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Maxim Gorki Theater
www.gorki.de
Am Festungsgraben 2 - 10117 Berlin
Telefon: 030 202210
SPIELPLAN & KARTEN

Between the River and the Sea

Bewertung und Kritik zu

BETWEEN THE RIVER AND THE SEA 
von und mit Yousef Sweid
Premiere: 5. April 2025 
Maxim Gorki Theater, Berlin 

Zum Inhalt: »Die Komplexität, mit der ich mein ganzes Leben lang gelebt habe, hat mich dazu gebracht, mit meiner Position alleine zu sein. Wenn ich schon alleine damit bin, warum dann nicht auch alleine vor einem Publikum?«

Yousef Sweid, geboren in Haifa, ist ein palästinensisch-israelischer Schauspieler – ein Mensch, der zwischen zwei Welten aufgewachsen ist und sich stets mit ihrer Komplexität auseinandergesetzt hat. In seinem Stück erkundet Sweid sein Leben zwischen verschiedenen Kulturen, Erzählungen und Realitäten - verschiedenen Versionen der Wahrheit. Er verwebt dabei persönliche Anekdoten mit politischer Reflexion - von humorvollen Geschichten über das Leben in Berlin, bis hin zu Rückblenden in seine Kindheit als arabisches Kind einer christlichen Familie im jüdischen Kindergarten. Er versucht zu verstehen, wie er sich in einer Welt zurechtfindet, in der er sich immer »dazwischen« befindet.

Between the River and the Sea ist ein herzliches Plädoyer für das Erzählen ungehörter Geschichten und für das Zuhören. Eine Einladung, das Komplexe zu umarmen und die Geschichte eines Lebens zu erleben, das sich nicht für eine einfache Seite entscheiden kann.

4.0 von 5 Sterne
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Heitere Identitäts-Verknäuelung als Stand-up im todernsten Nahost-Konflikt
15 Tage her.
Kritik

Diese Tonlage und diese Handschrift sind regelmäßigen Besuchern des Gorki-Theaters bestens vertraut: das lustvolle Spielen mit Identitätsverknäuelungen, das Durcheinanderwirbeln und Auseinandernehmen von Stereotypen, die ironische Lässigkeit, mit der Autobiographisches und Autofiktionales gemixt werden, der provozierende Titel, der auf eine Hamas-Parole anspielt. Das ist typisch Yael Ronen.

Doch die Meisterin der Polit-Komödie hat das Gorki nach vielen Erfolgen verlassen, seit der vergangenen Spielzeit arbeitet sie wieder an der Schaubühne und versuchte, den Schmerz über das Massaker vom 7. Oktober im Musical „Bucket List“ zu verarbeiten. Präsent ist sie an diesem eine Stunde kurzen Abend dennoch und das in mehrfacher Hinsicht: Natürlich schimmern ihr Stil und ihre Handschrift durch. Sie sitzt aber auch in Persona in der letzten Reihe Mitte, wo sie von Shermin Langhoff herzlich begrüßt wird, bevor die Intendantin weiter mit dem Abenddienst durch den kleinen Raum wuselt, um weitere Lücken zu finden, in denen noch mehr Interessenten ihren Platz finden könnten. Mit ihrem vollen Namen taucht Ronen darüber hinaus ganz explizit im Solo von Yusef Sweid auf, das er mit Isabella Sedlak entwickelt hat. Der palästinensisch-israelische Schauspieler lernte Ronen bei einer Theater-Produktion kennen, zog mit ihr nach Berlin und war mit ihr verheiratet. 

Entgegen aller Befürchtungen des Betriebsbüros, die angesichts einschlägiger Erfahrungen und des provokativen Titels nahelagen, blieb es an diesem Premierenabend im Studio des Gorki-Theaters ruhig: kein Krawalll, keine Zwischenrufe. Stattdessen ein nachdenklich-heiterer Stand-up-Monolog eines Mannes, der Zeit seines Lebens immer wieder aufgefordert wurde und wird, in diesem seit Jahrzehnten andauernden Nahost-Konflikt Stellung zu beziehen. Dafür steht vor allem die Stimme seines Vaters, der längst im kanadischen Exil lebt, und die sich leitmotivisch in den Monolog einmischt und ein klares Bekenntnis zur palästinensischen Seite fordert. Doch Sweids Leben ist viel zu facettenreich und verknäuelt für derartiges Schwarz-Weiß, am wohlsten fühlt er sich fernab der Fronten in der multinationalen Berlin-Mitte-Bubble, wo die Digital Natives an ihren Apple-Devices bei Flat White oder ähnlichen Modegetränken an irgendwelchen Projekten werkeln. In dieser Bubble ist auch der Sohn von Sweid und Ronen aufgewachsen, der nach dem 7. Oktober seinen Vater angeblich fragte, was das eigentlich sei, dieser Antisemitismus, und dem das letzte Wort mit der Utopie eines friedlichen Trips von Istanbul nach Mekka ohne jede Grenzen gehört.

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