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Maxim Gorki Theater
www.gorki.de
Am Festungsgraben 2 - 10117 Berlin
Telefon: 030 202210
SPIELPLAN & KARTEN

Carmen

Bewertung und Kritik zu

CARMEN 
nach Georges Bizet
Regie: Christian Weise 
Premiere: 24. Januar 2025 
Maxim Gorki Theater, Berlin 

Zum Inhalt: »Die Roma-Gemeinschaft hat eine toxische Beziehung zu Carmen: Als eine unserer wenigen Ikonen, die die Jahrhunderte überdauert haben, erfüllt sie jedes Stereotyp, das jemals über uns Roma kursierte. Sie ist gewalttätig, rüpelhaft, ungezähmt, heißblütig, leidenschaftlich, diebisch, tanzt und singt sich als schwarzhaarige Femme fatale bar jeder Moral in die Betten der Männer. Und doch wird sie geliebt. Sie ist eine Widerstandsfigur, ein Symbol der Freiheit gegen die Konformität, eine Verweigerung der Opferrolle. Und letztlich das Porträt einer Frau, die ihrer Zeit voraus war.« Riah Knight

Spätestens seit der Uraufführung der Oper von Georges Bizet im Jahr 1875 ist die Titelheldin Carmen weltberühmt. Basierend auf der gleichnamigen Novelle von Prosper Mérimée schufen die Librettisten Henri Meilhac und Ludovic Halévy ein aufwühlendes tragisches Spiel um Leidenschaft, Liebe und Macht. Die begehrte und selbstbewusste Romni und Fabrikarbeiterin Carmen begegnet in Sevilla dem Soldaten Don José, dessen Faszination für sie obsessive Züge annimmt. Doch Carmen lässt nicht über sich verfügen. Als sich Don José in seiner männlichen Ehre verletzt fühlt, ermordet er sie. Die Oper löste 1875 einen Skandal aus. Nicht nur wegen ihrer realistischen Milieudarstellung mit Soldat*innen, Arbeiter*innen, Schmuggler*innen und Flamencotänzer*innen, die sich auf der bürgerlichen Bühne einfanden. Die Titelfigur selbst, insbesondere Carmens Freiheitsdrang, faszinierte und provozierte zugleich das Publikum, besonders, weil sie die patriarchale Ordnung störte. Letztendlich wurde Carmen aber wegen ihrer überragenden musikalischen Qualität und der mitreißenden Handlung zur meistgespielten Oper der Welt.

Nach Alles Schwindel setzt das Produktionsteam um Regisseur Christian Weise die Tradition der Musiktheaterabende fort und stellt das Genre der Opéracomique in den Vordergrund. Lustvoll werden Bilder und Vorstellungen hinterfragt, die durch Bizets Oper normativ verfestigt, und damit zu kulturellem Wissen erklärt wurden. Ein neues musikalisches Arrangement re-appropriiert die durch Bizet annektierten Elemente der Roma-Kultur und führt diese auf ihre Entstehungskontexte zurück. Carmen wird zu einem queer-intersektionalen und burlesken Stück Musiktheater.

3.0 von 5 Sterne
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Mix aus Slapstick, Diskurstheater und Best of der Arien
13 Minuten her.
Kritik

Christian Weise bietet einen eigenwilligen Mix aus viel Cross-Gender-Slapstick-Dekonstruktion des Librettos, einer gehörigen Portion nachdenklichen Diskurstheaters, aber auch mit dem Best of der Ohrwurm-Arien dieser Georges Bizet-Oper.

Highlight des Abends ist eindeutig Lindy Larsson: in der Titelrolle performt er als Diva und Femme Fatale, tritt aber auch häufig aus dieser Rolle und thematisiert, wie die Figur als exotische Projektionsfläche über anderthalb Jahrhunderte die männlich dominierte Gesellschaft triggerte. Wieder einmal handelt es sich im klassischen Kanon um ein Femizid-Opfer.

Der von drei Live-Musikern (Jens Dohle, Steffen Illner, Dejan Jovanović) begleitete Abend hangelt sich am roten Faden des Librettos von Henri Meilhac und Ludovic Halévy entlang, das wiederum auf einer gleichnamigen Novelle von Prosper Mérimée basiert. Widerpart von Larssons Carmen ist Don José, den Via Jakeli wie schon bei ihrem Debüt am Haus in „Der Untertan“ als aufgeblasene Wurst toxischer Männlichkeit anlegt und dabei einen Kopf kleiner ist als die Angebetete.

Interessant wird es immer dann, wenn Larsson die Slapstick-Ebene verlässt, aus dem sechsköpfigen Ensemble herausdreht und unter die Oberfläche des Hochglanz-Klassikers bohrt.

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