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    Maxim Gorki Theater
    www.gorki.de
    Am Festungsgraben 2 - 10117 Berlin
    Telefon: 030 202210
    SPIELPLAN & KARTEN

    Ellbogen

    Bewertung und Kritik zu

    ELLBOGEN 
    von Fatma Aydemi̇r
    Regie: Murat Di̇kenci̇ 
    Premiere: 18. April 2024 
    Maxim Gorki Theater, Berlin 

    Zum Inhalt: »Ich wollte die Dinge, die andere hatten … Aber ich bekam sie nie. Es war immer unmöglich. Es durfte nicht sein, warum auch immer … Ein eigenes Leben, weißt du? Aber unmöglich, das sind ganz normale Dinge, aber für mich voll unmöglich.«

    In ihrem furiosen Debutroman Ellbogen erzählt Fatma Aydemir von der siebzehnjährigen Hazal Akgündüz. Hazal ist in Berlin geboren. Ihre Eltern kommen aus der Türkei. Sie sehnt sich nach Liebe, nach Geborgenheit. Abhängen mit den Freundinnen ist nicht wirklich ein Ersatz. Eigentlich geht es immer um die Suche nach Glück. »Jeder Schwanz will doch glücklich sein.« Ein geklauter Lippenstift. Später der Ausbruch brutaler Gewalt. Hazal flieht, als die Polizei hinter ihr her ist, nach Istanbul. Hier war sie noch nie. Ist das jetzt der Ort, wo das Leben beginnt? »Mein Name ist Hazal Akgündüz, mein Thema lautet: Überleben.«

    Mit Aysi̇ma Ergün

    3.0 von 5 Sterne
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    Starkes Solo
    5 Monate her.
    Kritik

    ''Es fließt reichlich Wodka zum Warmlaufen für den geplanten Clubbesuch. Doch an der Tür, die hier in den rot leuchtenden Nebenraum geht, werden sie abgewiesen. Der Frust darüber steckt bei den Mädchen tief. Später entlädt sich die Wut in einem gemeinsamen Gewaltakt im U-Bahnhof gegen einen betrunkenen Studenten, der die Mädchen mit anzüglichen Sprüchen provoziert. Hazal stößt den Studenten auf die Gleise und flieht überstürzt zu Mehmet nach Istanbul. Murat Dikenci nimmt hier etwas das Tempo raus, lässt Aysima Ergün die Drastik der Tat nur vage erzählen.

    Dann öffnet die Schauspielerin ein Fenster zur Straße, von der Geräusche nach drinnen dringen. Das markiert einen Bruch im Ton wie auch in der Handlung. Auch in Istanbul findet Hazal keine Ruhe. Wie in Deutschland ist sie ein Fremdkörper in einem für sie fremden Land. Mehmet erweist sich als labiler Mensch, der viel kifft, Computerspiele zockt und nur an Sex interessiert ist. Durch Gespräche mit Mehmets Mitbewohner Halil, einem politisch aktiven Kurden aus der Provinz Mardin, erfährt Hazal erstmals von der Unterdrückung der Kurden. Eine Geschichte, die in ihrer Familie nicht vorkam. Nachdem die Polizei gewaltsam in Mehmets Wohnung eindringt, verlässt Hazal Mehmet und steht wieder allein in Istanbul. Hier lässt die Bühnenfassung einiges aus und geht gleich zum Kontakt Hazals mit ihrer Tante Selma über. In Deutschland ist ihre Tat bereits medial im Internet präsent, und die Tante will sie zur Rückkehr bewegen, um sich zu stellen. In einem längeren Monolog rekapituliert Aysima Ergün noch einmal die Verzweiflung ihrer Figur, das Desinteresse der Gesellschaft. „Sie sehen uns nur, wenn wir Scheiße bauen, dann sind sie plötzlich neugierig.“

    Wie im Roman bleibt auch hier das Ende offen. Nicht nach Deutschland zurückzukehren, ein eigenes selbstbestimmtes Leben zu führen, wird auch in der Türkei kaum möglich sein. Musik klingt von der Straße herein. Auf den TV-Bildschirmen laufen Bilder von der in Deutschland fast schon vergessenen Niederschlagung des Putsches gegen Erdogan 2016 in der Türkei. Diese politische Komponente, die das Ende des Romans bestimmt, lässt einen hier noch ratloser zurück. Ein Abend, der atmosphärisch in zwei Teile zerfällt, aber durchweg von der starken Präsenz der Solo-Darstellerin getragen wird.'' schreibt Stefan Bock am 19. April 2024 auf KULTURA-EXTRA

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    Wut und Gewalt einer jungen Migrantin
    5 Monate her.
    Kritik

    Aysima Ergün springt in ihrem Solo im Studio des Gorki-Theaters gekonnt zwischen den Figuren hin und her: auf minimalistischer Bühne ohne größere Requisiten markiert sie die jeweilige Figur nur mit veränderter Stimm- und Tonlage. Von der Hauptfigur bis zum privaten Security-Mann, vom strengen Vater bis zur genervten Mutter hüpft die Schauspielerin von Rolle zu Rolle, am meisten Spaß scheinen ihr die aufgekratzten Freundinnen der Teenagerin zu machen.

    Mit hohem Unterhaltungswert spielt die erste Hälfte des kurzen Abends mit den Stereotypen der deutsch-türkischen Integrationsdebatte. Dafür wurde schon Fatma Aydemir, die Autorin der Romanvorlage, gelobt, als ihr Debüt 2017 erschien und mit dem Klaus-Michael-Kühne-Preis und dem Franz-Hessel-Preis ausgezeichnet wurde. Das Publikum hat auch sichtlich Spaß und das Gorki ein Heimspiel, trifft diese komödiantische Auseinandersetzungen mit Migration und Nicht-Ankommen doch den Markenkern des Hauses.

    Abrupt wechselt die Grundstimmung: die Teenie-Probleme um den Crush Mehmet und die Frage, wie man sich für den Club aufbrezelt, nur um dann vom Türsteher doch abgewiesen zu werden, weicht einem Ausbruch stumpfer Gewalt. Das Gefühl, in dieser Gesellschaft nicht willkommen zu sein, führt in einen Gewaltrausch, als Hazal und ihre Freundinnen den privilegierten Studenten Thorsten vor die U-Bahn stoßen.

    Das Gorki betraute bereits in der vergangenen Spielzeit Hausregisseur Nurkan Erpulat mit einer Adaption von „Dschinns“, dem zweiten Roman von Fatma Aydemir, der mit großem Ensemble auf die Bühne kam und den Friedrich Luft-Preis gewann. Bei „Ellbogen“ entschied man sich für eine kleinere, deutlich reduziertere Form, die zwangsläufig skizzenhafter bleibt. Im komödiantischen ersten Teil funktioniert das Konzept gut, in der zweiten Hälfte ging die Wucht des Stoffes verloren.

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