesh Shechter zeichnet in seiner Choreographie " Grand Finale" das Bild einer Gesellschaft, die die Augen verschließen und sich nur noch amüsieren will. Sie tanzt auf dem Vulkan und weiß es auch noch. Birgit Schmalmack vom 7.12.18 www.hamburgtheater.de
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Grandioses Stück – sarkastisch-böse Groteske, schauerlicher Karneval
6 Jahre her.
Kritik
"Grand Finale" ist ein grandioses Stück, düster und bedrängend, surreal und voller anarchischer Energie, voller Wut und Bitterkeit, voller Melancholie und zarter Schönheit – eine sarkastisch-böse Groteske über das Menschsein an sich und über unsere Gegenwart, ein schauerlicher Karneval voller Verzweiflung und Komik. Diese Welt, diese Menschen steuern der Katastrophe, dem Untergang entgegen, sie wissen das und können doch nichts anderes tun, als weiterzumachen wie bisher – eine bittere Diagnose, unbarmherzig ausgestellt und in fesselnder Schönheit in zum Teil atemberaubende Tanzkunst verwandelt. Applaus und Jubel und Standing Ovations brechen erst nach einer geradezu schockiert wirkenden Stille aus.'' schreibt Frank Schmid auf kulturradio.de
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Oft zu effekthascherisch und klischeehaft
6 Jahre her.
Kritik
Momente der Stille, die allzu kitschig geraten sind, wie z.B. Seifenblasen, die kurz vor der Pause auf das Ensemble herabrieseln, wechseln sich mit aggressiv dröhnenden, die Trommelfelle angreifenden Beats ab, zu denen die Tänzer*innen orientierungslos taumeln, hysterisch zappeln oder wie tot zu Boden sinken. In den letzten zwanzig Minuten nach der Pause lässt Shechter diese Extreme besonders holzschnittartig aufeinanderprallen. Das Publikum, das von Sekt und Pausen-Häppchen langsam zurückschlendert, wird von den operetten- und walzerseligen Melodien von Franz Lehar begrüßt. Das live auf der Bühne musizierende Orchester spielt ein letztes Mal beschwingt auf, die Titanic winkt mit dem Zaunpfahl. Sofort kippt die Stimmung ins Apokalyptische. Mit einem küssenden Liebespaar als finalem Bild schlägt das Pendel wieder zurück. Die New York Times brachte es nach dem Gastspiel in Brooklyn auf den Punkt: „Grand Finale“ ist zu effekthascherisch und in vielen Szenen voller Klischees. Vor allem die erste Stunde mäandert oft ziellos dahin. Allzu beliebig wirken die Szenen, wie auf Hochglanz poliertes, aber doch schales Kunsthandwerk. Für Momente ist das schön anzuschauen, platzt aber so schnell wie die oben erwähnten Seifenblasen, sobald man dagegen stupst. Auch die insgesamt sehr wohlwollend urteilende Guardian-Kritikerin Judith Mackrell musste zugestehen, dass der Abend dringend schärfere Konturen, einen klareren Fokus und einige Schnitte gebraucht hätte. Hofesh Shechter ließ beim „Grand Finale“ seine Muskeln spielen, zeigte stolz seinen Instrumentenkasten als auf Festivals gefeierter Star-Choreograph, konnte mich aber trotz des frenetischen Applauses einiger Fans nicht überzeugen. Weiterlesen
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