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    Maxim Gorki Theater
    www.gorki.de
    Am Festungsgraben 2 - 10117 Berlin
    Telefon: 030 202210
    SPIELPLAN & KARTEN

    Die Übergangsgesellschaft

    Bewertung und Kritik zu

    DIE ÜBERGANGSGESELLSCHAFT
    von Volker Braun
    Regie: Thomas Langhoff 
    Premiere: 30. März 1988 
    Maxim Gorki Theater, Berlin 

    Zum Inhalt: "Die Übergangsgesellschaft" von Volker Braun hatte im März 1988 im Berliner Maxim Gorki Theater Premiere. Thomas Langhoff hatte diese Überschreibung von Anton Tschechows "Drei Schwestern" inszeniert. Braun hatte den Text 1982 ursprünglich für das Berliner Ensemble geschrieben. Aber da wollte man das von Resignation geprägte Stück über eine Gesellschaft im Wachkoma nicht spielen. So trug Braun es Thomas Langhoff an, der 1979 am Maxim Gorki Theater mit einer Inszenierung von Tschechows "Drei Schwestern" einen späten, aber kometenhaften Start als Theaterregisseur begonnen hatte. Zuvor hatte Langhoff als Regisseur beim Fernsehen gearbeitet.

    1938 wurde Thomas Langhoff im Zürcher Exil seines Vater Wolfgang Langhoff geboren, der zur DDR-Gründergeneration zählte und von 1946 bis 1963 Intendant des Deutschen Theaters war. 1934 war er nach KZ-Haft einer neuerlichen Verhaftung in die Schweiz entkommen und hatte dort 1935 ein damals weltberühmtes Buch über seine KZ-Haft geschrieben, "Die Moorsoldaten", eines der ersten Bücher über die Konzentrationslager überhaupt. 1963 war der überzeugte Kommunist Wolfgang Langhoff von der SED in einem demütigenden Verfahren aus dem Amt getrieben worden und wenige Jahre später gestorben. Seine idealistischen Vorstellungen vom Sozialismus empfand die SED als Affront.

    1979 war ein zentrales Motiv der Inszenierung seines Sohnes Thomas von Tschechows "Drei Schwestern" der Ruf des Trios "Wir wollen leben!" – Sinnbild für die Sehnsucht nach Freiheit und einem Leben jenseits der Bevormundung durch Staat und Partei. 1988 inszenierte Langhoff mit gleicher Besetzung wie 1979 Brauns Tschechow-Variation: Monika Lennartz als Olga, Ursula Werner als Mascha, Swetlana Schönfeld als Irina. Den alten Kommunisten und Vater der Schwestern spielte Albert Hetterle, der damals auch Intendant des Gorki Theaters war.

    4.0 von 5 Sterne
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    Legendäre Inszenierung über die Stagnation in der Endphase der DDR
    1 Jahr her.
    Kritik

    So sehr sich Olga, Irina und Mascha nach Moskau träumen, so stark sehnen sich die Figuren in der „Übergangsgesellschaft“ nach Reisefreiheit, die in der DDR nur wenigen Parteikadern vorbehalten war. Überdeutlich sind die Parallelen, die der Dramatiker Braun und der Regisseur Langhoff zwischen dem vor sich hindämmernden Landadel der Zarenzeit und der Enttäuschung der DDR-Bürger ihrer Gegenwart ziehen.

    Deshalb ist die „Übergangsgesellschaft“, die im Sommer 1990 vom kurz danach eingestellten Fernsehen der DDR aufgezeichnet wurde, ein sehenswertes Zeitdokument. Unklar bleibt: Wie deutlich waren die Systemkritik schon in der Theater-Premierenfassung anderthalb Jahre vor dem Mauerfall? Was wurde erst nach dem Zusammenbruch des Partei- und Staatsapparats nachgeschärft?

    Bis ins Slapstickhaft-Drastische geht die Kritik, wenn Swetlana Schönfeld als Irina voller Überdruss an den herrschenden Verhältnissen nur noch taumelt und torkelt und sich symbolisch mit dem Strick erhängt. Kein Blatt vor den Mund nimmt auch Ruth Reinecke als Mette, die auf den Tisch steigt und zu einem Monolog voller Freiheitspathos ansetzt, der die Experimentier- und Lebensfreude feiert.

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