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Maxim Gorki Theater
www.gorki.de
Am Festungsgraben 2 - 10117 Berlin
Telefon: 030 202210
SPIELPLAN & KARTEN

Donation

Bewertung und Kritik zu

DONATION 
von Atom Egoyan
Premiere: 25. April 2025 
Maxim Gorki Theater, Berlin 

Zum Inhalt: Arsinée Khanjian, eine berühmte kanadische Schauspielerin, und Günther, ein Archivar, treffen sich zu einem Interview. Der Anlass ist eine Spende: Die Schauspielerin möchte historische Kostüme aus dem Film Ararat (2002) ihres Mannes, des Filmemachers Atom Egoyan, schenken. Diese Kostüme erinnern an den armenischen Völkermord von 1915. Seit ihrem »gesundheitlichen Schock« setzt sie alles daran, mit diesen Kostümen die Erinnerung an den Völkermord zu bewahren. Doch Günther ist irritiert. Denn erst kürzlich, im Jahr 2023, 100 und 10 Jahre nach dem Völkermord, hat sich die Geschichte wiederholt: Über hunderttausend Armenier*innen wurden aus Arzach vertrieben. Vor diesem Hintergrund beginnt Günther nicht nur den kulturellen und erinnerungspolitischen Wert der Artefakte zu hinterfragen, sondern auch die Motive von Arsinée. Ist die Schenkung eine stille Anklage gegen die Untätigkeit der internationalen Gemeinschaft?

Seine Fragen haben eine emotionale Wirkung auf Arsinée, zumal sie wegen ihrer Arbeit als Aktivistin und »prominente Figur der armenischen Diaspora« im Zuge der Velvet Revolution in Armenien 2018 unter starken öffentlichen Druck geraten ist. Aus einem Routine-Interview wird eine Konfrontation. Mit der jüngsten Vergangenheit. Mit dem Angriff auf Arzach. Auf ihren Körper. In diesem Showdown setzt sich Arsinée mit ihrer verdrängten Realität und ihrem Selbstverständnis auseinander.

Neben ihrer erfolgreichen Kinoarbeit, die unter anderem in Cannes, auf der Berlinale und in Venedig gezeigt wurde, setzt das Duo Egoyan-Khanjian seine Theaterarbeit am Gorki fort. Auf Auction of Souls (2015) folgt zehn Jahre später Donation.

2.0 von 5 Sterne
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Harte Erinnerungsarbeit an Genozid und politische/persönliche Bilanz eines Künstlerpaars
23 Tage her.
Kritik

Als angeblicher Kurator kommt Gorki-Ensemble-Mitglied Edgar Eckert ins Spiel. Er bedrängt Khanjian im Gestus eines investigativen Reporters oder Anklägers. Arsinée Khanjian fühlt sich sichtlich unwohl, ihr Körper verkrampft in Abwehrhaltung.

Das 90 Minuten kurze Stück wird mehr und mehr zur Bilanz: was ist in den Jahren seit dem Genozid-Jahrestag passiert? Auf der Habenseite steht, dass der Deutsche Bundestag 2016 nach langem Widerstand der damaligen Kanzlerin Angela Merkel und des damaligen Außenministers/heutigen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier eine Reolution zum Genozid an den Armeniern verabschiedete. Cem Özdemir, damals Parteivorsitzender der Grünen und aktuell noch geschäftsführend als Minister der zerbrochenenen Ampel im Amt, war eine der treibenden Kräfte.

Doch schwer wiegen die Verluste – politisch wie privat. Khanjian, die als Vertreterin der armenischen Diaspora und Aktivistin der Revolution von 2018 vor Ort mitjubelte, drückt ihren Schmerz über eine weitere Niederlage der Armenier aus. 2020-2023 wurden Armenier im Krieg um Berg-Karabach/Arzach von Aserbaidschan mit Unterstützung der Türkei vertrieben. Ein neues Trauma, wieder schaute die Welt weg. Die Pandemie stand im Zentrum der Aufmerksamkeit, das verbündete Russland konzentrierte sich bekanntlich auf den Angriffskrieg gegen die Ukraine. Aber auch privat waren es bittere Jahre für Egoyan/Khanjian: die Schauspielerin überlebte eine Krebserkrankung nur knapp, ihr Körper ist sichtlich mitgenommen, während im Hintergrund immer wieder Aufnahmen aus ihren Filmen mit Atom Egoyan oder Paolo und Vittorio Taviani flimmern, in denen sie jung und schön zu erleben ist.

Es handle sich bei „Donation“ um ihr persönlichstes Theaterstück, sagten Egoyan/Khanjian vorab im Tagesspiegel. Das Stück der beiden Enkel von Genozid-Opfern ist ihre persönliche und politische Bilanz eines Herzensanliegens. Wie schon von Egoyans Filmen gewohnt, die auf großen Festivals wie Cannes prämiert wurden, ist „Donation“ keine leichtfüßige Unterhaltung, sondern auf Metaebenen unterwegs.

Als Theaterstück funktioniert „Donation“ nur eingeschränkt. Zu minimalistisch ist die Form dieser installativen Performance, zu „selbstreferentiell“ der um eigene Arbeiten kreisende Fokus, wie die Nachtkritik zurecht kritisierte. Karge Kost zum Festivalauftakt: „Donation“ ist harte Erinnerungsarbeit, auf die man sich einlassen muss. 

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